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16.10.2024 /03:33:35
Harris wirbt um schwarze Wähler und verteidigt ihre Bilanz

16. Okt (Reuters) - Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat am Dienstag in einem seltenen Radiointerview ihre Bilanz als Staatsanwältin verteidigt und sich für die Entkriminalisierung von Marihuana und eine Polizeireform ausgesprochen. "Es ist einfach nicht wahr", sagte Harris auf die Frage, ob sie in ihrer Zeit als Bezirksstaatsanwältin von San Francisco überproportional viele afroamerikanische Männer habe verhaften lassen. In Bezug auf Marihuana-Fälle sei sie sogar "als eine der fortschrittlichsten Staatsanwältinnen" bezeichnet worden. Sie werde sich als Präsidentin für die Entkriminalisierung des Marihuana-Konsums einsetzen, da sie wisse, wie sehr das Gesetz bestimmten Bevölkerungsgruppen geschadet habe.

Zum Thema Polizeibrutalität sagte Harris, sie werde sich für die Verabschiedung des "George Floyd Policing Act" einsetzen, der 2021 im Kongress auf Eis gelegt wurde. Das Gesetz zielt auf eine Reform der Polizeiarbeit ab. Floyd war ein 46-jähriger Afroamerikaner, dessen Tod bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis am 25. Mai 2020 weltweite Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst hatte.

Auf die Befürchtungen einiger Anrufer, die US-Wahlen könnten nicht frei und fair verlaufen oder Trump könnte versuchen, ein weiteres Ereignis wie das vom 6. Januar zu provozieren, ging Harris nicht direkt ein. Sie vermied es, diese Befürchtungen als unbegründet zu bezeichnen, und warf Trump stattdessen vor, sich nicht für die Verfassung einzusetzen. "Dieser Mann ist schwach und ungeeignet", sagte sie.

Umfragen zeigen, dass weniger schwarze Wähler Harris unterstützen als US-Präsident Joe Biden bei der Wahl 2020 gegen Donald Trump. Ihre Kampagne und Verbündete wie Barack Obama arbeiten daran, diese Unterstützung in Michigan und anderen wichtigen Bundesstaaten mit knappen Mehrheiten zurückzugewinnen. Eine der größten Herausforderungen sei die Desinformation des Trump-Teams, die sich gegen schwarze Wähler richte, sagte Harris. "Sie versuchen, den Menschen Angst zu machen, weil sie wissen, dass sie sonst nichts haben, worauf sie setzen können."

In den kommenden Tagen stehen für Harris weitere wichtige Medientermine an. Am Mittwoch wird sie von Fox News interviewt. Der konservative Sender musste kürzlich 787 Millionen Dollar an eine Wahlmaschinenfirma zahlen, die wegen falscher Behauptungen einiger Fox-Moderatoren über Wahlmanipulationen bei den Präsidentschaftswahlen 2020 geklagt hatte. Ein möglicher Auftritt von Harris in der Podcast-Sendung von Joe Rogan, die ein Millionenpublikum vorwiegend männlicher Zuhörer aus dem gesamten politischen Spektrum erreicht, wird derzeit noch diskutiert. Rogan hatte nach der Fernsehdebatte zwischen Harris und Trump gewitzelt, hinter Harris' starkem Auftritt stecke ein "Puppenspieler".

Harris ist die erste Frau, die für das Präsidialamt der Vereinigten Staaten kandidiert. Sie wäre nach Barack Obama die zweite afroamerikanische Person an der Spitze der USA und hat zudem asiatische Vorfahren.

(Bericht von Jeff Mason und Trevor Hunnicutt, geschrieben von Katharina Loesche. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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