(Wiederholung vom Wochenende) |
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Trump sorgt für Paradigmen-Wechsel bei Schwellenländern |
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Dollar-Anstieg und Zollängste belasten |
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Währungen und Anleihen stehen unruhige Zeiten bevor |
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Mittelfristig sehen Experten positive Effekte |
- von Anika Ross |
Frankfurt (Reuters) - Über Wohl und Wehe der |
Schwellenländer im Jahr 2025 wird Experten zufolge in den USA |
und China entschieden. Donald Trump könnte mit seiner "America |
First"-Politik und Zolldrohungen einiges durcheinanderwirbeln. |
Denn eigentlich hatten Anleger nach Jahren der Zinserhöhungen |
mit der geldpolitischen Wende der großen Notenbanken auf eine |
deutliche Dollar-Abwertung und dadurch auf eine langsame |
Rückkehr zu goldenen Zeiten gehofft. In den Monaten nach dem |
Trump-Triumph ging es für den Dollar allerdings deutlich nach |
oben, was die in der US-Devise hoch verschuldeten |
Schwellenländer unter Druck setzt. |
Sollte der Dollar im kommenden Jahr weiter steigen, dürften Investoren ihr Geld aus der Anlageklasse abziehen und lieber in US-Vermögenswerte stecken. Doch Experten sehen gute Chancen, dass es anders kommt und Trump der Dollar-Stärke politisch entgegenwirken könnte. Auch in dem Kampf Chinas gegen das schwächelnde Wirtschaftswachstum der Volksrepublik liegen Chancen und Risiken für Schwellenländer-Portfolios.
Der weiteren Dollarentwicklung kommt bei der Prognose für die Schwellenländer eine Schlüsselrolle zu. "Viele Schwellenländer haben große Verschuldungen in fremden Währungen, ein starker US-Dollar sorgt deswegen für Druck. Sollte die amerikanische Devise hingegen abwerten, bleibt den Ländern mehr Luft zum Atmen", sagt Edgar Walk, Chefvolkswirt bei Metzler Asset Management. Seit dem Wahlsieg Trumps Anfang November hat der Dollar-Index <.DXY>, der die Devise zu anderen wichtigen Währungen misst, rund 3,5 Prozent zugelegt, seit Jahresbeginn rund 6,5 Prozent. Das hatte einer Reihe von Währungen in Schwellenländern zugesetzt, darunter auch dem mexikanischen Peso <MXN=>. "Der Grund für den Dollar-Anstieg dürfte darin liegen, dass die von Trump angekündigten Maßnahmen in der Handelspolitik, der Migrationspolitik und der Steuerpolitik den Inflationsdruck merklich erhöhen dürften", sagen die Commerzbank-Strategen. Ein höherer Inflationsdruck spräche dann wiederum für eine wieder straffere Geldpolitik der US-Notenbank.
Auch die ersten Monaten nach Trumps Amtsantritt dürften ungemütlich werden. "Während einige Länder schnell handelspolitische und andere Zugeständnisse machen werden, um in Sachen Zölle das Schlimmste zu verhindern, werden andere, wie China, wahrscheinlich die Hauptlast jedes von Trump angezettelten Handelskriegs tragen", sagt Investmentmanager Christopher Preece von Pictet Asset Management. "Je drastischer die Zölle, desto mehr wird der Dollar wahrscheinlich aufwerten, zumindest anfangs."
Metzler-Volkswirt Walk rechnet allerdings damit, dass es 2025 insgesamt mit der US-Währung wieder merklich abwärts gehen wird, politisch gewollt von Trump. Denn in seinem Interesse sei es, die Inflation unter Kontrolle zu halten und das Wachstum der amerikanischen Wirtschaft zu beschleunigen. "Diese Ziele erfordern, dass die Zölle auf US-Importe nicht zu extrem sein dürfen. Es ist also anzunehmen, dass Trump verhandlungsbereit ist und so agieren wird, dass Zinssenkungen möglich sind und der Dollar eher abwerten wird", sagt Walk.
Dann könnte der Optimismus in bezug auf Schwellenländer wieder voll aufblühen, der vor der Wahl geherrscht habe, sagte Anders Faergemann, leitender Portfoliomanager bei PineBridge Investments. Im ablaufenden Jahr erzielte der Anleihenindex der Schwellenländer von JPMorgan in Hartwährungen immerhin noch eine Rendite von rund sechs Prozent, während lokale Staatsanleihen auf der Stelle traten. Der MSCI-Aktienindex Emerging Markets hat in den vergangenen zwölf Monaten rund acht Prozent gewonnen.
In 2025 könnten Länder mit freundlicheren Beziehungen zur Trump-Regierung wie Argentinien, El Salvador und Russland zu den Gewinnern gehören. Indien wiederum dürfte von Trumps hartem Kurs gegenüber China profitieren. "Indische Anleger sind der Meinung, dass der Subkontinent ? der China bereits als bevölkerungsreichste Nation der Welt überholt hat ? aufgrund seiner binnenorientierten Wirtschaft und seiner relativen Immunität gegenüber globalen Risiken attraktiv ist", sagt Dina Ting von Franklin Templeton ETFs. Die Gesamtrenditen für indische Aktien in den letzten fünf Jahren seien in Dollar um 93 Prozent gestiegen, verglichen mit einem Anstieg von insgesamt etwa 24 Prozent für Schwellenländer, rechnet die Expertin vor.
Chinesische Aktien haben hingegen zu kämpfen und verzeichnete im selben Zeitraum einen Rückgang von fünf Prozent. Zu den wirtschaftlichen Problemen Pekings kommen gesellschaftliche Veränderungen wie sinkende Geburtenraten und eine schnell alternde Bevölkerung hinzu. Ende September schöpften die Anleger kurz Hoffnung, als die Notenbank Chinas das aggressivste Konjunkturpaket seit der Pandemie vorstellte. Das Fehlen detaillierter Maßnahmen enttäuschte dann schnell wieder. Investoren warten nun auf einen weiteren großen Stimulus. "Sollte dieser kommen, könnten verstärkt Gelder in Schwellenländer fließen. Die Anleger stehen in den Startlöchern", sagt Walk.
(Mitarbeit von Libby George, Rodrigo Campos, Lisa Mattackal, redigiert von: XXX. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 069 - 7565 1231 oder 030 - 2888 5168.)