Nachricht


21.02.2025 /15:07:14
FOKUS 1-Europas Autobauer rüsten sich für US-Zölle

*

Audi-Chef will 2025 über Produktion in Nordamerika entscheiden



*

BMW sieht keine Notwendigkeit für eigene Vereinbarung

*

Branche trifft EU-Handelskommissar Sefcovic
 
(Neu: mit BMW, EU, Details, Hintergrund)
- von Christina Amann und Victoria Waldersee
Berlin, 21. Feb (Reuters) -

Deutschlands Autobauer bereiten angesichts der drohenden Einfuhrzölle in den USA eine höhere Produktion in Nordamerika vor. So will sich die Volkswagen <VOWG_p.DE>-Tochter Audi noch in diesem Jahr auf eine nordamerikanische Produktionsstätte für den US-Markt festlegen. Audi-Chef Gernot Döllner sagte der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Freitag veröffentlichten Interview, Nordamerika und die USA als Schwerpunkt seien die Wachstumsregion. "Wir haben verschiedene Optionen: Wir könnten in bestehende Werke des Volkswagen-Konzerns gehen oder wir bauen zusätzliche Kapazitäten auf." Audi werde sich in diesem Jahr festlegen. "Wir sind lösungsoffen und bewerten die unterschiedlichen Optionen", antwortete er auf die Frage nach einem Werk in den USA.

Auch Mercedes-Benz <MBGn.DE> nimmt seine Produktion im
US-Werk in Alabama ins Visier. Mercedes-Finanzchef Harald
Wilhelm sagte am Donnerstag, das Unternehmen könnte mehr in
Tuscaloosa lokalisieren, um auf die Spannungen zu reagieren. Die
Stuttgarter stellen in der Anlage vor allem SUV-Modelle her.
Nach Unternehmensangaben werden derzeit ungefähr zwei Drittel
der Produktion exportiert.
 
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr nach Angaben der
International Trade Administration fast 800.000 Fahrzeuge aus
Europa in die USA exportiert, das sind fast viermal so viele,
wie umgekehrt aus den USA nach Europa gebracht wurden. Ein
großer Teil dieser Importfahrzeuge aus den USA stammt aus der
Produktion europäischer Hersteller; so führt allein BMW <BMWG.DE>
gut 90.000 Fahrzeuge aus den USA in Europa ein.
 
BMW-Einkaufschef Joachim Post sagte, sein Unternehmen
lehne eine eigene Vereinbarung mit der US-Regierung über
Zollvergünstigungen ab. Das Unternehmen sei der größte
Fahrzeugexporteur aus den USA. "Ich sehe keine Situation, in der
wir unseren eigenen Deal brauchen". BMW-Chef Oliver Zipse hatte
zudem in der Vergangenheit darauf verwiesen, dass das große Werk
in Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina dem Unternehmen
Spielraum verschaffe.
 
Um den Streit mit der US-Regierung zu entschärfen, macht
sich Zipse seit längerem für niedrigere Einfuhrzölle in der
Europäischen Union stark. Hier werden derzeit für US-Fahrzeuge
zehn Prozent Zoll verlangt, während in den USA nur 2,5 Prozent
Zoll für Pkw fällig werden. Zipse schlägt vor, den europäischen
Zollsatz an das US-Pendant anzugleichen.
 
Auch die EU-Kommission bemüht sich um eine Antwort.
EU-Handelskommissar Maros Sefcovic spricht am Freitag mit den
Vertretern der großen Autobauer und Zulieferer. Bei dem
virtuellen Treffen dürften die Zölle ganz oben auf der Agenda
stehen. Erst vor wenigen Tagen hatte sich Sefcovic mit seinen
US-Amtskollegen in Washington getroffen.
 
US-Präsident Donald Trump droht mit Einfuhrzöllen von 25
Prozent für Autos. Genaueres hat er für "um den 2. April" in
Aussicht gestellt. Für Einfuhren aus Mexiko, wo BMW unter
anderem die Limousine 3er fertigt, und Kanada hat Trump die
Anfang Februar verhängten Zölle von 25 Prozent zuletzt um einen
Monat verschoben. Von den Abgaben wären die zum Wolfsburger
Volkswagen-Konzern <VOWG_p.DE> gehörenden Hersteller Audi und
Porsche <911_p.DE> besonders betroffen, weil sie bislang nicht
über eine Produktion in den USA verfügen. Volkswagen-Chef Oliver
Blume hatte am Wochenende dem ZDF gesagt, sein Unternehmen werde
kurzfristig Kontakt mit der Trump-Regierung aufnehmen.

(Redigiert von Olaf Brenner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.