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Beide Konzerne halten je 50 Prozent
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Unternehmen zielt auf den Bau von Panzern für Italien - und darüber hinaus
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Lebonardo-Chef - "Keinmzelle" für großes Sicherheitsunternehmen
(Neu: Aussagen Konzernchefs, Details) |
Düsseldorf/Rom, 15. Okt (Reuters) - Rheinmetall <RHMG.DE> |
und der italienische Rüstungskonzern Leonardo haben ein |
Gemeinschaftsunternehmen zum Bau von Panzern auf den Weg |
gebracht. Die beiden Partner halten je 50 Prozent der Anteile an |
dem neuen Unternehmen, das zweistellige Milliardenumsätze in |
Italien und darüber hinaus erzielen soll, wie die Konzern-Chefs |
Armin Papperger und Roberto Cingolani am Dienstag in Rom |
verkündeten. 60 Prozent seiner Aktivitäten entfielen zunächst |
auf Italien. Rheinmetall-Chef Papperger sieht das Joint Venture |
als einen ersten Schritt hin zu einer Konsolidierung der |
Branche. Rheinmetall und Leonardo schafften gemeinsam ein neues |
Schwergewicht im Panzerbau, sagte er. "Dies ist ein bedeutender |
Schritt in Richtung der Schaffung eines europäischen |
Verteidigungssystems", sagte Cingolani. Das |
Gemeinschaftsunternehmen könne dafür die "Keimzelle" sein. |
Das bereits im Juli angekündigte Joint Venture nimmt nun zunächst milliardenschwere Panzer-Aufträge der italienischen Armee ins Visier, soll aber auch in andere Märkte liefern. Die Basis für die neuen Systeme sollen der Kampfpanzer Panther und der Schützenpanzer Lynx von Rheinmetall legen, die Leonardo mit eigenen Techniken ergänzen wird. Damit wollen sie auch den "Leopard" von Konkurrenten KNDS ausstechen. "Das Hauptziel des Joint Ventures ist die industrielle Entwicklung und anschließende Vermarktung des neuen italienischen Kampfpanzers (MBT) und der neuen Lynx-Plattform für das Programm 'Armoured Infantry Combat System (AICS)'", hieß es weiter. Das Programm sehe für Italien die Beschaffung von über 1000 gepanzerten Kampfsystemen vor. Neben dem klassischen Schützenpanzer seien auch Flugabwehr-, Aufklärungs- und Panzerabwehrversionen geplant. "Beide Partner erwarten zudem umfangreiche Absatzchancen für ihre gemeinsamen Produkte auf internationalen Märkten", hieß es weiter.
"Der erste Auftrag für das Joint Venture sollte entweder noch Ende des Jahres oder im ersten Quartal 2025 vergeben werden", hatte Papperger in einer Telefonkonferenz im August gesagt: "Wir reden dabei über 20 bis 25 Milliarden Euro", fügte er damals hinzu. Er gehe aktuell von rund 23 Milliarden Euro aus, sagte Cingolani nun. Neue Standorte für den Panzer-Bau würden nicht benötigt, die vorhandenen Kapazitäten reichten aus. "Wir stehen bereit", sagte der Leonardo-Chef.
Zudem solle das Gemeinschaftsunternehmen den Fahrplan für eine mögliche Beteiligung Leonardos am künftigen europäischen Hauptkampfsystem (MGCS) festlegen helfen, das einmal die Kampfpanzer Leopard 2 und Leclerc ablösen soll. Papperger hatte bereits die Schaffung einer europäischen Rüstungsschmiede ins Spiel gebracht. "Ich glaube, dass es sinnvoll wäre, ein europäisches Systemhaus zu gründen", hatte er erst im Mai gesagt.
Der russische Überfall auf die Ukraine hatte für |
westliche Rüstungskonzerne wie Rheinmetall eine Wende gebracht. |
Die Branche wird für die Stärkung der Bundeswehr und der Truppen |
der Nato-Staaten sowie der Ukraine gebraucht. In der |
europäischen Rüstungsindustrie werden auch deshalb neue |
Allianzen gebildet. |
Leonardo ist auch am deutschen Hensoldt <HAGG.DE>-Konzern |
beteiligt, dem Unternehmen zufolge halten die Italiener dort |
rund 22,8 Prozent der Anteile. Der Bund kontrolliert mit rund |
25,1 Prozent eine Sperrminorität an dem |
Rüstungselektronik-Konzern. |
Leonardo hatte 2023 mit über 53.000 Mitarbeitern einen |
Umsatz von 15,3 Milliarden Euro eingefahren und zählt damit zu |
den größten Rüstungskonzernen Europas. Rheinmetall kam im |
vergangenen Jahr auf knapp 7,2 Milliarden Euro Umsatz. Beide |
Unternehmen hatten per Ende 2023 einen Auftragsbestand von knapp |
40 Milliarden Euro in den Büchern. An Leonardo hält der |
italienische Staat knapp über 30 Prozent der Anteile. |
Rheinmetall ist seinerseits bereits in Italien vertreten |
und erwirtschaftet mit drei Tochtergesellschaften und insgesamt |
rund 1500 Mitarbeitern an fünf Standorten einen Umsatz von etwa |
einer Milliarde Euro. Mit dem neuen Gemeinschaftsunternehmen |
könnte es bald sehr viel mehr werden. |
(Bericht von Giulia Segreti und Matthias Inverardi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)