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15.10.2024 /14:44:09
FOKUS 2-Rheinmetall und Leonardo schmieden Panzer-Bündnis

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Beide Konzerne halten je 50 Prozent



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Unternehmen zielt auf den Bau von Panzern für Italien - und darüber hinaus



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Lebonardo-Chef - "Keinmzelle" für großes Sicherheitsunternehmen





(Neu: Aussagen Konzernchefs, Details)
Düsseldorf/Rom, 15. Okt (Reuters) - Rheinmetall <RHMG.DE>
und der italienische Rüstungskonzern Leonardo haben ein
Gemeinschaftsunternehmen zum Bau von Panzern auf den Weg
gebracht. Die beiden Partner halten je 50 Prozent der Anteile an
dem neuen Unternehmen, das zweistellige Milliardenumsätze in
Italien und darüber hinaus erzielen soll, wie die Konzern-Chefs
Armin Papperger und Roberto Cingolani am Dienstag in Rom
verkündeten. 60 Prozent seiner Aktivitäten entfielen zunächst
auf Italien. Rheinmetall-Chef Papperger sieht das Joint Venture
als einen ersten Schritt hin zu einer Konsolidierung der
Branche. Rheinmetall und Leonardo schafften gemeinsam ein neues
Schwergewicht im Panzerbau, sagte er. "Dies ist ein bedeutender
Schritt in Richtung der Schaffung eines europäischen
Verteidigungssystems", sagte Cingolani. Das
Gemeinschaftsunternehmen könne dafür die "Keimzelle" sein.

Das bereits im Juli angekündigte Joint Venture nimmt nun zunächst milliardenschwere Panzer-Aufträge der italienischen Armee ins Visier, soll aber auch in andere Märkte liefern. Die Basis für die neuen Systeme sollen der Kampfpanzer Panther und der Schützenpanzer Lynx von Rheinmetall legen, die Leonardo mit eigenen Techniken ergänzen wird. Damit wollen sie auch den "Leopard" von Konkurrenten KNDS ausstechen. "Das Hauptziel des Joint Ventures ist die industrielle Entwicklung und anschließende Vermarktung des neuen italienischen Kampfpanzers (MBT) und der neuen Lynx-Plattform für das Programm 'Armoured Infantry Combat System (AICS)'", hieß es weiter. Das Programm sehe für Italien die Beschaffung von über 1000 gepanzerten Kampfsystemen vor. Neben dem klassischen Schützenpanzer seien auch Flugabwehr-, Aufklärungs- und Panzerabwehrversionen geplant. "Beide Partner erwarten zudem umfangreiche Absatzchancen für ihre gemeinsamen Produkte auf internationalen Märkten", hieß es weiter.

"Der erste Auftrag für das Joint Venture sollte entweder noch Ende des Jahres oder im ersten Quartal 2025 vergeben werden", hatte Papperger in einer Telefonkonferenz im August gesagt: "Wir reden dabei über 20 bis 25 Milliarden Euro", fügte er damals hinzu. Er gehe aktuell von rund 23 Milliarden Euro aus, sagte Cingolani nun. Neue Standorte für den Panzer-Bau würden nicht benötigt, die vorhandenen Kapazitäten reichten aus. "Wir stehen bereit", sagte der Leonardo-Chef.

Zudem solle das Gemeinschaftsunternehmen den Fahrplan für eine mögliche Beteiligung Leonardos am künftigen europäischen Hauptkampfsystem (MGCS) festlegen helfen, das einmal die Kampfpanzer Leopard 2 und Leclerc ablösen soll. Papperger hatte bereits die Schaffung einer europäischen Rüstungsschmiede ins Spiel gebracht. "Ich glaube, dass es sinnvoll wäre, ein europäisches Systemhaus zu gründen", hatte er erst im Mai gesagt.

Der russische Überfall auf die Ukraine hatte für
westliche Rüstungskonzerne wie Rheinmetall eine Wende gebracht.
Die Branche wird für die Stärkung der Bundeswehr und der Truppen
der Nato-Staaten sowie der Ukraine gebraucht. In der
europäischen Rüstungsindustrie werden auch deshalb neue
Allianzen gebildet.
 
Leonardo ist auch am deutschen Hensoldt <HAGG.DE>-Konzern
beteiligt, dem Unternehmen zufolge halten die Italiener dort
rund 22,8 Prozent der Anteile. Der Bund kontrolliert mit rund
25,1 Prozent eine Sperrminorität an dem
Rüstungselektronik-Konzern.
Leonardo hatte 2023 mit über 53.000 Mitarbeitern einen
Umsatz von 15,3 Milliarden Euro eingefahren und zählt damit zu
den größten Rüstungskonzernen Europas. Rheinmetall kam im
vergangenen Jahr auf knapp 7,2 Milliarden Euro Umsatz. Beide
Unternehmen hatten per Ende 2023 einen Auftragsbestand von knapp
40 Milliarden Euro in den Büchern. An Leonardo hält der
italienische Staat knapp über 30 Prozent der Anteile.
 
Rheinmetall ist seinerseits bereits in Italien vertreten
und erwirtschaftet mit drei Tochtergesellschaften und insgesamt
rund 1500 Mitarbeitern an fünf Standorten einen Umsatz von etwa
einer Milliarde Euro. Mit dem neuen Gemeinschaftsunternehmen
könnte es bald sehr viel mehr werden.

(Bericht von Giulia Segreti und Matthias Inverardi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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