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Toskanische Bank bietet 13,3 Mrd Euro in Aktien |
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Großaktionäre sind bei beiden Häusern engagiert |
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Staat hatte lange nach Lösung für MPS gesucht |
(neu: weitere Details, Hintergrund) |
Mailand, 24. Jan (Reuters) - |
Auf dem italienischen Bankenmarkt bahnt sich ein weiterer überraschender Zusammenschluss an. Die erst mit Staatshilfe vor der Pleite gerettete Traditionsbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) will die größere Mediobanca für 13,3 Milliarden Euro schlucken und bietet dafür einen Aktientausch an. Die Mediobanca-Aktionäre sollen für je zehn ihrer Papiere 23 Monte-dei-Paschi-Aktien bekommen, wie MPS am Freitag mitteilte. Dies ist ein Aufschlag von fünf Prozent auf den Schlusskurs vom Donnerstag. An der Börse ist Mediobanca mit 12,7 Milliarden Euro deutlich mehr wert als MPS mit 8,8 Milliarden Euro. Mediobanca ist bekannt für Investmentbanking, Kredite an große Unternehmen und Vermögensverwaltung. MPS könnte ihr ein größeres Netzwerk bieten.
Eine mit der Situation vertraute Person sagte der |
Nachrichtenagentur Reuters, die Offerte sei mit Mediobanca nicht |
abgestimmt worden, sie komme für die Mailänder Investmentbank |
aber nicht unerwartet. Der Verwaltungsrat von Mediobanca werde |
sich in den nächsten Tagen damit befassen. |
Der italienische Staat hatte MPS, die älteste Bank der |
Welt, 2017 mit 5,4 Milliarden Euro vor dem Kollaps gerettet. Bei |
dem Versuch, wieder auszusteigen, hat er reiche Aktionäre an |
Bord geholt, die zum Teil auch an Mediobanca beteiligt sind: |
Delfin, die Holding des verstorbenen Milliardärs Leonardo Del |
Vecchio, ist mit 19,8 Prozent größter Anteilseigner von |
Mediobanca und hat bei MPS zuletzt auf 9,8 Prozent aufgestockt. |
Der Industriemagnat Francesco Gaetano Caltagirone hält 7,8 |
Prozent an Mediobanca und fünf Prozent an MPS. Mediobanca, |
Caltagirone und Delfin sind auch am italienischen |
Versicherungsriesen Generali beteiligt. Dort kommen sie |
zusammen auf fast ein Drittel des Kapitals. Der Staat hat seine |
Beteiligung an MPS nach deren Rettung nach und nach auf 11,7 |
Prozent von 68 Prozent abschmelzen lassen. |
Die toskanische MPS erwartet aus der Übernahme |
Einsparungen von 700 Millionen Euro im Jahr. Zudem ermögliche |
sie der Bank, Steuervorteile aus den Verlusten der Vergangenheit |
zu nutzen, was den Gewinn auf sechs Jahre um eine halbe |
Milliarde Euro pro Jahr steigern würde. Die Übernahme könne im |
September vollzogen sein, erklärte MPS. Das Geldhaus aus Siena |
steht - wie viele mittelgroße Banken - doppelt unter Druck: |
Einerseits müssen sie viel Geld in IT investieren, andererseits |
wächst auf vielen Geschäftsfeldern die Konkurrenz von außerhalb |
der Bankenbranche. |
Eigentlich hatte der Staat mit Monte dei Paschi andere |
Pläne. Nachdem UniCredit 2021 nach langen Hin und Her |
abwinkte, arbeitete das Finanzministerium an einer möglichen |
Fusion mit der Mailänder Banco BPM, die zusammen mit |
Delfin und Caltagirone in Siena eingestiegen war. Doch auch das |
durchkreuzte UniCredit-Chef Andrea Orcel Ende des vergangenen |
Jahres mit einem eigenen Übernahmeangebot für BPM. |
(Bericht von Valentina Za, geschrieben von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)