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Jahresverlust nähert sich Rekordniveau von 2020 |
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Belastungen durch Streiks und Qualitätsmängel |
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Boeing-Aktie fällt nachbörslich um 3,5 Prozent |
(neu: weitere Details, Kursreaktion) |
Seattle, 24. Jan (Reuters) - |
Qualitätsmängel, Probleme mit den Zulieferern, eine verschärfte Aufsicht durch die Behörden und die Folgen eines Streiks - all das summiert sich beim Flugzeugbauer Boeing <BA.N> zu einem Quartalsverlust von rund vier Milliarden Dollar. Der US-Rivale von Airbus <AIRG.DE> kündigte am Donnerstagabend einen Verlust von 5,46 Dollar je Aktie für das vierte Quartal an, der damit etwa dreimal so hoch ausfällt wie Analysten nach LSEG-Daten erwartet hatten. Bereits in den ersten neun Monaten 2024 waren bei Boeing Verluste von acht Milliarden Dollar aufgelaufen, so dass das Minus an den bisherigen Rekordverlust von zwölf Milliarden aus dem Corona-Jahr 2020 heranreichen dürfte. Genaue Zahlen will der Konzern in der kommenden Woche vorlegen.
Boeing-Chef Kelly Ortberg, der sein Amt im August |
angetreten hatte, sprach von "kurzfristigen Herausforderungen". |
Man habe aber im vierten Quartal wichtige Schritte unternommen, |
um das Geschäft zu stabilisieren. Dazu gehörten die Einigung mit |
den Gewerkschaften im November, nach der die Produktion der |
Boeing 737, 767 und 777 wieder aufgenommen werden konnte, und |
die Aufnahme von mehr als 20 Milliarden Dollar an frischem |
Kapital. |
Auch der Quartalsumsatz blieb mit 15,2 Milliarden Dollar |
hinter den Markterwartungen von knapp 16,3 Milliarden zurück. |
Das drückte die Boeing-Aktien nachbörslich um 3,5 Prozent. |
Der Airbus-Rivale stolpert seit 2019 von einer Krise in |
die nächste. Erst hatten zwei Abstürze des Verkaufsschlagers 737 |
MAX Probleme in der Produktion und mit der Sicherheit der |
Maschinen offenbart. Der Flugzeugbauer hatte die |
Aufsichtsbehörden bei der Abnahme der Modellreihe in die Irre zu |
führen versucht. Dann kam die Corona-Krise, und vor einem Jahr |
machte Boeing schließlich damit Schlagzeilen, dass sich bei |
einer 737 MAX während des Fluges eine Kabinentür gelöst hatte. |
Die deutlichen Lohnerhöhungen für die 33.000 Arbeiter in |
den Werken an der US-Westküste belasten den Flugzeugbauer: Auf |
die Langstrecken-Baureihe 777X hat der Konzern 900 Millionen |
Dollar vor Steuern abgeschrieben und das mit den höheren |
Lohnkosten begründet. Bei der Boeing 767 seien Belastungen von |
200 Millionen Dollar zu erwarten. Das drückt die |
Verkehrsflugzeug-Sparte tief in die roten Zahlen: Bei einem |
Quartalsumsatz von 4,8 Milliarden Dollar sei eine Rendite von |
minus 44 Prozent zu erwarten. Die Auslieferungen sind im |
vergangenen Jahr um ein Drittel auf 348 Maschinen eingebrochen, |
auch weil die Behörden ein Hochfahren der Produktion bis zur |
Lösung der Qualitätsprobleme untersagten. |
In der Rüstungssparte würden Belastungen von 1,7 |
Milliarden Dollar vor Steuern fällig. Boeing laufen die Kosten |
davon, während für Programme wie die KC-Tankflugzeuge und die |
Air Force One für den US-Präsidenten Festpreise vereinbart |
wurden. Bei der KC46, die auf der Boeing 767 basiert, trügen |
auch die Folgen des Streiks zu den Belastungen von insgesamt 800 |
Millionen Dollar bei. Das T-7-"Red Hawk"-Schulflugzeug wird 500 |
Millionen Dollar teurer, nachdem die US-Luftwaffe beschlossen |
hat, die ersten Maschinen erst 2026 abzunehmen. Daraus |
resultiert in der Sparte eine operative Umsatzrendite von fast |
minus 42 Prozent, bei einem Umsatz von 5,4 Milliarden Dollar. |
(Bericht von Allison Lampert in Montreal, Dan Catchpole in Seattle und David Shepardson in Washington Geschrieben von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)