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VW investiert bis zu 5,8 Mrd Dollar in Gemeinschaftsunternehmen
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Blume: Software soll auch in Kleinwagen eingesetzt werden |
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Erste Autos aus VW-Konzern sollen frühestens 2027 kommen |
(Neu: Details, Aussagen aus Pressekonferenz) |
Berlin, 12. Nov (Reuters) - |
Volkswagen <VOWG_p.DE> stockt seine Investition in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem angeschlagenen US-Elektroautobauer Rivian <RIVN.O> auf. Die Wolfsburger investieren nach Angaben vom Dienstag bis zu 5,8 Milliarden Dollar in das Vorhaben, von dem sie sich einen Durchbruch bei der Software für neue Elektroautos versprechen. Das sind 800 Millionen Dollar mehr als noch im Juni angekündigt, vor allem deswegen, weil mehr Autos die neue Software bekommen sollen als ursprünglich geplant. VW-Chef Oliver Blume sagte zum offiziellen Start des Gemeinschaftsunternehmens, die Partnerschaft mit Rivian sei der nächste logische Schritt in der Software-Strategie.
Volkswagen werde die ersten Fahrzeuge ab 2027 mit der |
Rivian-Software auf den Markt bringen. Um welche Autos es sich |
genau handelt, ließ Blume offen. Geplant sei, die elektronische |
Architektur und die Software in Elektroautos beider Unternehmen |
in allen relevanten Segmenten einzusetzen, einschließlich |
Kleinstwagen. Ursprünglich war die Software vor allem für |
größere Fahrzeuge vorgesehen. Zu den ersten Autos, die mit der |
neuen Software auf den Markt kommen, dürften die SUVs der neuen |
US-Marke Scout gehören: Scout-Chef Scott Keough sagte, es sei |
sinnvoll, die Fertigung in den USA und die US-Technologie zu |
kombinieren. Die ersten Scout-Modelle sollen ab 2027 von den |
Bändern laufen. |
Im ersten Schritt will Volkswagen die bestehende |
Rivian-Software nutzen, hieß es weiter. Teams von Rivian und VW |
hätten erfolgreich demonstriert, welches Potenzial die |
Zusammenarbeit habe, sagte Blume. Binnen zwölf Wochen sei ein |
erstes Demonstrationsfahrzeug entwickelt worden. Im zweiten |
Schritt solle gemeinsam eine Architektur entwickelt werden, die |
von der Software ausgeht. Geführt wird das |
Gemeinschaftsunternehmen vom Rivian-Manager Wassym Bensaid und |
dem VW-Vertreter Carsten Helbing. |
Die Wolfsburger versprechen sich von der Software-Zusammenarbeit deutliche Einsparungen. Finanzchef Arno Antlitz sagte, das Investitionsvolumen werde durch niedrigere Kosten in dem Gemeinschaftsunternehmen und künftige Einsparungen in der Investitionsplanung wettgemacht. Das spiegele sich darin wider, dass das Investitionsvolumen für die Planungsrunde 2025 bis 2029 auf 165 Milliarden Euro worden gesenkt sei.
Sie reagieren damit aber auch auf die anhaltenden |
Schwierigkeiten bei der Software-Tochter Cariad. Der ehemalige |
VW-Chef Herbert Diess hatte große Softwarepläne mit Cariad, doch |
das Projekt machte eher mit Problemen und Verzögerungen auf sich |
aufmerksam. Weil die Software für die Luxusplattform PPE nicht |
rechtzeitig fertig geworden war, mussten die Töchter Audi und |
Porsche <P911_p.DE> die Einführung neuer Modelle um mehrere Jahre |
verschieben. Cariad werde auch künftig eine zentrale Rolle im |
VW-Konzern spielen, sagte Blume, und unter anderem für das Thema |
autonomes Fahren zuständig sein. |
Volkswagen und Rivian hatten sich im Juni auf die Zusammenarbeit geeinigt, an der beide Unternehmen zu gleichen Teilen beteiligt sein sollen. Das Geld für das Gemeinschaftsprojekt kommt dabei von Volkswagen, Rivian steuert seine Technologie bei. Eine erste Zahlung von einer Milliarde Dollar sei bereits getätigt worden. 1,3 Milliarden Dollar flössen für IP-Lizenzen und die Beteiligung an dem Gemeinschaftsunternehmen, weitere bis zu 3,5 Milliarden Dollar sollen später in Form von Wandelanleihen, Eigenkapital und Fremdkapital folgen.
Für Rivian ist es eine dringend nötige Geldspritze: Das |
Unternehmen leidet derzeit unter der allgemeinen Nachfrageflaute |
nach Elektroautos, dazu kommen Produktionsunterbrechungen, weil |
Teile fehlten. Mit dem Geld von VW will das Unternehmen die |
Entwicklung des billigeren und kleineren R2-Geländewagens |
finanzieren, der 2026 auf den Markt kommen soll. Die |
Rivian-Aktien legten im nachbörslichen Handel zehn Prozent zu. |
(Bericht von Christina Amann. Redigiert von Katharina Loesche. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)