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01.10.2024 /17:02:06
KORRIGIERT-TOP-THEMA-Arabischer Ölriese Adnoc schluckt Kunststoffkonzern Covestro

(Stellt im 6. Absatz, erster Satz klar, dass die Investitionsvereinbarung mit Adnoc bis Ende 2028 (nicht länger) läuft. Der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen gilt bis Ende 2032.)

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Adnoc bietet wie erwartet 62 Euro je Aktie

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Ölkonzern zeichnet zudem Kapitalerhöhung

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Covestro-Vorstand unterstützt Offerte
 
Frankfurt, 01. Okt (Reuters) - Der Ölriese
Adnoc ist nach langem Werben um den Kunststoffkonzern
Covestro <1COV.DE> am Ziel. Der Staatskonzern aus Abu Dhabi
übernimmt das Leverkusener Unternehmen für bis zu 16 Milliarden
Euro. Adnoc bietet die bereits im Sommer in Aussicht gestellten
62 Euro je Aktie, wie die beiden Unternehmen am Dienstag
mitteilten. Zusätzlich zeichnet Adnoc eine Kapitalerhöhung um
zehn Prozent, die Covestro weitere knapp 1,2 Milliarden Euro in
die Kasse spült. Adnoc umgarnt das Dax-Unternehmen bereits seit
mehr als einem Jahr. Ende Juni begannen konkrete Verhandlungen.
Nun unterzeichneten Adnoc und Covestro eine
Investitionsvereinbarung.

Die Übernahme sei "eine zentrale Säule der Wachstumsstrategie von Adnoc International, die das Ziel verfolgt, eines der weltweit fünf größten Chemieunternehmen zu werden", erklärte der Ölkonzern. Dabei solle Covestro die Plattform für das Performance Materials- und Spezialchemie-Geschäft werden. "Wir sind davon überzeugt, dass unsere heute getroffene Vereinbarung mit Adnoc International im besten Interesse von Covestro, unseren Mitarbeitenden, unseren Aktionären und allen weiteren Stakeholdern ist", erklärte Covestro-Chef Markus Steilemann. "Die Unterstützung von Adnoc International sichert uns ein noch stärkeres Fundament für nachhaltiges Wachstum in hochattraktiven Branchen." Vorstand und Aufsichtsrat unterstützten das Angebot.

Bedingung für die Übernahme ist, dass Adnoc mit seinem Angebot auf mehr als 50 Prozent der Aktien kommt. Am Dienstag stiegen die Covestro-Papiere um 3,4 Prozent auf 57,86 Euro, blieben damit aber zunächst deutlich unterhalb der Offerte.

Allein für die Covestro-Aktien muss Adnoc bis zu 11,7 Milliarden Euro hinlegen, die Kapitalerhöhung kommt noch dazu. Einschließlich der Schulden von drei Milliarden Euro muss der Konzern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten also fast 16 Milliarden Euro finanzieren.

Covestro ist die ehemalige Kunststofftochter von Bayer <BAYGn.DE>, die der Pharma- und Agrarkonzern 2015 an die Börse gebracht hatte. Das Unternehmen fertigt Vorprodukte für die Auto-, Möbel-, Haushaltsgeräte- und Bauindustrie. Sie finden sich etwa im Schaumstoff von Matratzen, Autositzen, aber etwa auch in Windturbinenblättern. Weltweit hat der Konzern 17.500 Beschäftigte - davon knapp 7000 in Deutschland, die bis Ende 2032 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt sind.

Bis Ende 2028 wird die Investitionsvereinbarung mit Adnoc laufen, in der sich der Ölriese dazu verpflichtet, bei Covestro keine wesentlichen Änderungen vorzunehmen. Auch der Vorstand soll im Amt bleiben. "Adnoc International hat größtes Vertrauen in die Fähigkeiten des Covestro Managements", hieß es in der Mitteilung ausdrücklich. Adnoc werde keinen Beherrschungsvertrag verlangen, ein Rückzug von der Börse ist aber mit Zustimmung des Vorstands nicht ausgeschlossen. Mit den Einnahmen aus der von Adnoc gezeichneten Kapitalerhöhung soll die Nachhaltigkeitsstrategie vorangetrieben werden.

Eine Übernahme von Covestro würde dem Ölkonzern Adnoc, der auch Raffinerieprodukte und petrochemische Erzeugnisse herstellt, Zugang zu fortschrittlicheren Materialien verschaffen, die in Elektrofahrzeugen, Wärmedämmung für Gebäude sowie Beschichtungen, Klebstoffen und technischen Kunststoffen zum Einsatz kommen. Unter Vorstandschef Sultan Ahmed Al Jaber will Adnoc in neue Energien, kohlenstoffarme Brennstoffe wie Ammoniak und Wasserstoff sowie Flüssigerdgas und Chemikalien vorstoßen. "Diese strategische Partnerschaft ist eine ideale Verbindung. Sie passt nahtlos in Adnocs nachhaltige Wachstumsstrategie mit dem Ziel, zukunftssicher aufgestellt zu sein", erklärte Al Jaber.

(Bericht von Patricia Weiß Mitarbeit: Alexander Hübner redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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