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01.10.2024 /16:36:59
Chef der Schweizer Bankenaufsicht drängt auf mehr Kompetenzen

Zürich, 01. Okt (Reuters) - Der oberste Schweizer Bankenaufseher hat erneut mehr Kompetenzen für die Finanzmarktaufsicht (Finma) gefordert. "Ich war bei der Fed, ich war bei der EZB und als ich hier ankam, da schaue ich mir die Werkzeugkästen an und sehe, ich habe nicht so viele schöne Werkzeuge wie vorher", sagte Finma-Direktor Stefan Walter am Dienstag auf der Veranstaltung Finance Forum in Zürich. Mehr Kompetenzen für die Aufsicht würden auch im Bericht der Schweizer Regierung zur künftigen Bankenregulierung adressiert und es sei wichtig, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen rasch umgesetzt würden.

Vor allem die Möglichkeit von Kontrollen direkt in einer Bank hob der Finma-Chef hervor. "Vertiefte Vor-Ort-Kontrollen sind bei den wichtigsten Aufsichtsbehörden der Welt Standard." Zwar gebe es diese Möglichkeit auch in der Schweiz, doch der Spielraum der Aufsicht sei eingeschränkt. "Mit dem Wegfall dieser gesetzlichen Hürde kann die Aufsicht dort, wo sie die Risiken zu hoch einschätzt, selbst vertiefte Kontrollen durchführen. Auch wenn noch keine offensichtliche Brandgefahr vorhanden ist", sagte Walter.

Die Finma war im Zusammenhang mit dem Untergang der Credit Suisse stark in die Kritik geraten. Nach dem Kollaps und der Notübernahme der ehemals zweitgrößten Bank des Landes durch den größeren Rivalen UBS <UBSG.S> im März 2023 wurden der Aufsichtsbehörde, aber auch der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und der Regierung etwa ihr spätes Eingreifen vorgehalten. In den kommenden Wochen wird der Bericht einer sehr selten eingesetzten Sonderkommission des Parlaments erwartet, die den Umgang der Schweizer Behörden mit dem Credit-Suisse-Debakel untersucht. Einem Insiderbericht der "SonntagsZeitung" zufolge hat diese Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) schwere Versäumnisse der Finma und der SNB festgestellt.

Walter, ein ehemaliger EZB-Bankenaufseher, leitet die Finma seit April und hat wiederholt mehr Kompetenzen für die Behörde gefordert. Zudem hat er signalisiert, dass er bei der UBS zusätzliche Kapitalmaßnahmen für erforderlich hält. Beides hat auch die Regierung in ihrem mehr als 300 Seiten starken Bericht zum sogenannten "Too Big To Fail"-Regelwerk (TBTF) gefordert, das den Schweizer Finanzplatz und insbesondere die UBS krisenfester machen soll.

(Bericht von Paul Arnold, redigiert von Patricia Weiß. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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