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27.09.2024 /19:23:25
FOKUS 1-Flaute auf Automarkt erwischt Volkswagen - Prognose erneut gesenkt

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Erwartungen für Verkäufe und Umsatz heruntergenommen

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Vor allem Kernmarke VW unter Druck

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Umsatzrendite dürfte geringer ausfallen

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Holdinggesellschaft Porsche SE rechnet mit weniger Gewinn
 
(Neu: Details, Hintergrund)
Berlin, 27. Sep (Reuters) - Der angeschlagene Autobauer
Volkswagen <VOWG_p.DE> bekommt die Flaute auf dem Fahrzeugmarkt
zu spüren und schraubt zum zweiten Mal binnen weniger Monate
seine Prognose herunter. Das Unternehmen stimmte die Anleger am
Freitag auf einen rückläufigen Absatz und eine geringere Rendite
ein. Volkswagen verwies auf ein herausforderndes Marktumfeld.
Bei der Kernmarke Volkswagen, bei der Nutzfahrzeugsparte und bei
den Komponenten seien die Geschäfte schlechter gelaufen als
erwartet. Belastend wirke die schwache Konjunktur, aus der sich
weitere Risiken ergeben könnten.
Der Autoabsatz dürfte auf ungefähr neun Millionen Autos
zurückgehen und nicht steigen - wie noch im Frühjahr erwartet.
Das dürfte sich in der Bilanz bemerkbar machen: Beim Umsatz
erwarten die Wolfsburger einen leichten Rückgang auf 320
Milliarden Euro statt eines Anstiegs um bis zu fünf Prozent.
Auch die Rendite dürfte mit ungefähr 5,6 Prozent niedriger
ausfallen als zuletzt mit 6,5 bis 7,0 Prozent vorhergesagt.

Erst Anfang September hatte das Unternehmen seinen Sparkurs verschärft und das unter anderem mit der hartnäckigen Flaute am europäischen Automarkt begründet. Finanzchef Arno Antlitz sprach von zwei Millionen Autos, die jährlich in Europa weniger verkauft würden als vor der Corona-Pandemie. Für Volkswagen als Marktführer mit einem Marktanteil von ungefähr einem Viertel bedeute das, dass jährlich 500.000 Fahrzeuge fehlten.

Doch VW bekommt nicht nur den geringeren Absatz zu
spüren, auch in der Finanzsparte läuft es nicht so gut wie
ursprünglich angenommen. Hier spiele ein schwieriges
Geschäftsumfeld außerhalb Europas eine Rolle, hieß es. Zudem
dürfte es nicht gelingen, den Fehlbetrag von ungefähr 200
Millionen Euro aus der Trennung vom Russland-Geschäft wieder
wettzumachen.
 
Die gesenkte Prognose macht sich auch bei der
Volkswagen-Muttergesellschaft Porsche SE <PSHG_p.DE> bemerkbar:
Das Unternehmen, das fast ein Drittel an Volkswagen hält, senkte
ebenfalls seine Prognose. Die Holding rechnet nun nur noch mit
einem Gewinn von 2,4 bis 4,4 Milliarden Euro. Bislang lag die
Prognose bei 3,5 bis 5,5 Milliarden Euro.
 
ZUSATZBELASTUNGEN IN MILLIARDENHÖHE

Erst Anfang Juli hatte Volkswagen seine Prognose gesenkt und das unter anderem mit Zusatzbelastungen in Milliardenhöhe begründet. Die Ingolstädter Tochter Audi stoppt die Produktion des Oberklasse-Elektroautos Audi Q8 e-tron vorzeitig und stellt sein Werk in Brüssel auf den Prüfstand, was allein mit ungefähr 1,3 Milliarden Euro zu Buche schlägt. Derzeit wird nach einem Investor für die Anlage gesucht. Dazu kommen Belastungen durch die Schließung des MAN-Gasturbinenwerks und kostspielige Abfindungen für den Stellenabbau im indirekten Bereich, zu dem etwa die Verwaltung und die Entwicklung gehören.

Doch inzwischen macht auchdie geringere Nachfrage
insbesondere nach Elektroautos demUnternehmen zu schaffen, dazu
kommt das schwächere China-Geschäft. VW hatte deswegen seinen
Sparkurs verschärft, die seit dreiJahrzehnten geltende
Vereinbarung zur

Beschäftigungssicherung gekündigt

und droht mit Werksschließungen in Deutschland. Der Betriebsrat hat bereits Widerstand gegen die Pläne angekündigt, die Gewerkschaft IG Metall drohte zum Auftakt der

laufenden Tarifgespräche
mit Streiks ab Dezember.
 
Dazu kommt die Schwäche auf dem chinesischen Markt, wo
einheimische Rivalen den westlichen Herstellern bei Elektroautos
davongefahren sind und zudem die hartnäckige Immobilienkrise den
Markt für Luxusautos einbrechen ließ. Erst vor kurzem hatten die
Premiumhersteller

Mercedes-Benz

 <MBGn.DE> und

BMW

 <BMWG.DE> unter anderem deswegen ihre Prognosen gesenkt.



(Bericht von Christina Amann. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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