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13.09.2024 /10:24:46
FOKUS 1-Boeing-Mitarbeiter stimmen für ersten Streik seit 2008

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Streik soll am Freitag beginnen

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Arbeiter fordern Lohnplus von 40 Prozent

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Boeing bereit zu Verhandlungen
 
(Neu: Stellungnahmen Boeing und Gewerkschaft, Zitate, Details)
Seattle, 13. Sep (Reuters) - Beim US-Flugzeugbauer
Boeing <BA.N> stehen die Zeichen zum ersten Mal seit 16 Jahren
auf Streik. Ab Freitag um Mitternacht (Ortszeit) soll nach
Angaben der Gewerkschaft IAM die Produktion des meistverkauften
Jets 737 MAX und anderer Flugzeuge in den Werken rund um Seattle
und Portland zum Erliegen kommen. Von den rund 30.000
Mitarbeitern an der US-Westküste hätten am Donnerstag mit Ablauf
des bisherigen Tarifvertrags 96 Prozent für eine
Arbeitsniederlegung gestimmt und ein vorheriges Angebot von
Boeing abgelehnt. "Es geht um Respekt, es geht darum, die
Vergangenheit anzuerkennen und es geht darum, für unsere Zukunft
zu kämpfen", sagte Gewerkschaftsvertreter Jon Holden. "Wir
streiken um Mitternacht." Die versammelten Mitglieder
skandierten: "Streik! Streik! Streik!"

Am Sonntag hatte der Konzern angesichts eines drohenden Streiks ein Gehaltsplus von 25 Prozent versprochen. Die Lohnerhöhung sowie weitere Verbesserungen wie eine zwölfwöchige Elternzeit sollten vier Jahre lang gelten. Die IAM hatte ihren Mitgliedern empfohlen, das Angebot anzunehmen. Doch viele Beschäftigte reagierten verärgert und forderten die ursprünglich verlangte Lohnerhöhung von 40 Prozent.

Boeing zeigte sich nun gesprächsbereit: "Wir sind weiter
entschlossen, unsere Beziehung zu unseren Mitarbeitern und der
Gewerkschaft neu zu gestalten ? und wir sind bereit, an den
Verhandlungstisch zurückzukehren, um eine neue Vereinbarung zu
erreichen." Auch die Gewerkschaft wolle so schnell wie möglich
wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren, sagte Holden. Wie
lange der Streik dauern werde oder wann die Gespräche
fortgesetzt werden sollten, sagte er aber nicht. "Das ist etwas,
das wir von Tag zu Tag, von Woche zu Woche, angehen."
 
Mit dem angekündigten Streik verschärft sich die
angespannte Lage beim Airbus <AIR.PA>-Konkurrenten. Anfang des
Jahres hatte sich in einer Boeing 737 MAX-9 von Alaska
Airlines mit 171 Passagieren an Bord mitten im Flug
ein Teil der Kabinenwand gelöst. Auch das Rüstungsgeschäft
steckt in Schwierigkeiten, die Sparte verlor in den vergangenen
beiden Jahren Milliarden. Der Flugzeugbauer kämpft zudem mit
einem hohen Schuldenberg und chronischen Lieferverzögerungen,
die sich nun verschärfen könnten. Ein anhaltender Streik würde
sich auf die Fluggesellschaften auswirken, die auf die Jets von
Boeing angewiesen sind. Betroffen wären auch Zulieferer, die
Teile und Komponenten für die Flugzeuge herstellen.

(Bericht von Joe Brock, Allison Lampert und David Shepardson, geschrieben von Philipp Krach, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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