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20.02.2025 /12:53:20
FOKUS 2-Airbus bleibt trotz mehrerer Baustellen zuversichtlich

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Abschreibungen im Satelliten-Geschäft drücken Gewinn

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Dividende soll um 20 Cent auf 3,00 Euro steigen

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Mehr Optimismus für 2025: 820 Flugzeuge und 7 Mrd Gewinn
 
(neu: Vorstand in Pressekonferenz, Kursreaktion)
München/Toulouse, 20. Feb (Reuters) - Der europäische
Flugzeugbauer Airbus <AIRG.DE> <AIR.PA> kämpft mit anhaltenden
Widrigkeiten bei Zulieferern, im Satelliten- und im
Rüstungsgeschäft. Die Satelliten-Sparte wird zum Milliardengrab,
weshalb Vorstandschef Guillaume Faury auf der
Bilanzpressekonferenz am Donnerstag in Toulouse auf eine Allianz
mit den Rivalen Thales <TCFP.PA> und Leonardo drang. Für
den Militärtransporter A400M fehlen Airbus Anschlussaufträge.
Der angeschlagene Zulieferer Spirit AeroSystems <SPR.N> bremst
unterdessen den Hochlauf des Langstreckenflugzeugs A350 und des
kleineren Airbus A220, so dass sich die Frachtversion des A350
um rund ein Jahr auf das zweite Halbjahr 2027 verzögert. "Ein
hartes Jahr", resümierte Faury.

Das bereinigte Ergebnis des Boeing <BA.N>-Rivalen vor Zinsen und Steuern (Ebit adjusted) sank im vergangenen Jahr auf 5,4 (2023: 5,8) Milliarden Euro. In Aussicht gestellt hatte Airbus zuletzt 5,5 Milliarden, traf mit den Zahlen aber weitestgehend die Erwartungen von Analysten. Dabei schrieb Airbus weitere 300 Millionen Euro in der Raumfahrt-Sparte ab, insgesamt summierten sich die Belastungen dort seit Anfang 2023 auf zwei Milliarden Euro.

Im Satelliten-Geschäft ist Airbus im Hintertreffen gegenüber Newcomern aus den USA wie Elon Musks SpaceX, die schneller und billiger arbeiten. "Uns fehlt die Größe, um wettbewerbsfähig zu sein", räumte Faury ein. Er bestätigte Gespräche mit der französischen Thales und der italienischen Leonardo, die idealerweise in ein Gemeinschaftsunternehmen nach dem Modell des Raketen-Joint Ventures MBDA münden sollten. Auf einen Zeitplan wollte er sich nicht festlegen. Für den Airbus A400M reichen die vorliegenden 48 Aufträge noch für drei Jahre. Für die Zeit danach brauche man "mehr Klarheit und Sicherheit", sagte Faury.

EINE HALBE MILLIARDE ALS MITGIFT

Im Kerngeschäft mit Verkehrsflugzeugen ist die Lieferkette die größte Baustelle. Die Triebwerkslieferanten CFM <GE.N> <SAF.PA> und Pratt & Whitney/MTU <MTXGn.DE> kommen mit der Nachfrage nicht hinterher. Faury deutete aber vor allem auf Spirit AeroSystems, die Teile für den A350 und den A220 bauen. Parallel zur Übernahme durch Boeing sollen zwei Werke von Spirit an Airbus gehen. Um deren Verluste zu decken, bekommt Airbus dafür gut eine halbe Milliarde Euro als Mitgift, wie der neue Finanzchef Thomas Toepfer sagte. Eine Einigung sei in den nächsten Wochen zu erwarten. Airbus bleibe bei seinem Ziel, die Produktion des A350 bis 2028 auf zwölf Maschinen pro Monat zu verdoppeln. Die Fracht-Variante des A350 soll allerdings erst im zweiten Halbjahr 2027 auf den Markt kommen, etwa ein Jahr später als angekündigt.

Trotz aller Probleme will Airbus die Flugzeugproduktion in diesem Jahr ausweiten: 820 Verkehrsflugzeuge sollen ausgeliefert werden - das wären sieben Prozent mehr als im abgelaufenen Jahr. Das Ziel sei "ziemlich vorhersehbar", sagte Faury. 2024 hatte Airbus 800 Auslieferungen angekündigt, musste die Pläne aber später korrigieren, weil die Zulieferer nicht mithalten konnten. Das bereinigte Ebit soll 2025 auf sieben Milliarden Euro steigen - eine Marke, die eigentlich schon im vergangenen Jahr erreicht werden sollte.

Mögliche neue Zölle sind in der Prognose nicht berücksichtigt. Faury macht sich aber offenbar wenig Sorgen, dass die USA gegen die Flugzeugbranche vorgehen könnten. "Wir produzieren in den USA, wir liefern in die USA", sagte er. Und US-Fluggesellschaften seien wichtige Kunden. "Wir glauben, dass wir direkt nicht von Zöllen betroffen sein werden. Aber wir warten einmal ab."

Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um sechs Prozent auf 69,2 Milliarden Euro. Aus dem Nettogewinn von 4,2 (3,8) Milliarden Euro will Airbus eine um 20 Cent je Aktie erhöhte Dividende von insgesamt drei Euro zahlen, davon einen Euro als Sonderdividende. Darin spiegele sich auch die Zuversicht über die künftige Entwicklung wider, sagte Faury. Die Airbus-Aktie, die am Mittwoch auf ein Rekordhoch gestiegen war, gab gut ein Prozent nach.

(Bericht von Alexander Hübner, Tim Hepher und Gianluca Lo Nostro redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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