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15.10.2024 /17:08:11
Insider: Israels Vorgehen auf Golan deutet auf breitere Front gegen Hisbollah

Amman/Beirut, 15. Okt (Reuters) - Israelische Truppen haben Insidern zufolge Landminen auf den besetzten Golanhöhen geräumt und neue Barrieren zwischen der dortigen Demilitarisierten Zone (DMZ) und Syrien errichtet. Dies könne darauf hindeuten, dass sich das israelische Militär auf eine Ausweitung seines Boden-Einsatzes gegen die libanesische Hisbollah-Miliz vorbereite, erfuhr Reuters aus Sicherheitskreisen. Möglicherweise werde Israel erstmals versuchen, die Hisbollah weiter östlich entlang der libanesischen Grenze anzugreifen. Dabei wolle das israelische Militär vermutlich zugleich ein sicheres Gebiet schaffen, von dem aus es die Hisbollah ungehindert auskundschaften und eine Infiltration auf eigenes Gebiet verhindern könne.

Über die Minenräumung wurde bereits berichtet. Insider teilten jedoch Einzelheiten mit, die darauf hinweisen, dass Israel den Zaun, der die Demilitarisierte Zone (DMZ) von der syrischen Seite trennt, verschiebt und in dem Gebiet weitere Befestigungen gräbt. Die Demilitarisierte Zone reicht vom östlichen Rand der Golanhöhen nach Syrien, umfasst im Norden aber auch ein Grenzstück zwischen Syrien und dem Libanon.

Israel hat die Golanhöhen, die international als Teil Syriens gelten, im Sechstagekrieg 1967 erobert. Das Gebiet ist seither von Israel besetzt und wurde 1981 annektiert - international anerkannt ist dies nicht, Syrien verlangt die Rückgabe der Golanhöhen. Sie sind ein strategisch bedeutsames, etwa 1200 Quadratkilometer großes Plateau, das im Norden an den Libanon und im Süden an Jordanien grenzt.

AUSWEITUNG DES KONFLIKTES AUF GOLANHÖHEN?

Militärische Aktionen mit Angriffen aus den von Israel besetzten Golanhöhen und möglicherweise aus der DMZ könnten den Konflikt ausweiten. Israel führt bereits einen erbitterten Kampf gegen die Hisbollah im Libanon. Sie beschießt israelisches Territorium immer wieder mit Raketen, um die Hamas im Gazastreifen zu unterstützen - mit der Israel seit einem Jahr im Krieg liegt. Israel greift Ziele im Libanon aus der Luft und vom Mittelmeer aus an. Vor zwei Wochen sind zudem israelische Bodentruppen in den Süden des Libanons einmarschiert.

Durch die Ausweitung seiner Front nach Osten könnte Israel den Druck auf die Waffennachschubrouten der Hisbollah verstärken, die zum Teil durch Syrien verlaufen.

Navvar Saban, ein Konfliktanalyst des in Istanbul ansässigen Harmoon Center, sagte, der Einsatz auf den Golanhöhen scheine ein Versuch zu sein, "den Boden zu bereiten" für eine umfassendere Offensive im Libanon. "Alles, was in Syrien geschieht, dient der Strategie Israels im Libanon: Angriffe auf Versorgungsrouten, Angriffe auf Lagerhäuser, Angriffe auf Menschen, die mit den Versorgungslinien zur Hisbollah in Verbindung stehen", sagte Saban.

Einem syrischen Geheimdienstoffizier, einem in Südsyrien stationierten syrischen Soldaten und drei hochrangigen libanesischen Sicherheitsinsidern zufolge hat Israel die Minenräum- und Bauarbeiten in den vergangenen Wochen beschleunigt. Zudem habe Israel seine Angriffe auf Syrien - darunter die Hauptstadt Damaskus und das syrisch-libanesische Grenzgebiet - in jüngster Zeit noch verstärkt.

Der syrische Soldat sagte, Israel verschiebe den Zaun, der die besetzten Golanhöhen von der DMZ trennt, weiter nach außen. Es baue eigene Befestigungen in der Nähe Syriens, damit es dort nicht zu einer Infiltration kommen könne. Der Soldat sagte, Israel scheine in der DMZ eine "Pufferzone" einzurichten. Ein libanesischer Insider sagte, die israelischen Soldaten hätten im Oktober einen neuen Graben nahe der DMZ gegraben.

Aus libanesischen Sicherheitskreisen verlautete, die Minenräumaktionen könnten es den israelischen Truppen ermöglichen, die Hisbollah von Osten her einzukreisen.

Auch die UN-Beobachtertruppe UNDOF, die vom UN-Sicherheitsrat 1974 auf den Golan geschickt wurde und den Waffenstillstand zwischen Israel und Syrien überwachen soll, berichtete von "Bautätigkeiten der israelischen Truppen in der Nähe des Trennungsgebietes".

Das israelische Militär erklärte, es gebe "keine Kommentare zu Einsatzplänen" ab. Es teilte lediglich mit, dass es "derzeit gegen die Terrororganisation Hisbollah kämpfe, um den Bewohnern des Nordens eine sichere Rückkehr in ihre Häuser zu ermöglichen".

(Bericht von: Suleiman Al-Khalidi, Maya Gebeily; geschrieben von Sabine Ehrhardt; redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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