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Insider erwarten nach jüngster Zinssenkung Zinspause
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Kazaks - EZB sollte nicht bei jeder Sitzung Zinsen senken
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Stournaras - Lockerung bei weiterem Konjunkturabsturz
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Holzmann trug Zinssenkung am Donnerstag nicht mit
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Centeno warnt vor zu starkem Inflationsrückgang
(Neu: Notenbankchefs von Griechenland, Estland, Österreich, Portugal, Lettland)
Frankfurt, 06. Jun (Reuters) - Nach der jüngsten |
Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) haben mehrere |
Währungshüter davor gewarnt, bei jeder Zinssitzung einen |
weiteren Schritt nach unten zu erwarten. Angesichts der |
unsicheren Wirtschaftsaussichten solle die EZB jetzt ihr Pulver |
trocken halten und nicht von Sitzung zu Sitzung ihre Geldpolitik |
lockern, sagte der Präsident der lettischen Zentralbank, Martins |
Kazaks, in einem am Freitag veröffentlichten Interview der |
Nachrichtenagentur Reuters. "Ich glaube nicht, dass der Markt |
erwarten sollte, dass der Kurs der Zinssenkungen bei jeder |
Sitzung fortgesetzt wird", sagte Kazaks. "Es besteht keine |
Notwendigkeit. Und es ist sinnvoll, den politischen Spielraum |
beizubehalten." Griechenlands Notenbankchef Yannis Stournaras |
rechnet nur bei einer weiteren Abschwächung der Konjunktur mit |
einem erneuten Lockerungsschritt. |
Die Währungshüter hatten am Donnerstag auf ihrer Sitzung zum siebten Mal in Folge die Zinsen gesenkt. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, mit dem die EZB ihre Geldpolitik steuert, wurde um einen Viertelpunkt auf 2,00 Prozent nach unten gesetzt. Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann hatte sich als Einziger dagegen ausgesprochen.
Die meisten Euro-Wächter der EZB befürworten eine Beibehaltung des Leitzinses auf dem Niveau von 2,00 Prozent auf der nächsten Sitzung im Juli oder möglicherweise auch länger, wie Reuters von Insidern erfuhr. Auch Kazaks spricht sich für eine mögliche Pause aus. Er warnte aber angesichts der sich ständig verändernden politischen Landschaft vor einer festen Zusage.
Aus Sicht seines EZB-Ratskollegen Stournaras sollte sich die Notenbank alle Optionen offenlassen. "Wenn die Konjunktur noch mehr schwächelt und die Inflation auf mittlere Sicht nachhaltig auf unter zwei Prozent fällt, könnten wir die Zinsen senken", sagte Stournaras in einem am Freitag ausgestrahlten Interview mit Bloomberg TV. "Aber das ist nicht zu erwarten", fügte er hinzu. Im Mai lag die Teuerungsrate in der 20-Länder-Gemeinschaft bei 1,9 Prozent. Estlands Notenbankchef Madis Müller ist der Ansicht, dass die EZB ihr Inflationsziel von zwei Prozent im Wesentlichen erreicht hat. "Das erwartete Wirtschaftswachstum dürfte ebenfalls in den nächsten Jahren recht moderat ausfallen", sagte er. Es gebe daher keinen Grund sich über Preisdruck im Zusammenhang mit einer wirtschaftlichen Erhitzung Sorgen zu machen.
Für Österreichs Notenbankchef Holzmann hat die EZB mit ihren Leitzinsen sogar bereits ein konjunkturantreibendes expansives Niveau erreicht. Der Gleichgewichtszins in Europa, der eine Wirtschaft weder bremst noch anschiebt, liege gegenwärtig bei etwa drei Prozent, sagte Holzmann in Wien. "Was heißt, wir sind mit den zwei Prozent schon sehr expansiv."
Nach Ansicht von Portugals Notenbankchef Mario Centeno dürfte sich der Abwärtstrend bei der Inflation bis Anfang nächsten Jahres noch verschärfen. "Dann wird sie sich der gefährlichen Marke von ein Prozent oder etwas darüber nähern", sagte er auf einer Pressekonferenz. "Das ist ein Szenario, das uns alarmieren sollte." Centeno geht davon aus, dass der Zinssenkungszyklus in diesem Jahr fortgesetzt wird.
(Bericht von Balazs Koranyi, Francesco Canepa, Sergio Gonçalves, Francois Murphy, Lefteris Papadimas Geschrieben von Frank Siebelt, Rene Wagner Redigiert von Ralf Banser Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)