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24.01.2025 /19:11:29
FOKUS 3-Rätselraten um Zölle und Konjunktur drückt Wall Street

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US-Wirtschaftswachstum verlangsamt sich

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Industrie wächst erstmals seit sieben Monaten wieder

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Zollhoffnungen stützen US-notierte chinesische Aktien

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Texas Instruments und Boeing nach Zahlen unter Druck
 
(Neu: Konjunkturdaten, China-Werte, Boeing)
Frankfurt, 24. Jan (Reuters) - Das Rätselraten über die
Zollpolitik des neuen US-Präsidenten und uneinheitliche
Konjunkturdaten machen die US-Anleger nervös. Der
Dow-Jones-Index der Standardwerte und der breiter gefasste
S&P 500 <.SPX> notierten am Freitag knapp im Minus bei 44.519 und
6115 Punkten. Der Index der Technologiebörse Nasdaq <.IXIC> gab
0,2 Prozent auf 20.023 Zähler nach. Unter die Räder geriet auch
der Dollar-Index <.DXY>, der um 0,7 Prozent auf 107,26 Punkte
abrutschte.

Trump hat gesagt, dass er Zölle gegen Mexiko, Kanada, China und die Europäische Union am 1. Februar ankündigen könnte. Doch Analysten rechnen erst am 1. April mit größeren Schritten, da die US-Behörden ihre Empfehlungen zur Handelspolitik bis zu diesem Tag abgeben dürfen. "Das Ausmaß der Zölle bleibt ungewiss", sagte Mark Haefele, Chefanleger bei der Schweizer Großbank UBS. "Unser Base-Case-Szenario, dem wir eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent zuordnen, ist, dass der effektive Zollsatz der USA gegenüber China auf 30 Prozent steigt und dass China Vergeltungsmaßnahmen ergreift."

US-INDUSTRIE WÄCHST WIEDER

Anleger befürchten, dass ein solcher Handelskonflikt die Inflation nach oben treiben könnte. Ross Mayfield, Stratege bei der Investmentbank Baird, zeigte sich gelassen. "Wir sind von Anfang an der Ansicht gewesen, dass die Besorgnis über einen möglichen Inflationsanstieg während Trumps Amtszeit übertrieben ist." Manche der möglichen Zölle und eine Einwanderungspolitik, die zu höheren Löhnen führen würde, könnten die Inflation Mayfield zufolge zwar leicht nach oben treiben. Dieser Effekt dürfte allerdings durch Trumps Deregulierung und Energiepolitik ausgeglichen werden.

Zugleich versuchten Investoren, die jüngsten Konjunkturdaten zu interpretieren. Die US-Wirtschaft hatte ihr Wachstumstempo zu Jahresbeginn laut einer Umfrage deutlich verringert. Der Einkaufsmanagerindex fiel im Januar auf 52,4 Punkte von 55,4 Zählern im Dezember, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Freitag zu seiner monatlichen Unternehmensbefragung mitteilte. Dies ist das langsamste Wachstum binnen neun Monaten. Vor allem im Servicesektor ließ die Dynamik deutlich nach. Der schwächelnde Industriesektor schaffte es indes erstmals seit sieben Monaten über die Wachstumsschwelle von 50 Punkten.

TEXAS INSTRUMENTS NACH ZAHLEN UNTER DRUCK

Auf der Unternehmensseite trieb die Hoffnung auf ein Ausbleiben der befürchteten US-Zölle gegen China die US-notierten Aktien chinesischer Unternehmen an. PDD <PDD.O>, JD.Com <JD.O> und Alibaba <BABA.N> gewannen zwischen knapp drei und vier Prozent. Trump hatte in einem am Donnerstag ausgestrahlten Interview mit dem US-Sender Fox News gesagt, sein jüngstes Gespräch mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping sei "freundschaftlich" gewesen und er könne eine Einigung im Handelsstreit mit China erzielen. Er wolle lieber keine Zölle gegen China erheben.

Im Rampenlicht bei anderen Unternehmen standen die Konzernbilanzen und -prognosen. Gefragt nach einem hochgeschraubten Ausblick waren etwa die Aktien des Dating-App-Anbieters Grindr <GRND.N>, die um gut sieben Prozent zulegten. Die Rivalen Match <MTCH.O> und Bumble <BMBL.O> rückten in ihrem Kielwasser um 2,6 und 1,7 Prozent vor.

Um 6,5 Prozent nach unten ging es dagegen bei Texas Instruments <TXN.O>. Der Chipkonzern hatte mit seinem Gewinnausblick für das laufende erste Quartal die Experten enttäuscht. Der Konzern ist der erste der großen US-Halbleiterhersteller, der Ergebnisse für das Vierteljahr vorlegt.

Aus den Depots flogen auch Boeing <BA.N>. Die Titel des angeschlagenen Flugzeugbauers gaben nach Zahlen um knapp ein Prozent nach. Qualitätsmängel, Probleme mit den Zulieferern, eine verschärfte Aufsicht durch die Behörden und die Folgen eines Streiks - all das summierte sich bei Boeing im vergangenen Quartal zu einem Verlust von rund vier Milliarden Dollar.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)



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