(Neu: Israels Regierung stimmt für Abkommen)
*
USA: Waffenruhe und erster Austausch von Geiseln beginnt Sonntagmorgen
*
WHO: Hilfslieferungen können mit Waffenruhe deutlich zunehmen
- von James Mackenzie und Nidal al-Mughrabi und Alexander Cornwell
Jerusalem/Kairo/Gaza, 18. Jan (Reuters) - Das |
israelische Kabinett hat das Abkommen mit der |
radikal-islamischen Hamas über einen Waffenstillstand und die |
Freilassung von Geiseln im Gazastreifen gebilligt. "Die |
Regierung hat den festgelegten Rahmen für die Rückkehr der |
Geiseln gebilligt. Das Abkommen für die Freilassung der Geiseln |
wird am Sonntag in Kraft treten", teilte das Büro von |
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am frühen Samstagmorgen |
mit. Damit hat die israelische Regierung den Weg für eine |
sechswöchige Waffenruhe und die Freilassung der ersten Geiseln |
frei gemacht. Medienberichten zufolge sollen nach einer mehr als |
sechsstündigen Sitzung 24 Minister für und acht Minister aus dem |
Lager der rechten Hardliner gegen das Abkommen gestimmt haben. |
Am Freitagnachmittag hatte bereits das israelische |
Sicherheitskabinett das Waffenruheabkommen gebilligt. |
Eigentlich hatte die Regierung bereits am Donnerstag abstimmen sollen. Wegen der Differenzen zwischen verschiedenen Ministern verschob sie allerdings das Treffen. Zudem warf sie der Hamas vor, in einigen Punkten von der Vereinbarung abzurücken. Am Freitag erklärte die Gruppe, alle Hindernisse im Zusammenhang mit dem Abkommen seien beseitigt.
Der Verhandlungsführer der USA, Brett McGurk, sagte dem US-Fernsehsender CNN, das Weiße Haus gehe davon aus, dass die Waffenruhe am Sonntagmorgen beginne und die ersten drei weiblichen Geiseln am Sonntagnachmittag über das Rote Kreuz an Israel übergeben werden würden. "Wir haben jedes einzelne Detail in diesem Abkommen festgelegt. Wir sind sehr zuversichtlich, dass es am Sonntag umgesetzt werden kann", so McGurk. Dem Diplomaten zufolge sollen nach Sonntag dann vier weitere weibliche Geiseln nach sieben Tagen freigelassen werden, gefolgt von der Freilassung von drei weiteren Geiseln alle sieben Tage. Das israelische Justizministerium veröffentlichte am Freitag eine Liste von 95 palästinensischen Gefangenen, die im Rahmen des ersten Austauschs am Sonntag freigelassen werden sollen.
Israel und die Hamas hatten sich am Mittwoch auf eine Feuerpause geeinigt, die am Sonntag in Kraft treten soll. Im ersten Schritt sollen 33 Geiseln der Hamas freigelassen werden: alle Frauen, Kinder und Männer über 50. Israel will dafür alle Frauen und Kinder unter 19 Jahren aus den Gefängnissen entlassen. Später soll sich das israelische Militär schrittweise aus dem Gazastreifen zurückziehen. Trotz der Einigung gingen die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen auch am Freitag weiter. Nach palästinensischen Angaben starben mindestens 119 Menschen, darunter fast 60 Frauen und Kinder, seit der Einigung.
Laut Weltgesundheitsorganisation WHO ist es wahrscheinlich, dass die Hilfslieferungen in den Gazastreifen mit Beginn der Feuerpause deutlich zunehmen. Rund 600 Lastwagen täglich könnten die Grenzen passieren. "Die Möglichkeit besteht, insbesondere wenn andere Grenzübergänge geöffnet werden", sagte Rik Peeperkorn, WHO-Beauftragter für die Palästinensergebiete, bei einer Pressekonferenz in Genf. Zudem könnten mehr Patienten aus dem Gebiet evakuiert werden. Nach UN-Angaben fuhren Anfang Januar im Schnitt täglich 51 Lkw mit Hilfsgütern in den Gazastreifen.
Der Krieg wurde durch den Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst. Dabei starben 1200 Menschen, 250 weitere wurden verschleppt. Von den Entführten sollen sich noch 98 im Gazastreifen befinden. Durch die auf den Überfall folgende israelische Offensive in dem dicht besiedelten Gebiet wurden nach palästinensischen Angaben mehr als 46.000 Menschen getötet.
(Bericht von James Mackenzie und Alexander Cornwell in Jerusalem, Nidal Al Mughrabi in Kairo und Hatem Khaled in Gaza, geschrieben von Myria Mildenberger; redigiert von Kerstin Dörr und Alexandra Falk Bei Rückfragen wenden Sie sich sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)