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29.10.2024 /08:50:49
FOKUS 1-DIW-Chef Fratzscher: Politik soll sich aus VW-Umbau heraushalten

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"Gewerkschaften laufen Gefahr, eigenen Mitgliedern zu schaden"



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Nur geringe Folgen für die Konjunktur in Deutschland erwartet



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(neu: weitere Zitate)
Berlin, 29. Okt (Reuters) - DIW-Präsident Marcel
Fratzscher warnt vor politischen Eingriffen bei dem von
Werksschließungen und Entlassungen bedrohten Volkswagen-Konzern.
"Die Politik muss sich aus den unternehmerischen Entscheidungen
strikt heraushalten", sagte der Chef des Deutschen Instituts für
Wirtschaftsforschung (DIW) am Dienstag der Nachrichtenagentur
Reuters. "Entscheidungen bei Volkswagen müssen ausschließlich
auf der Grundlage entschieden werden, was den Konzern wieder
wettbewerbsfähig und innovativer macht." Die Gewerkschaften
wiederum sollten sich verantwortungsbewusst verhalten. "Sie
können nicht einerseits sieben Prozent mehr Gehalt fordern und
andererseits Kosteneinsparungen bei Volkswagen kategorisch
ablehnen", warnte Fratzscher. "Dadurch laufen sie Gefahr, den
eigenen Mitgliedern erheblichen Schaden zuzufügen."
VW <VOWG_p.DE> plant nach den Worten von
Betriebsratschefin Daniela Cavallo den Abbau zehntausender
Stellen und will in Deutschland mindestens drei VW-Werke
dichtmachen. Bundeskanzler Olaf Scholz forderte, Probleme des
Unternehmens nicht auf dem Rücken der Beschäftigten auszutragen.
Vielmehr gehe es darum, "Arbeitsplätze zu erhalten und zu
sichern", wie ein Regierungssprecher sagte.
Der größte Teil der Verantwortung für die Krise liege
beim Management von Volkswagen selbst, sagte Fratzscher. Es
müsse mit Transparenz und Offenheit die Pläne für die Zukunft
vorlegen und zügig mit den Sozialpartnern abstimmen. Der
geplante Umbau dürfte mittelfristig und unmittelbar nur geringe
Auswirkungen auf die Konjunktur in Deutschland haben. Denn im
Vergleich zu den 46 Millionen Beschäftigten sei die Anzahl der
Entlassungen eher gering. "Die VW-Beschäftigten sind exzellent
ausgebildet, und Deutschland hat heute einen riesigen
Fachkräftemangel", sagte der Ökonom. Für jeden Beschäftigten
seien Arbeitsplatzverlust und Jobsuche immer schwierig. Die
VW-Mitarbeiter hätten jedoch "beste Chancen, schnell und gut
neue Arbeit zu finden", betonte Fratzscher.

Die Ankündigung von Werksschließungen und Entlassungen trifft Fratzscher zufolge einen Nerv in Deutschland. "Kaum ein Unternehmen ist ein so starkes Symbol für das Wirtschaftswunder, den großen Wohlstand und die globale Reputation von Produkten 'Made in Germany' wie Volkswagen", sagte der DIW-Präsident. Die Stärke von Konzernen wie Volkswagen, die es unbedingt zu erhalten gilt, ist die hohe Innovationsfähigkeit, von der die gesamte Wirtschaft über Branchen hinweg profitiert hat."

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Reinhard Becker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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