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08.10.2024 /11:09:30
FOKUS 1-Unruhen in Libyen bremsen Ölkonzern OMV im dritten Quartal

(neu: mehr Details, Hintergrund, Aktienkurs)

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Produktionseinbußen in Libyen drücken auf Q3-Ergebnis

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Gesamtproduktion von Öl und Gas sinkt

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Von der OMV realisierte Öl- und Gaspreise gesunken

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Raffinierie-Marge bricht um mehr als die Hälfte ein

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Chemie-Margen ziehen an
 
Wien, 08. Okt (Reuters) - Dem Wiener Öl-, Gas- und
Chemiekonzern OMV haben im dritten Quartal
Produktionseinschränkungen im krisengebeutelten Libyen zu
schaffen gemacht. Das operative Ergebnis vor Sondereffekten
werde dadurch um mehr als 200 Millionen Euro negativ belastet,
teilte das österreichische Unternehmen am Dienstag in seinem
Trading Update mit. In dem nordafrikanischen Land waren seit
Anfang August wegen Sicherheitsbedenken sowohl die Förderung als
auch der Export von Rohöl beeinträchtigt. Die OMV ist in Libyen
am Sharara-Ölfeld beteiligt. Das Feld im Südwesten des Landes
kann rund 300.000 Barrel pro Tag produzieren und ist damit eines
der größten des Landes.

In Libyen, einem der führenden Erdölproduzenten Afrikas, war nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar Gaddafi 2011 ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Noch heute wird das rohstoffreiche Land von anhaltenden Unruhen geplagt. Im August hatte die staatliche Ölgesellschaft National Oil Corp (NOC), die das Sharara-Feld gemeinsam mit der OMV und anderen internationalen Ölkonzernen betreibt, höhere Gewalt ausgerufen. Zuvor war ein Streit über die Ernennung des Zentralbankchefs ausgebrochen, was zur Schließung von Ölfeldern durch die Regierung in Tripolis führte. Am 3. Oktober wurde der Zustand der höheren Gewalt wieder aufgehoben und alle Ölfelder geöffnet.

Die Produktionseinbußen in Libyen hätten teilweise durch steigende Verkaufsmengen in anderen Ländern kompensiert werden können. Dies dürfte einen positiven Einfluss auf das Ergebnis im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich haben, erklärte OMV weiter. Die Gesamtproduktion von Öl und Gas der OMV sank im dritten Quartal auf 332.000 Barrel pro Tag, nach 364.000 Barrel im Vorjahresquartal. Die Gesamtverkaufsmenge reduzierte sich auf 300.000 Barrel pro Tag, im Vergleich zu 339.000 Barrel zuvor. Der von der OMV durchschnittlich realisierte Rohölpreis sank auf 78,4 Dollar je Barrel, nach 81,2 Dollar im Vergleichsquartal des Vorjahres. Der durchschnittlich realisierte Erdgaspreis lag bei 24,9 Euro je Megawattstunde, nach 25,7 Euro vor einem Jahr.

An der Wiener Börse verloren die OMV-Papiere 2,6 Prozent auf 38,68 Euro. Die Analysten der Erste Group erwarten ein schwächeres drittes Quartal im Vergleich zum zweiten Quartal. Begründet wurde dies mit dem schwächeren Raffinerieumfeld und der fehlenden libyschen Produktion.

CHEMIE-MARGEN ZIEHEN AN, RAFFINERIE-MARGE SCHWÄCHELT

In der Chemiesparte profitierte OMV von höheren Margen und einem gesteigerten Absatz von petrochemischen Produkten. Bei Ethylen stieg beispielsweise die Referenzmarge in Europa im Schnitt auf 522 Euro je Tonne, nach 512 Euro im zweiten Quartal und 455 Euro im Vorjahresquartal. Aber auch bei Propylen, Polyethylen und Polypropylen verzeichneten die für die Rentabilität wichtigen Gewinnspannen Zuwächse.

Im Gegensatz dazu musste der Raffineriebereich Einbußen verkraften, die der OMV zufolge auf schwächere Margen sowie auf Einmaleffekte zurückzuführen sind. Dazu zähle unter anderem ein temporärer Produktionsstopp der Rohöl-Destillationsanlage in der Raffinerie Burghausen im Süden Deutschlands. Die OMV erwartet, dass verschiedene Sondereffekte das CCS operative Ergebnis vor Sondereffekten im dritten Quartal in einem mittleren bis hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich negativ beeinflusst haben.

Die Referenz-Marge in Europa brach auf 5,0 Dollar je Barrel ein, was einem Rückgang von 64 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Auslastungsgrad der Raffinerien sank auf 84 Prozent, nach 89 Prozent im Vorquartal. Der Absatz von Kraftstoffen konnte dennoch auf 4,34 Millionen Tonnen, nach 4,19 Millionen Tonnen im zweiten Quartal, gesteigert werden.

Die Ergebnisse für das dritte Quartal will die OMV am 29. Oktober veröffentlichen.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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