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08.10.2024 /10:41:37
INTERVIEW-Exil-Anführer - Hamas wird "wie Phönix aus der Asche auferstehen"

- von Samia Nakhoul und AndrewMills und Ahmed Jadallah
08. Okt (Reuters) - Derim Exil lebende Hamas-Anführer
Chaled Meschaal sieht die Kampfbereitschaft der
radikal-islamische Palästinenser-Organisation auch ein Jahr nach
Beginn des Gaza-Kriegs ungebrochen. Die Gruppe habe zwar schwere
Verluste erlitten. Sie rekrutiere aber weiterhin Kämpfer, stelle
Waffen her und werde "wie Phönix aus der Asche" auferstehen,
sagte Meschaal in einem Interview der Nachrichtenagentur
Reuters. Die Hamas sei immer noch zum Kampf in der Lage und
könne Hinterhalte gegen israelische Truppen planen.

"Wir haben einen Teil unserer Munition und Waffen verloren, aber die Hamas rekrutiert immer noch junge Männer und stellt weiterhin einen großen Teil ihrer Munition und Waffen her", sagte Meschaal, der eine ranghohe Position unter dem obersten Hamas-Anführer Jahja Sinwar innehat. Einzelheiten nannte er nicht. "Die palästinensische Geschichte besteht aus Zyklen", führte der 68-Jährige aus. "Wir machen Phasen durch, in denen wir Märtyrer verlieren und einen Teil unserer militärischen Fähigkeiten einbüßen, aber dann erhebt sich der palästinensische Geist wieder, wie der Phönix." Aussichten auf Frieden sehe er nicht, solange in Israel die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu an der Macht sei. Israel hingegen macht die Hamas, deren Gründungscharta die Zerstörung Israels vorsieht, für das Scheitern von Friedensbemühungen verantwortlich.

Meschaal, der 1997 ein israelisches Giftattentat überlebt hatte, war von 1996 bis 2017 oberster Hamas-Anführer. Er ist nach wie vor einflussreich innerhalb der Hamas und wird heute weithin als ihr diplomatisches Gesicht angesehen. Er ist einer von sechs Hamas-Anführern, gegen die das US-Justizministerium wegen des Angriffs auf Israel am 7. Oktober, der den Gaza-Krieg auslöste, Anklage wegen Terrorismus erhoben hat.

Nahost-Experten werten Meschaals Äußerungen als Zeichen dafür, dass die Hamas ohne Rücksicht auf Verluste weiterkämpfen wird. Zudem könne ihr zugutekommen, dass Israel noch keinen Plan für die Zukunft des Gazastreifens nach einem Ende des Kriegs vorgelegt habe, meinte Joost Hiltermann von der Denkfabrik International Crisis Group. Dies könnte es der Hamas ermöglichen, sich wieder zu etablieren, wenn auch womöglich nicht mit der gleichen Stärke oder in der gleichen Form wie zuvor.

(Mitarbeit von James Mackenzie, Mayaan Lubell, Alexander Cornwall, Imad Creidi und Bassam Massoud, geschrieben von Christian Götz, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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