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08.10.2024 /11:12:06
Eskalation im Zollstreit droht: China nimmt Cognac & Co. aus EU ins Visier

Peking/Paris, 08. Okt (Reuters) - Zwischen China und der EU droht eine Zollspirale in Gang zu kommen, die auch die deutsche Autoindustrie treffen könnte. Die Volksrepublik hat am Dienstag vorübergehende Antidumpingmaßnahmen auf Weinbrand-Importe aus der Europäischen Union verhängt. Davon betroffen sind Cognac-Marken von Hennessy bis Remy Martin. Ab dem 11. Oktober müssen Importeure von Weinbrand aus der EU Sicherheitsleistungen berappen, die meist zwischen 34,8 und 39 Prozent des Importwerts liegen. Die Maßnahmen gelten als Retourkutsche auf einen Schritt der EU: Die EU-Kommission in Brüssel hat vorige Woche bekanntgegeben, dass sie die erforderliche Unterstützung der Mitgliedstaaten hat, um geplante Strafzölle auf E-Autos aus China zu verhängen. Zugleich sollen die Verhandlungen mit der Regierung in Peking für eine Lösung des Handelsstreits jedoch fortgesetzt werden.

China begründete seine nun beschlossene Maßnahmen damit, dass eine Untersuchung zu dem vorläufigen Ergebnis gekommen sei, dass durch das Dumping von Weinbrand aus der EU Chinas Brandy-Sektor "erheblicher Schaden" drohe. Das Handelsministerium deutete an, dass möglicherweise noch weitere Schritte folgen könnten: Eine Antidumping- und Antisubventionsuntersuchung in Bezug auf EU-Schweinefleisch laufe noch. Am Ende würden "objektive und faire" Entscheidungen getroffen.

Das Ministerium fügte hinzu, es erwäge eine Erhöhung der Zölle auf Importe von Großmotor-Fahrzeugen. Höhere Abgaben würden insbesondere die deutschen Hersteller am härtesten treffen. Im vergangenen Jahr beliefen sich die deutschen Exporte von Fahrzeugen mit 2,5 Litern oder mehr Hubraum nach China auf rund 1,1 Milliarden Euro.

Die nun verhängten vorläufigen Antidumpingmaßnahmen in Bezug auf Weinbrand treffen insbesondere Frankreich. Frankreich ist ins Visier der Führung in Peking geraten, da es Zölle auf in China hergestellte Elektroautos unterstützt. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte hingegen entschieden, dass Deutschland am Freitag in Brüssel gegen die Verhängung von Strafzöllen stimmte.

Im vergangenen Jahr kamen 99 Prozent der Weinbrand-Importe Chinas aus Frankreich, wobei die französischen Lieferungen einen Volumen von rund 1,5 Milliarden Euro erreichten. Die Aktien von Pernod Ricard <PERP.PA> gerieten nach Bekanntwerden der Zölle, ebenso wie die von Remy Cointreau <RCOP.PA> und LVMH <LVMH.PA>, dem Eigentümer von Hennessy, unter Druck.

BUNDESBANKCHEF FÜR VERHANDLUNGEN MIT CHINA

Die deutsche Wirtschaft hatte sich bereits vorige Woche alarmiert über die Entwicklung im Zollstreit mit der Volksrepublik geäußert: "Im Kontext weltweit wachsender Handelsbarrieren blicken deutsche Unternehmen besorgt auf eine mögliche Zollspirale mit China", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier am Freitag. In den Chor der warnenden Stimmen reihte sich auch Bundesbankchef Joachim Nagel ein: Er warnte vor EU-Zöllen gegen chinesische Autoimporte: "Zölle und sich gegenseitig in Protektionismus aufschaukeln ? das kann nicht im Interesse Europas sein. Ich spreche mich ganz klar für Gespräche und Verhandlungen mit China aus", sagte er im Podcast von Table.Briefings.

(Bericht von Reinhard Becker, Ryan Woo und Bernard Orr; geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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