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08.07.2025 /17:41:20
FOKUS 2-Daimler Truck erneuert Gewinnziel - 5000 Jobs entfallen

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Rendite soll über zwölf Prozent klettern

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5000 Stellen werden in Deutschland gestrichen

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Betriebsrat kritisiert bezifferten Jobabbau
 
(Neu: Betriebsrat, Details)
Frankfurt, 08. Jul (Reuters) - Daimler Truck <DTGGe.DE>
stellt seinen Investoren trotz der Turbulenzen durch die
US-Zollpolitik in diesem Jahr weiter eine zweistellige
Gewinnspanne bis 2030 in Aussicht. Bis zum Ende des Jahrzehnts
soll die Marge um rund drei Prozentpunkte auf mehr als zwölf
Prozent steigen, erklärte der Lkw-Hersteller am Dienstag auf
seinem Kapitalmarkttag in Charlotte im US-Bundesstaat North
Carolina. "Wir wollen das beste Lkw- und Busunternehmen werden -
für unsere Kunden, unsere Beschäftigten und unsere Aktionäre",
sagte Daimler-Chefin Karin Radström. Doch dazu müsse der Kern
des Geschäfts in Europa repariert und der gesamte Konzern
widerstandsfähiger werden.

Um profitabler zu werden, ist ein Kostensenkungsprogramm in Europa angelaufen, zu dem Daimler erstmals eine konkrete Zahl zum geplanten Stellenabbau nannte: Rund 5000 von 28.000 Stellen der Daimler Truck AG sollen in Deutschland bis 2030 wegfallen. Ein Fünftel der Produktion soll in Länder mit niedrigeren Kosten wandern. Das soll dazu beitragen, die Kosten um mehr als eine Milliarde Euro jährlich zu senken. Versprochene Einsparungen seien in der Vergangenheit nicht realisiert worden, erklärte Radström. Doch dieses Mal sei das anders, denn erstmals sei eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat darüber gelungen. Für einen sozialverträglichen Personalabbau verzichtet das Unternehmen im Gegenzug bis 2034 auf betriebsbedingte Kündigungen.

Der Betriebsrat kritisierte aber, dass Daimler ohne Absprache eine Zahl zum Stellenabbau nannte, "um dem Kapitalmarkt zu gefallen". Das verunsichere die Belegschaft unnötig, sagte Betriebsratschef Michael Brecht. Produktion werde nur bei nachweislich niedrigeren Kosten ins Ausland verlagert, wobei der Betriebsrat ein Mitspracherecht habe. "In der Vergangenheit wurden schon oft Stellen abgebaut, obwohl es nicht wirtschaftlich war - und das wollen wir dieses Mal verhindern." Ein guter Teil der betroffenen Tätigkeiten könne effizienter in Deutschland erledigt werden und hier bleiben.

VERTEIDIGUNGSGESCHÄFT VERDOPPELN

Zur letzten Investorenkonferenz vor zwei Jahren unter Radströms Vorgänger Martin Daum hatte der Lkw-Hersteller bereits mehr als zwölf Prozent Rendite bis 2030 angepeilt, allerdings unter der Voraussetzung eines günstigen Marktumfelds. Der Umsatz sollte von 2025 bis 2030 um 40 bis 60 Prozent steigen. Jetzt wird ein organisches Umsatzwachstum von drei bis fünf Prozent pro Jahr prognostiziert. Mehr Geschäft will Radström durch Kundenservice und Ersatzteile generieren. Im margenstarken Verteidigungssektor soll das Geschäft verdoppelt werden. So will Daimler wieder an Ausschreibungen des Militärs teilnehmen, da die Verteidigungsausgaben der Nato-Staaten steigen. In den USA soll das rentable Geschäft mit Sonderfahrzeugen etwa für die Bauindustrie oder die Abfallentsorgung wachsen.

Die Ausgangslage ist derzeit aber schwierig: Die US-Zollpolitik schreckt Speditionen aus Sorge über eine wirtschaftliche Talfahrt diesseits und jenseits des Atlantiks von der Anschaffung neuer Nutzfahrzeuge ab. Im zweiten Quartal sackte der Absatz von Daimler in Nordamerika um 20 Prozent ab. Das geschäftliche Umfeld sei weiterhin herausfordernd, die erhoffte Erholung beim Auftragseingang in den USA bleibe bisher aus, erklärte Finanzchefin Eva Scherer.

Manche Analysten setzen deshalb Fragezeichen hinter den erst im Mai aufgrund der Zoll-Effekte gesenkten Ausblick für 2025. Nach diesem soll der Umsatz auf 48 bis 51 Milliarden Euro von 54 Milliarden Euro im Vorjahr sinken. Das bereinigte Betriebsergebnis (Ebit) soll fünf Prozent über oder unter dem Vorjahr liegen - damals war es um 15 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro geschrumpft.

Zu Radströms Antritt im Herbst hatte Aufsichtsratschef Joe Kaeser den Anspruch formuliert, Daimler müsse der profitabelste Nutzfahrzeughersteller werden. Vorbilder waren damals in Europa die schwedische Scania mit einer Marge über 15 Prozent und in den USA der Konkurrent Paccar mit einer Marge von mehr als 16 Prozent. Analysten von Bernstein Research erklärten, das Margenziel von über zwölf Prozent liege etwas über der jüngsten Markterwartung. Die Aktien des Konzerns sanken nach Bekanntgabe des Ziels zunächst ans Ende des Dax <.GDAXI>, drehten dann aber wieder ins Plus.

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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