München, 28. Okt (Reuters) - Die Gewerkschaft IG Metall nutzt im Tarifstreit die erste Gelegenheit für eine groß angelegte Warnstreikwelle. Schon in der Nacht zum Dienstag, in der die Friedenspflicht ausläuft, sind bundesweit Warnstreiks in den Nachtschichten, Kundgebungen und andere Aktionen in Firmen der Metall- und Elektroindustrie geplant, wie die Gewerkschaft am Montag mitteilte. "Das magere Angebot der Arbeitgeber verkennt den Ernst der Lage", sagte die IG-Metall-Vorsitzende Christiane Benner in Frankfurt. Die 3,9 Millionen Beschäftigten in der Branche brauchten mehr Geld. "Mit der zusätzlichen Kaufkraft stärken wir auch die Konjunktur."
Benner selbst spricht am Dienstag vor dem Audi <VOWG_p.DE>-Werkstor in Ingolstadt, wo sich Auszubildende aus ganz Bayern zu einem Warnstreik treffen sollen. Die IG Metall hatte ein erstes Angebot der Arbeitgeber als "zu wenig, zu spät und zu lang" abgelehnt. Die Gewerkschaft fordert Lohnerhöhungen von sieben Prozent über zwölf Monate. Die Azubis sollen pauschal 170 Euro mehr bekommen. Die regionalen Arbeitgeberverbände wollen Löhne und Gehälter dagegen erst im Juli 2025 - nach neun Null-Monaten - um 1,7 Prozent und ein Jahr später um weitere 1,9 Prozent erhöhen. Sie sehen weite Teile der Branche - allen voran die Autoindustrie - in einer strukturellen Krise, die keine hohen Lohnsteigerungen erlaube.
"Lohnrückhaltung löst nichts, sondern verschärft nur die Probleme des Landes", hielt IG-Metall-Tarifvorständin Nadine Boguslawski dem entgegen. Sie spricht am Dienstag um Mitternacht auf einer Kundgebung im Volkswagen <VOWG_p.DE>-Werk in Osnabrück, das dem Flächentarif und nicht dem VW-Haustarif unterliegt. Mit den Warnstreiks wolle man schnell zu einem Ergebnis kommen, sagte Bezirksleiter Daniel Friedrich von der IG Metall Küste. Dort gehen die Verhandlungen am Dienstag in Kiel in die dritte Runde - begleitet von Warnstreiks und Aktionen unter anderem bei Airbus <AIR.PA> in Varel und Nordenham sowie bei Siemens Gamesa <ENR1n.DE> in Cuxhaven. Am Mittwoch in München gehen die Verhandlungen auch in Bayern weiter.
(Bericht von Alexander Hübner Redigiert von Scot W. Stevenson Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)