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08.07.2025 /19:03:56
KORRIGIERT-FOKUS 2-Deutsche US-Exporte schwach wie zuletzt 2022 - "Zollpolitik belastet"

(Streicht falsche Ifo-Werte im letzten Absatz)

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Ausfuhren in USA brechen im Mai um 7,7 Prozent ein



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Exporte insgesamt sinken um 1,4 Prozent, Importe fallen deutlich



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Ökonom: Deutschland könnte im 2. Quartal in Stagnation versinken





Berlin, 08. Jul (Reuters) - Das schwächste US-Geschäft
seit mehr als drei Jahren hat die deutschen Exporte im Mai
überraschend deutlich fallen lassen. Sie sanken um 1,4 Prozent
zum Vormonat auf 129,4 Milliarden Euro, wie das Statistische
Bundesamt am Dienstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur
Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang von 0,2
Prozent gerechnet. Das ist bereits das zweite Minus in Folge: Im
April waren die Exporte sogar um 1,6 Prozent gesunken. "Die
US-Handelspolitik drückt die deutschen Ausfuhren weiter in den
Keller", sagte der Außenhandelschef der Deutschen Industrie- und
Handelskammer (DIHK), Volker Treier.

Die Exporte in die Vereinigten Staaten brachen im Mai um 7,7 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro ein - den niedrigsten Wert seit März 2022. "Nach den Vorzieheffekten der ersten Monate des Jahres ist im Mai der Gegeneffekt zu beobachten", lieferte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia, eine Begründung dafür. Wegen der von US-Präsident Donald Trump signalisierten höheren Zölle hatten viele amerikanische Kunden ihre Importe auf Februar und März vorgezogen, um Preiserhöhungen zu vermeiden. Nun fehlt diese Nachfrage.

Wie das Geschäft mit dem wichtigsten deutschen Handelspartner weitergeht, hängt nicht zuletzt von Trump ab. Dieser hat am Montag Zollaufschläge von 25 Prozent auf Einfuhren aus Japan und Südkorea ab 1. August angekündigt. Die EU hat noch keinen Zoll-Brief erhalten, wie mit dem Vorgang vertraute EU-Vertreter zu Reuters sagten. "Die Unsicherheit bezüglich der US-Zölle hält weiter an", sagte DIHK-Experte Treier. "Das ist Gift für die Exportwirtschaft." Deutsche Unternehmen verkauften 2024 Waren im Wert von gut 161 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten - so viel wie in kein anderes Land.

AUCH CHINA FRAGT WENIGER NACH

Allerdings schwächelt das Geschäft derzeit auch anderswo. Die Ausfuhren nach China sanken im Mai um 2,8 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro. Die Volksrepublik stellt mittlerweile viele Waren selbst her, die früher aus Deutschland importiert wurden. Die Exporte in das Vereinigte Königreich stiegen dagegen um 15,1 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro, während die in die EU-Staaten um 2,2 Prozent auf 71,3 Milliarden Euro fielen.

Auch die Importe schwächelten. Sie fielen im Mai um 3,8 Prozent zum Vormonat auf 111,1 Milliarden Euro. Analysten hatten hier nur einen Rückgang von 0,9 Prozent vorausgesagt. "Der starke Rückgang der Importe könnte als Schwäche der Binnenkonjunktur ausgelegt werden", sagte Ökonom de la Rubia. Allerdings schwanke die Entwicklung oftmals stark, weshalb einzelne Monatszahlen auch nicht überbewertet werden sollten.

Angesichts der schwachen Exporte könnte Europas größte Volkswirtschaft nach dem überraschend guten Jahresauftakt mit einem Wachstum von 0,4 Prozent im Frühjahr wieder in eine Stagnation zurückfallen. "Nach den harten Daten für die ersten beiden Monate des zweiten Quartals sieht es so aus, als würde die deutsche Wirtschaft erneut stagnieren oder sogar leicht schrumpfen", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Zumal auch die Einzelhandelsumsätze und die Bautätigkeit zuletzt gesunken seien.

"RASCHE BESSERUNG NICHT IN SICHT"

"Der deutschen Wirtschaft bläst weiterhin eine kräftige Brise von der außenwirtschaftlichen Seite entgegen", fasste Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank die Entwicklung zusammen. "Rasche Besserung ist nicht in Sicht." So hat sich die Stimmung in der deutschen Exportindustrie zuletzt eingetrübt. Die vom Ifo-Institut per Manager-Umfrage ermittelten Exporterwartungen sanken zuletzt leicht.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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