Washington, 16. Jul (Reuters) - Inmitten des internationalen Zollkonflikts haben die US-Erzeuger ihre Preise im Juni überraschend zum Vormonat konstant gehalten. Wie das Arbeitsministerium am Mittwoch mitteilte, gab es keine Veränderung gegenüber Mai. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Anstieg von 0,2 Prozent gerechnet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat legten die Erzeugerpreise um 2,3 Prozent zu. Hier hatten Experten sogar ein Plus von 2,5 Prozent veranschlagt, nach aufwärts revidiert 2,7 Prozent im Mai.
Die Erzeugerpreise dienen als frühe Signalgeber für die Entwicklung der Verbraucherpreise. Diese legten im Juni um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Zum Vormonat ergab sich ein Zuwachs von 0,3 Prozent. US-Präsident Donald Trump hatte im April hohe Sonderzölle für Importe aus Dutzenden Ländern verkündet, die er später teilweise wieder aussetzte. Ein Basiszollsatz von zehn Prozent blieb allerdings bestehen.
US-Notenbankchef Jerome Powell, der von Trump immer wieder zu Zinssenkungen aufgefordert wird, erwartet, dass durch die Zollerhöhungen die Preise in diesem Jahr in die Höhe getrieben werden. "Die Zölle machen sich bei den Produzentenpreisen insgesamt nicht bemerkbar", so die Einschätzung von Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. So seien die Preise gegenüber dem Vormonat unverändert geblieben, was dazu geführt habe, dass die Jahresinflation sogar weiter gefallen sei: "Für Präsident Donald Trump ist dies Futter für seine Forderung, dass die Fed die Zinsen senken sollte", so der Experte.
Viele Fed-Beobachter gehen allerdings weiterhin davon aus, dass die Zentralbank Ende des Monats weiter stillhält und im September eine erste Zinssenkung im laufenden Jahr starten kann. Die Notenbank will Powell zufolge zunächst mehr Klarheit darüber gewinnen, wie sich die Politikwende unter Trump auf die Inflation und den Arbeitsmarkt auswirken wird.
(Büro Washington, geschrieben von Reinhard Becker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)