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16.07.2025 /15:39:20
FOKUS 2-Israel weitet Angriffe in Syrien aus - Ministerium in Damaskus im Visier

(Neu: Präsidentenpalast, Netanjahu, Einzelheiten)

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Augenzeuge: Geschoss neben Präsidentenpalast eingeschlagen

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Netanjahu warnt israelische Drusen vor Grenzübertritt

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Minister Katz kündigt "schmerzhafte Schläge" an
 
Damaskus, 16. Jul (Reuters) - Israel hat am Mittwoch mit
schweren Luftangriffen das syrische Verteidigungsministerium in
der Hauptstadt Damaskus ins Visier genommen und Vergeltung für
Angriffe von Regierungstruppen auf Drusen-Gemeinden im Süden des
Landes angekündigt. Reporter der Nachrichtenagentur Reuters
hörten Kampfflugzeuge im Tiefflug über der Hauptstadt und sahen
eine dichte Rauchwolke über dem Ministerium aufsteigen. Dabei
schlug nach Angaben eines Augenzeugen ein israelisches Geschoss
auch direkt neben dem Präsidentenpalast ein. Die syrischen
Staatsmedien bestätigten, dass die Angriffe von Israel
ausgeführt wurden.

Das israelische Militär forderte den Rückzug der syrischen Regierungstruppen aus der Drusen-Region. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu forderte die drusischen Bürger Israels auf, nicht die Grenze nach Syrien zu überqueren. Die Lage dort sei "sehr ernst", sagte Netanjahu. Sie könnten entführt oder getötet werden. Zuvor hatten Dutzende israelische Drusen den Grenzzaun zu Syrien durchbrochen, um Drusen auf der syrischen Seite beizustehen.

Hintergrund der Angriffe sind schwere Kämpfe in und um die südliche Stadt Suweida. Dort wurden in dieser Woche nach unterschiedlichen Angaben zwischen 169 und 300 Menschen getötet. In den Kämpfen stehen sich Milizen der drusischen Minderheit und syrische Regierungstruppen sowie Angehörige von Beduinenstämmen gegenüber. "Wir sind umzingelt und hören die Kämpfer schreien, wir haben solche Angst", sagte ein Einwohner der überwiegend von Drusen bewohnten Stadt telefonisch. Die Regierung in Damaskus entsandte am Montag Truppen in die Region, um Kämpfe zwischen Drusen und Beduinen zu beenden, geriet dann jedoch selbst in Gefechte mit den Drusen-Milizen.

"GESETZLOSE BANDEN"

Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hatte kurz vor den massiven Explosionen "schmerzhafte Schläge" angekündigt. Das israelische Militär teilte mit, es habe "das Eingangstor des Hauptquartierkomplexes des syrischen Regimes" in Damaskus getroffen. Zudem würden weiterhin Ziele des "syrischen Regimes" in Südsyrien angegriffen, darunter Panzer und Lastwagen mit Maschinengewehren, die auf dem Weg nach Suweida seien. In Israel hatten zuvor Angehörige der drusischen Minderheit die Regierung zum Eingreifen aufgefordert.

Die syrische Regierung machte ihrerseits "gesetzlose Banden" für die Gewalt verantwortlich und versprach, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Die Gewalt stellt den Übergangspräsidenten Ahmed al-Scharaa vor große Herausforderungen. Er versucht trotz einer Annäherung an die USA, das Land zu einen, stößt dabei jedoch auf den Widerstand von Gruppen, die eine islamistische Herrschaft ablehnen. Der US-Gesandte für Syrien, Tom Barrack, erklärte am Dienstag, Washington stehe mit allen Seiten in Kontakt, um eine Beruhigung der Lage zu erreichen.

Die Bundesregierung mahnte alle Seiten zur Besonnenheit. Es müsse von Schritten abgesehen werden, "die Syrien destabilisieren können", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Priorität müsse jetzt haben, dass die Regierung in Damaskus handlungsfähig bleibe. Direkte Kritik an Israel wegen der Angriffe im Nachbarland vermied der Sprecher. "Klar ist doch, dass Syrien nicht zum Spielball ausländischer Mächte werden darf, dass die Souveränität Syriens gewahrt werden muss", sagte er. "Klar ist auch, dass Israel ein Interesse an einem stabilen und an einer handlungsfähigen Regierung haben muss, die die Sicherheit in allen Landesteilen und eben auch in allen Bevölkerungsgruppen sicherstellt."

(Bericht von Khalil Ashawi in Damaskus, Maya Gebeily, Yamam al-Shaar und Laila Bassam in Beirut, Steven Scheer in Jerusalem, Tala Ramadan in Dubai, Andreas Rinke in Berlin Bearbeitet von Alexander Ratz Redigiert von Kerstin Dörr Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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