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28.09.2024 /20:28:15
TOP-THEMA-Hisbollah und Hamas zeigen sich unbeugsam nach Tod von Nasrallah

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Hisbollah bestätigt Tod des langjährigen Anführers



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Israel: Hisbollah-Chef bei Luftangriff am Freitag getötet



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Irans geistliches Oberhaupt droht mit Rache



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Israel setzt Angriffe im Libanon fort



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Sorge vor weiterer Eskalation im Nahen Osten





(Neu: mehr Chamenei, Biden, weitere Reaktionen, Details zu Angriffen)

- von Ari Rabinovitch und Maya Gebeily
Beirut/Jerusalem, 28. Sep (Reuters) - Nach dem Tod des
langjährigen Hisbollah-Anführers Sajjed Hassan Nasrallah bei
einem israelischen Luftangriff hat sich die radikale
Islamisten-Gruppe unbeugsam gezeigt. Man werde den Kampf
fortsetzen "zur Unterstützung von Gaza und Palästina, zur
Verteidigung des Libanon und seines standhaften und ehrenhaften
Volkes", erklärte die vom Iran unterstützte Miliz am Samstag.
Die radikal-islamische Hamas im umkämpften Gazastreifen
erklärte, Nasrallahs Tod werde den Widerstand nur stärken. Irans
geistliches Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei erklärte,
Nasrallahs Tod werde gerächt und sein Weg im Kampf gegen Israel
werde von anderen fortgesetzt. Chamenei ordnete eine fünftägige
Staatstrauer an. Wer Nasrallahs Nachfolger werden soll, war
zunächst unklar. US-Präsident Joe Biden bezeichnete Nasrallahs
Tötung als "Maßnahme der Gerechtigkeit" und bekräftigte, Israel
habe das Recht, sich zu verteidigen. International wuchs die
Sorge vor einer Ausweitung des gewaltsamen Konflikts.

Israel hatte am Samstag die Tötung Nasrallahs bei einem Luftangriff am Freitag in der libanesischen Haupstadt Beirut bekanntgegeben. "Hassan Nasrallah wird die Welt nicht mehr terrorisieren können", schrieb ein Militärsprecher auf dem Kurznachrichtendienst X. Er sei bei einem israelischen Luftangriff auf das Hauptquartier der Miliz getötet worden. Zu diesem Zeitpunkt habe die Hisbollah-Führung "terroristische Aktivitäten gegen die Bürger von Israel koordiniert". Ein weiterer Militärsprecher sagte, die Islamisten hätten geplant, israelische Bürger zu verschleppen und zu ermorden. Er beschrieb Nasrallah als einen der einflussreichsten Terroristen der Welt, der Israel seit Jahrzehnten terrorisiert habe.

Es gebe jedoch noch einiges zu tun, sagte der Sprecher. Die Hisbollah sei weiter in der Lage, Israel zu beschießen. Israel attackierte am Samstag weitere Ziele im Libanon. Aus Beirut wurden unter anderem Einschläge in der Nähe des Flughafens gemeldet. Man greife die Infrastruktur der Hisbollah an, die vom Iran aufgebaut worden sei, sagte ein Militärsprecher. Das Ziel sei es, dass die israelischen Bürger wieder in den Norden des Landes zurückkehren könnten. Dies werde Zeit brauchen. Das libanesische Gesundheitsministerium teilte mit, bei den israelischen Angriffen des Vortags seien elf Menschen getötet und 108 verletzt worden. Nach israelischen Angaben starben dabei neben Nasrallah weitere Hisbollah-Kommandeure. Iranischen Medien zufolge kam in Beirut auch Abbas Nilforouschan, ein ranghoher Befehlshaber der iranischen Revolutionsgarden.

SORGE VOR "GEWALTSPIRALE"

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock beschrieb die Lage als "brandgefährlich". "Es droht, dass diese ganze Region in die absolute Gewaltspirale weiter reinrutscht", sagte sie der ARD. Frankreich verlangte von Israel ein sofortiges Ende der Luftangriffe auf den Libanon. Frankreichs Außenminister Jean-Noel Barrot forderte nach einem Telefonat mit dem libanesischen Ministerpräsidenten Nadschib Mikati zudem die Hisbollah und den Iran auf, alles zu unterlassen, was zu einer weiteren Destabilisierung der Region führen könnte. Russland verurteilte die Tötung Nasrallahs. Das Außenministerium in Moskau warnte vor "noch dramatischeren Folgen" für den Nahen Osten und verlangte ebenfalls ein Ende der israelischen Angriffe auf den Libanon.

NASRALLAH FÜHRTE HISBOLLAH 32 JAHRE LANG

Nasrallahs Tod dürfte nicht nur ein schwerer Rückschlag für die Hisbollah sein, sondern auch für den Iran. Dessen Revolutionsgarden hatten die Miliz mit Sitz im Libanon 1982 gegründet. Nasrallah führte die Gruppe 32 Jahre lang, nachdem er 1992 im Alter von 35 Jahren ihr Generalsekretär geworden war. Sein Vorgänger, Sajjed Abbas al-Mussawi, war von Israel bei einem Hubschrauberangriff getötet worden. Unter Nasrallah vertrieben die Kämpfer der Hisbollah die israelischen Truppen 2000 nach 18 Jahren aus dem Südlibanon. Die Ausweitung des Einsatzgebietes der Hisbollah etwa auf Syrien wurde im Libanon und in der arabischen Welt als Ganzes kontrovers beurteilt.

Die Hisbollah und Israel hatten 2006 einen 34-tägigen Krieg geführt, nach dem Nasrallah den Sieg beanspruchte. Unmittelbar nach dem Beginn des Gazakrieges am 7. Oktober verstärkte die Miliz dann ihre Raketenangriffe auf israelisches Gebiet. Sie erklärte sich dabei mit der radikal-islamischen Palästinenser-Organisation Hamas solidarisch. Seitdem kommt es zunehmend zu Kämpfen und gegenseitigem Beschuss an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon. Dies schürt die Sorge, dass sich der Gaza-Konflikt zu einem regionalen Flächenbrand ausweiten könnte. In ihn könnten auch der Iran und die USA hineingezogen werden.

(Weitere Reporter: Tom Perry, Tala Ramadan, Clauda Tanios, Timour Azhari, Laila Bassam, Tom Perry, James Mackenzie, Jana Choukeir, Nadine Awadalla, Adam Makary, Jaidaa Taha, Clauda Tanios und Tala Ramadan. Geschrieben von Scot W. Stevenson und Jörn Poltz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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