Nachricht


28.09.2024 /19:21:31
SPOTANALYSE-Experten zur weiteren Entwicklung nach dem Tod von Nasrallah

28. Sep (Reuters) - Es folgen Expertenstimmen zur weiteren Entwicklung in Nahost nach dem Tod des langjährigen Hisbollah-Anführers Sajjed Hassan Nasrallah, zusammengetragen von der Nachrichtenagentur Reuters.

ROSEMARY KELANIC, US-DENKFABRIK DEFENSE PRIORITIES:
 
"Die Tötung von Hassan Nasrallah, dem Anführer der
Hisbollah, (...) wird den Konfliktverlauf nicht grundlegend
ändern. Enthauptungsschläge gegen Terroristenführer führen fast
nie zum Zusammenbruch einer Organisation. Ein Zusammenbruch ist
vor allem dann unwahrscheinlich, wenn die betroffene
Organisation alt, verwurzelt und weitreichend ist, wie im Falle
der Hisbollah. Die Tötung Nasrallahs ersetzt keinen Siegesplan
zur Beendigung dieses Konflikts. Nasrallahs Tod ändert auch für
die Vereinigten Staaten nichts, außer dass er amerikanische
Bemühungen, einen Waffenstillstand zwischen Israel und der
Hisbollah zu vermitteln, (...) weiter erschwert."
MEHRAN KAMRAVA, GEORGETOWN UNIVERSITY, KATAR:

"In den arabischen Hauptstädten der Region herrscht eine Mischung aus Furcht und Freude - versteckter Freude -, denn bekanntlich mag keiner der konservativen arabischen Staaten die Hisbollah besonders. Vor allem in den Hauptstädten der Region herrscht eine gewisse Befürchtung, dass Netanjahus Ausweitung des Krieges erfolgreich sein könnte. (...) Auch wenn aus Teherans Sicht der schlimmste Fall bereits eingetreten ist, wird man dort nicht handeln. Teheran verfolgt eine Doktrin namens strategische Geduld, die besagt, dass man das Spiel auf lange Sicht spielt. Und ich denke, diese Doktrin wird beibehalten. Man zögert, Israel in irgendeiner Weise direkt anzugreifen."

AZIZ ALGHASHIAN, SAUDIARABISCHER ANALYST

"Saudi-Arabien und die Hisbollah könnten sich eindeutig nicht ausstehen. Saudi-Arabien betrachtet die Hisbollah als sehr störend in der Region ... Allerdings denken die Saudis nicht kurzfristig oder kurzsichtig. Ja, er mag weg sein, ja, man mag sich nicht, aber die Saudis denken nicht emotional, sie denken rational. Sie machen sich Gedanken darüber, welche Auswirkungen dies auf die Region haben wird. (...) Das sind unglaubliche Entwicklungen. Wir sehen Dinge, von denen wir nicht dachten, dass wir sie so bald erleben würden."

ABDULLAH BAABOOD, WASEDA UNIVERSITY, JAPAN

"Ich bezweifle, dass der Iran reagieren wird, denn der Iran hat sogar einem viel offensichtlicheren Angriff auf eigenem Boden ausgehalten und nicht direkt darauf reagiert. Ich denke, Iran möchte das um jeden Preis vermeiden ... ihnen ist klar, dass Netanjahu sie verwickeln und dadurch auch in einen offenen Konflikt oder einen offenen Krieg mit den USA hineinziehen will."

MOHANAD HAGE ALI, CARNEGIE MIDDLE EAST CENTER

"Seine Tötung könnte vieles bedeuten. Es hängt im Wesentlichen davon ab, wie der Übergang innerhalb der Organisation verläuft. Alles ist noch ungewiss, aber als Organisation wurde die Hisbollah bezüglich Ansehen, militärischer Fähigkeiten und Führung erheblich zurückgestutzt. Ich denke, die Fähigkeit, sich zu erholen und wieder auf die Beine zu kommen, ist deutlich geschwächt worden. Dies ist eine riesige Organisation. Nasrallah hat sie im Grunde zusammengehalten. Er war der Kitt der Organisation."

(Zusammengestellt von Pesha Magid, Andrew Mills und Samia Nakhoul Geschrieben von Scot W. Stevenson und Jörn Poltz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.