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16.09.2024 /17:27:56
FOKUS 2-Hochwasser in Mittel- und Osteuropa - Mehrere Tote

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Österreich, Polen, Tschechien, Rumänien von Hochwasser betroffen



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Mindestens 14 Tote nach starken Regenfällen und Überschwemmungen





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Flüsse treten über die Ufer



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Katastrophenalarm in Polen und Teilen von Österreich





(neu: Aussagen von Österreichs Kanzler Nehammer, Lage in Wien und neue Details zur Lage in Polen und Tschechien)

Wien, 16. Sep (Reuters) - In mehreren Ländern Mittel-
und Osteuropas traten zu Wochenbeginn nach starken Regenfällen
Flüsse über die Ufer und es kam zu weiteren Überschwemmungen.
Die Zahl der Todesopfer erhöhte sich auf mindestens 14 und
erreichte damit das höchste Niveau seit zwei Jahrzehnten.
Besonders stark betroffen sind Österreich, Tschechien und Polen
sowie Rumänien. Im österreichischen Bundesland Niederösterreich
kamen nach Angaben der Polizei zwei weitere Männer ums Leben,
nachdem sie in ihren Häusern von den Wassermassen eingeschlossen
wurden. Bereits am Wochenende war ein Feuerwehrmann bei einem
Einsatz verstorben.

An der Donau wird ein 30-jähriges Hochwasser erwartet. In der Nacht auf Montag waren die Pegel der Flüsse und Stauseen in Österreich zwar gesunken. Entwarnung konnten die Behörden aber noch nicht geben, da in den kommenden Stunden mit erneut starken Regenfällen gerechnet wird. Erst gegen Wochenmitte sei mit einer Entspannung der Lage zu rechnen.

"In vielen Regionen mussten die Menschen in den letzten Tagen ihr Hab und Gut zurücklassen und in dramatischen Situationen um ihr Leben fürchten", sagte Kanzler Karl Nehammer. Für die Beseitigung der Schäden stünden im Katastrophenfonds des Bundes 300 Millionen Euro zur Verfügung stehen, die laut Nehammer aufgestockt werden könnten. Abgesagt wurden sämtliche Wahlkampf-Termine. "Der Wahlkampf hat jetzt Pause! All unsere Energie und Aufmerksamkeit gehören dem Katastrophenmanagement und der Hilfe für die Betroffenen der Unwetter", teilte Nehammer auf der Plattform X mit. Österreich wählt am 29. September ein neues Parlament.

In der Hauptstadt Wien hat sich die Lage etwas beruhigt.
Der Pegelstand des Wienflusses, der am Wochenende an der
Stadtgrenze über die Ufer getreten war, sinke wieder. Allerdings
sei noch der öffentliche Nahverkehr beeinträchtigt, sagte
Bürgermeister Michael Ludwig. Mehrere U-Bahn-Linien würden nur
auf verkürzten Strecken fahren. Die Trinkwasserversorgung sei
gewährleistet und im Straßenverkehr seien die Schäden behoben
worden. Gesperrt seien jedoch zunächst die Parkanlagen, da Bäume
aufgrund der Unterspülungen umstürzen könnten.
 
Am stärksten betroffen war das Bundesland
Niederösterreich. Das bevölkerungsreichste Bundesland im Norden
des Landes wurde am Sonntag zum Katastrophengebiet erklärt. Über
25.000 Feuerwehrleute und mehr als 1000 Soldaten waren nach
Angaben der Behörden im Einsatz. Zahlreiche Haushalte seien ohne
Anschluss an die Kanalisation, in manchen Orten sei die
Trinkwasserversorgung unterbrochen und der öffentliche Verkehr
sei fast zur Gänze zum Erliegen gekommen. Über 200 Straßen seien
gesperrt und das wirtschaftliche Leben laufe nur eingeschränkt.
Schüler, die vom Hochwasser betroffen sind, konnten entschuldigt
zu Hause bleiben.
HOCHWASSER AUCH IN POLEN, TSCHECHIEN UND RUMÄNIEN

In Polen, wo es laut der Nachrichtenagentur PAP fünf Tote gab, wurden am Montag Bewohner in mehreren Gebieten evakuiert. Vor allem das Grenzgebiet zwischen Tschechien und Polen wurde vom Hochwasser schwer getroffen. Der steigende Pegel bei Flüssen hatte einige Brücken zum Einsturz gebracht, Autos und Häuser wurden beschädigt. Im Süden des Landes lief der Stausee Topola über und strömte in Richtung des Dorfes Kozielno. Laut örtlichen Behörden mussten Bewohner mehrerer Dörfer evakuiert werden.

Die polnische Regierung rief in den betroffenen Gebieten
den Notstand aus. Regierungschef Donald Tusk sprach von einer
"dramatischen Herausforderung" und kündigte Soforthilfen in Höhe
von einer Milliarde Zloty (230 Millionen Euro) an.
 
In Tschechien starb nach Angaben der Polizei eine
Person. Mehr als 12.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen.
Die Stadt Litovel, etwa 230 Kilometer östlich der Hauptstadt
Prag, wurde großteils unter Wasser gesetzt, nachdem der Fluss
Morava nach einem Dammbruch über die Ufer getreten war. Hunderte
Menschen mussten evakuiert werden. Schulen und
Gesundheitseinrichtungen wurden geschlossen. Zwei Chemiefabriken
sowie eine Fabrik, die die Stadt Ostrava mit Wärme und
Warmwasser versorgt, mussten geschlossen werden.
 
In Rumänien, wo am Wochenende Dörfer und Städte
überflutet wurden, kamen sechs Menschen ums Leben. Der
Bürgermeister der Stadt Slobozia Conachi, Emil Dragomir, sagte
zum Fernsehsender Digi24: "Wenn Sie hier wären, würden Sie
sofort weinen. Die Menschen sind verzweifelt, ihr gesamtes
Lebenswerk ist zerstört. Manche haben nur noch die Kleidung, die
sie am Leib tragen".

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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