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12.09.2024 /11:02:10
INTERVIEW-Baloise-Präsident - Peilen Wechsel im Verwaltungsrat an

(neu: Mehr Aussagen, Hintergrund)

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Versicherungskompetenz im Aufsichtsgremium soll gestärkt werden



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Kein Ausstieg aus Deutschland oder Bankgeschäft

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Online-Versicherer Friday könnte auf den Prüfstand kommen
 
Zürich, 12. Sep (Reuters) - Der unter Druck des
Finanzinvestors Cevian stehende Schweizer Versicherer
Baloise <BALN.S> will den Verwaltungsrat erneuern. "Dabei möchten
wir das Versicherungs-Know-How im Verwaltungsrat stärken", sagte
Verwaltungsratspräsident Thomas von Planta am Donnerstag der
Nachrichtenagentur Reuters. "Hier führen wir im Moment
Gespräche." Baloise arbeite darauf hin, dass es auf der
Generalversammlung 2025 zu Wechseln komme. Er selbst stehe für
eine Wiederwahl zur Verfügung. Von Planta erteilte Forderungen
von Investoren, aus Märkten wie etwa Deutschland auszusteigen,
eine Absage. Baloise wolle in der Schweiz, Deutschland, Belgien
und Luxemburg bleiben. "Wir haben auch Verbundeffekte aus diesen
vier Märkten. Die Beiträge aus Belgien und Deutschland haben
sich verbessert."

Anfang der Woche war bekannt geworden, dass Cevian zum größten Anteilseigner des Versicherers aufgestiegen ist. Der schwedische Anleger hat sich bislang nicht zu seinen konkreten Absichten geäußert, doch in der Vergangenheit hat er bei anderen Unternehmen etwa den Verkauf von Teilbereichen oder Wechsel an der Firmenspitze erwirkt. Baloise habe Cevian-Vertreter getroffen, erklärte von Planta. "Für die Erarbeitung der Strategie hatten wir Input von mehreren Investoren. Das haben wir seriös geprüft." Cevian sei sehr erfolgreich. "Sie sehen, wie sie sagen, Potenzial in Baloise. Wir hören sehr genau zu."

Baloise peile über die Zeit eine Wertsteigerung der Aktie an. "Bezüglich der Unternehmensbewertung können wir zulegen, wenn es uns gelingt, die Refokussierungsstrategie umzusetzen. Ich bin zuversichtlich, dass uns dies gelingen wird", sagte der Verwaltungsratspräsident.

HÖHERE AUSSCHÜTTUNGEN

Bedeutende Aktionäre sehen den Versicherer unter Zugzwang, hinsichtlich Gewinnwachstum und Rentabilität zur Konkurrenz aufzuschließen und aktionärsfreundlicher zu werden. Am Donnerstag kündigte das Unternehmen neue Renditeziele an und stellte in Aussicht, künftig mehr Geld an seine Aktionäre auszuschütten.

Von dem von Anlegern geforderten Ausstieg aus Teilmärkten wie Deutschland will der Basler Konzern nichts wissen. "In Deutschland wachsen wir in unseren Zielsegmenten. Deutschland trägt zur Kapitalstärke der Gruppe bei. Und auch zur Diversifizierung." Auch das Schweizer Bankgeschäft sei ein integraler Bestandteil des Unternehmens. "Die Bank arbeitet gut zusammen mit unserer Versicherung und unserem Asset Management. Es gibt ein Kundensegment, das sehr gerne Bank und Versicherung aus einer Hand hat." Einzig beim Online-Versicherer Friday ließ von Planta durchblicken, dass Baloise einen Verkauf prüfen könnte. "Es geht vor allem um die Erreichung der Gewinnschwelle. Für Friday sind alle Optionen offen."

Der bis Ende 2027 angepeilte Abbau von konzernweit 250 der insgesamt rund 8000 Stellen wolle Baloise vor allem über die natürliche Fluktuation bewerkstelligen. Einzelne Entlassungen schloss das Unternehmen aber nicht aus. Er gehe davon aus, dass die Fokussierung auf das Kerngeschäft bei den Resultaten 2025 erste Früchte tragen werde. Wann die Maßnahmen ihre volle Wirkung entfalteten, sei schwierig zu sagen. "Mit dem heutigen Tag führen wir keine Strategie-Diskussion mehr", sagte von Planta. "Es geht um die Umsetzung." Baloise wolle unabhängig bleiben.

(Bericht von Oliver Hirt, Mitarbeit von Paul Arnold, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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