Nachricht


26.09.2024 /10:39:45
FOKUS 1-Konsumklima steigt etwas - "Einen Wendepunkt markiert das sicher nicht"

*

GfK-Konsumklima für Oktober leicht im Plus



*

Aber Sparneigung steigt erneut - mehr Geld auf die hohe Kante



*

Verunsicherung bremst die Verbraucherinnen und Verbraucher
 
(Mit Details, Ökonomen, Herbstgutachten)
Berlin, 26. Sep (Reuters) - Die Verbraucherlaune in
Deutschland hellt sich überraschend leicht auf - signalisiert
aber noch keine Trendwende. Das Barometer für das Konsumklima im
Oktober stieg auf minus 21,2 Punkte von revidiert minus 21,9
Zählern im Vormonat, wie die GfK und das Nürnberg Institut für
Marktentscheidungen (NIM) am Donnerstag mitteilten. Volkswirte
hatten einen leichten Rückgang erwartet. Die Forschenden
prognostizieren anhand einer Umfrage vom September unter rund
2000 Verbrauchern die Konsumstimmung für den Folgemonat. Die
Menschen schätzten zwar ihre künftigen Finanzen optimistischer
ein und waren eher bereit, größere Einkäufe zu tätigen. Ein
Anstieg der Sparneigung aber verhinderte, dass sich die
Konsumstimmung stärker erholte.

Das gering verbesserte Konsumklima stabilisiere sich allenfalls auf niedrigem Niveau, sagte NIM-Fachmann Rolf Bürkl. Seit Juni 2024 sei das Barometer nicht vorangekommen. Deshalb könne man nun auch nicht vom Beginn einer spürbaren Erholung sprechen. "Dazu ist die gegenwärtige Stimmungslage unter den Verbrauchern generell zu labil." Neben den bekannten negativen Einflussfaktoren, wie Kriege, Krisen und Inflation, komme seit kurzem wieder der Arbeitsmarkt dazu. Leicht steigende Arbeitslosenzahlen, mehr Firmenpleiten sowie Ankündigungen von Unternehmen, Personal abzubauen oder Firmenteile ins Ausland zu verlagern, erhöhten die Job-Sorgen bei vielen Beschäftigten.

"Einen Wendepunkt markiert der leichte Anstieg des Konsumentenvertrauens ganz sicher nicht", sagte auch Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Denn die Haushalte seien nicht bereit, mehr auszugeben, obwohl die Einkommenserwartungen und auch die tatsächlichen Realeinkommen gestiegen seien. "Vielleicht ist das vor dem Hintergrund der jüngsten negativen Schlagzeilen rund um die Automobilindustrie, die Diskussion um die Deindustrialisierung Deutschlands und das inkohärente Bild der Politik nicht so verwunderlich."



"GELD WIRD NOCH IMMER LIEBER BEHALTEN STATT AUSGEGEBEN"
 
Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser
Lampe Privatbank sieht weiter Verunsicherung und Zurückhaltung
auf der Tagesordnung. "Die hohe Sparneigung zeigt, dass Geld
noch immer lieber behalten statt ausgegeben wird." Das
Konsumklima sorge nicht für Optimismus - "der private Verbrauch
bleibt an der Leine". Auch die führenden
Wirtschaftsforschungsinstitute stellen fest, dass das nach wie
vor hohe Zinsniveau und die große wirtschafts- und geopolitische
Unsicherheit sowohl die Investitionen der Unternehmen als auch
die Anschaffungsneigung der Konsumenten belastet hätten. "Die
privaten Haushalte legen ihr Einkommen vermehrt auf die hohe
Kante, statt Geld für neue Wohnbauten oder Konsumgüter
auszugeben", heißt es im

Herbstgutachten

für die Bundesregierung.

Denn die Menschen blicken wieder skeptischer auf die Konjunktur. Das Barometer der Marktforscher für die Einkommenserwartungen stieg zwar, konnte aber den Einbruch vom August nicht wettmachen. Die Anschaffungsneigung kletterte auf den höchsten Wert seit März 2022, die Fachleute bezeichneten dies aber als noch immer sehr niedriges Niveau. "Dies spricht für eine anhaltend große Verunsicherung unter den Konsumenten, die durch Inflation, geopolitische Krisen sowie zunehmende Sorgen um die Sicherheit des Arbeitsplatzes geprägt wird."

(Bericht von Klaus Lauer und Rene Wagner - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.