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26.09.2024 /11:00:47
TOP-THEMA-Israel greift erneut Ziele im Libanon an - Diplomatie auf Hochtouren

(Durchgehend neu)

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Militär: 75 Ziele in der Nacht beschossen

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Ringen bei UN um politische Lösung

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Israel schließt Bodenoffensive weiterhin nicht aus
 
- von Maya Gebeily und John Irish
Jerusalem/Beirut/New York, 26. Sep (Reuters) - Bei neuen
israelischen Luftangriffen sind in der Nacht zum Donnerstag nach
Angaben des Militärs rund 75 Ziele der Hisbollah im Bekaa-Tal
und im Süden des Libanon getroffen worden. Zu den Zielen
gehörten Waffenlager und einsatzbereite Abschussvorrichtungen,
wie die israelische Armee weiter mitteilte. Angaben über Opfer
lagen zunächst nicht vor. Am Rande der UN-Generalversammlung in
New York wurden unterdessen die diplomatischen Bemühungen zur
Beilegung der Kampfhandlungen fortgesetzt. Der libanesische
Ministerpräsident Nadschib Mikati äußerte die Hoffnung, dass
eine Waffenruhe erreicht werden könne.

Die USA, Frankreich und mehrere Verbündete forderten am Mittwoch nach intensiven Diskussionen bei den Vereinten Nationen eine sofortige 21-tägige Waffenruhe entlang der israelisch-libanesischen Grenze und sprachen sich auch für eine Waffenruhe in Gaza aus. Mikati begrüßte den Aufruf zu einer Feuerpause, sagte jedoch, dass der Schlüssel dafür die Frage sei, ob Israel bereit sei internationale Resolutionen umzusetzen. Auf die Frage, ob bald eine Waffenruhe gesichert werden könne, sagte Mikati der Nachrichtenagentur Reuters: "Hoffentlich, ja."

Mikatis Übergangsregierung umfasst Minister, die von der radikalislamischen und vom Iran kontrollierten Hisbollah ausgewählt wurden. Die Hisbollah gilt nach wie vor als stärkste politische Kraft im Libanon. Eine Waffenruhe würde für die "Blaue Linie" zwischen Israel und dem Libanon gelten und es den Parteien ermöglichen, über eine generelle diplomatische Lösung des Konflikts zu verhandeln, sagte ein hochrangiger US-Beamter. Die UN-Sonderkoordinatorin für den Libanon, Jeanine Hennis-Plasschaert, begrüßte den Aufruf zu einer sofortigen 21-tägigen Waffenruhe, um Raum für diplomatische Erfolge zu schaffen.

"WICHTIGE FORTSCHRITTE"

"Wir haben in den letzten Stunden wichtige Fortschritte erzielt und werden unsere Bemühungen in den kommenden Stunden fortsetzen", erklärte der französische Außenminister Jean-Noel Barrot nach einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats. "Wir zählen darauf, dass beide Seiten den Vorschlag unverzüglich annehmen, um die Zivilbevölkerung zu schützen und diplomatische Verhandlungen zu ermöglichen." Barrot beabsichtigt, noch in dieser Woche zu Verhandlungen in den Libanon zu reisen.

US-Präsident Joe Biden und der französische Staatschef Emmanuel Macron betonten die Dringlichkeit einer Einigung. "Wir rufen zu breiter Unterstützung und sofortiger Zustimmung der Regierungen Israels und des Libanon auf", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Der von den USA und Frankreich ausgehandelte Vorschlag werde auch von Australien, Kanada, der Europäischen Union, Deutschland, Italien, Japan, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar unterstützt.

Israel hat es zur Priorität gemacht, seine nördliche Grenze zu sichern und die Rückkehr von etwa 70.000 vertriebenen Bewohnern zu ermöglichen. Die Menschen waren aus dem Gebiet evakuiert worden, weil sie seit dem Ausbruch des Krieges zwischen Israel und der palästinensischen Hamas im Gazastreifen vor knapp einem Jahr fast täglichem Raketenbeschuss der Hisbollah ausgesetzt waren. Mittlerweile hat das israelische Militär seinen Fokus vom Gazastreifen an die Nordgrenze zum Libanon verschoben.

UN-BOTSCHAFTER: ISRAEL WÜRDE WAFFENRUHE BEGRÜSSEN

Israels Militärchef sagte, eine Bodenoffensive im Libanon sei möglich, was Befürchtungen bestärkt, der Konflikt könnte einen größeren Nahost-Krieg auslösen. Israels UN-Botschafter Danny Danon sagte vor dem Treffen des Sicherheitsrats am Mittwoch, Israel würde eine Waffenruhe begrüßen und bevorzuge eine diplomatische Lösung. Allerdings spiele dafür der Iran eine Schlüsselrolle. Für eine friedliche Beilegung des Konflikts müsse Israel alle gegen das Land gerichteten Bedrohungen ausschalten.

Israelische Luftangriffe in dieser Woche haben Hisbollah-Anführer ins Visier genommen und Hunderte Orte tief im Libanon getroffen. Auf libanesischer Seite haben Hunderttausende die Grenzregion verlassen. Die Hisbollah ihrerseits feuert permanent Raketen-Salven auf Israel. Allerdings musste die Extremistenorganisation in jüngster Zeit empfindliche Rückschläge hinnehmen. So detonierten vergangene Woche Tausende Pager und Funkgeräte, viele im Besitz von Hisbollah-Kämpfern.

Dabei waren 39 Menschen getötet und fast 3000 verletzt worden. Israel hat eine Verantwortung dafür weder bestätigt noch dementiert. Libanesische Krankenhäuser haben sich seit Montag mit Verletzten gefüllt, als israelische Bombenangriffe mehr als 550 Menschen im Libanon töteten - der tödlichste Tag des Landes seit dem Ende des Bürgerkriegs im Jahr 1990.

(Mitarbeit: Michelle Nichols und Humeyra Pamuk bei den Vereinten Nationen, Ari Rabinovitch in Jerusalem und Gabriella Borter, Kanishka Singh in Washington; Bearbeitet von Alexander Ratz Redigiert von Christian Rüttger Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur)

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