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07.10.2024 /14:16:58
FOKUS 1-Fusionen - Für viele kleine und mittelgroße Banken ein heißes Thema

(neu: Äußerungen auf Pressekonferenz)

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Regulierer testen Belastungsfähigkeit der Institute



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Umfrage von BaFin und Bundesbank unter 1200 Geldhäusern



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Institute kommen mit gestärkter Ertragslage aus der Zinswende



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Fusionen für mehr als die Hälfte der Geldhäuser ein Thema
 
Berlin, 07. Okt (Reuters) - Viele Banken und Sparkassen
in Deutschland können sich Fusionen vorstellen. Das geht aus
Umfragedaten der Finanzaufsicht Bafin und der Bundesbank im
Rahmen der am Montag vorgestellten Ergebnisse der Stresstests
für kleine und mittelgroße Kreditinstitute (LSI) hervor. In der
Erhebung geben mehr als die Hälfte der Befragten an, sich eine
Fusion vorstellen zu können oder sich bereits in einem
Fusionsprozess zu befinden. Bundesbankvorstand Michael Theurer
verwies darauf, dass die Debatte im genossenschaftlichen Bereich
voll im Gange sei. Bei den Sparkassen gebe es die Diskussion
teilweise auch: "Natürlich können wir auch nicht ausschließen,
dass es einen Konsolidierungsprozess bei kleinen und mittleren
Instituten im Privatbankbereich gibt."

In dem Stresstest wurden unter anderem die zukünftige Ertragslage und Widerstandsfähigkeit der Institute unter die Lupe genommen. In diesem Jahr nahmen 1200 kleine und mittelgroße Geldhäuser an der Umfrage teil. Die Institute kommen laut der BaFin mit einer gestärkten Ertragslage aus der Zinswende, haben ihre Kapitalausstattung weiter erhöht und zeigen sich auch für ein hartes Krisenszenario gewappnet.

Doch die Schatten über der deutschen Wirtschaft dürften das Gesamtbild verdunkeln, sagte Theurer und fügte an: "Insoweit muss man kein Prophet sein, um sagen zu können, dass wir auch aus diesem Grund in Zukunft weitere Fusionen von Banken erleben werden." Der für Bankenaufsicht zuständige BaFin-Exekutivdirektor Raimund Röseler betonte auf der Pressekonferenz in Frankfurt, dass die Debatte um eine Fusion von Unicredit und Commerzbank in diesem Rahmen kein Thema sei: "Wir reden über LSIs. Und das sind die definitiv nicht."

Aber wenn 50 Prozent der LSIs überlegten zu fusionieren, sei dies aus seiner Sicht bedenklich. Denn derzeit passe der eher kleinteilige deutsche Bankensektor gut zu dem vom Mittelstand geprägten Wirtschaftsstandort: "Und wenn 50 Prozent der Institute fusionieren könnten, weil sie vielleicht nicht mehr wettbewerbsfähig sind, dann ist das schon etwas, was uns als Regulierer und als Aufseher beschäftigen sollte."

"KEIN GRUND ZUR PANIK"

Die Ausgangslage der Banken sei allerdings besser geworden. Die meisten Institute seien gut kapitalisiert und konnten demnach die sehr anspruchsvollen Herausforderungen des diesjährigen Stresstests meistern, sagte Röseler. Im Stresstest-Szenario bekommt allerdings eine mittlere zweistellige Zahl von Instituten Schwierigkeiten. Die Zahl der betroffenen Institute ist etwa doppelt so hoch wie im LSI-Stresstest 2022 - hauptsächlich aufgrund der schärferen Vorgaben des Szenarios. Diese Institute liegen bei einem deutlichen wirtschaftlichen Abschwung unterhalb der aufsichtlichen Kapitalanforderungen. Röseler bezifferte ihre Anzahl auf mehr als 50: "Das ist kein Grund zur Panik". Immerhin seien 1200 Institute dem Belastungstest unterzogen worden.

Die Institute sollten ihre Kapitalausstattung weiter stärken und ihre solide Ausgangslage nicht ohne Not aufgeben. Die wirtschaftliche Situation sei nach wie vor unsicher, betonte Röseler und fügte an: "Die Ausreißer werden wir sehr eng begleiten. Wenn nötig, werden wir mit aufsichtlichen Maßnahmen frühzeitig gegensteuern."

In der Umfrage haben BaFin und Bundesbank die institutseigenen Plan- und Prognosedaten erhoben. Zudem haben die Kreditinstitute für fünf von der Aufsicht vorgegebene Zinsszenarien Ergebnissimulationen für den Zeitraum von 2024 bis 2028 vorgenommen. Dabei gingen die Institute von einer statischen Bilanzannahme aus, was bedeutet, dass sie ihre Portfolien nicht anpassen konnten.

(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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