Zürich, 07. Jan (Reuters) - Der erneute Rückgang der Inflation in der Schweiz gibt Erwartungen auf weitere Zinssenkungen durch die Notenbank des Landes neue Nahrung. Im Dezember sank die Jahresteuerung auf 0,6 Prozent von 0,7 Prozent im November, wie das Bundesamt für Statistik am Dienstag mitteilte. Der Rückgang sei unter anderem auf die gesunkenen Preise für Pauschalreisen ins Ausland, für Medikamente und für verschiedene Gemüsesorten zurückzuführen. Der Dezember-Wert entsprach einer Reuters-Umfrage zufolge der Schätzung von Ökonomen und lag den vierten Monat in Folge unter der Schwelle von einem Prozent.
Nach der Veröffentlichung kletterte die Markterwartungen für eine Zinssenkung im März. Demnach beziffern die Anleger die Wahrscheinlichkeit, dass die Zentralbank den Leitzins um einen Viertel-Prozentpunkte zurücknimmt, auf 98,4 (bisher 91) Prozent. "Eine weitere Zinssenkung der SNB im März ist nun so gut wie sicher," sagte GianLuigi Mandruzzato, Ökonom bei der EFG Bank. Die Frage sei nur, in welchem Umfang: um 50 oder um 25 Basispunkte.
Die SNB wollte sich zu jüngsten Inflationsdaten nicht äußern. Im Dezember hatte die Notenbank den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 0,5 Prozent gekürzt und gleichzeitig ihre Bereitschaft zu einer weiteren geldpolitischen Lockerung signalisiert.
Obwohl der Dezemberwert allein die Einschätzung der SNB kaum ändern dürfte, deute ein weiterer schwacher Wert auf weitere Zinssenkungen im Jahr 2025 hin, nachdem die SNB bereits 2024 vier Lockerungsschritte vollzogen hatte, wie Mirabaud-Chefökonom Gero Jung sagte. "Die SNB ist besorgt über die starken disinflationären Risiken, die die Gesamtinflationsrate gegen Null bringen, aber auch über die Schwäche der Wirtschaft in der Eurozone, die sich auf die Schweiz auswirken wird." Jung geht davon aus, dass die SNB die Zinssätze sowohl im März als auch im Juni um jeweils 25 Basispunkte senken und den Leitzins damit auf null Prozent bringen dürfte. Der Franken kam nach der Veröffentlichung der Inflationsdaten unter Druck und markierte zum Euro den tiefsten Stand seit dem 30. Dezember.
(Bericht von John Revill; bearbeitet von Oliver Hirt, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)