Berlin, 17. Sep (Reuters) - Die Bundesregierung hat nach eigenen Angaben den Großteil ihrer Maßnahmen zur Stärkung von Startups bereits umgesetzt. 81 Prozent seien vollständig erledigt, hieß es am Dienstag in einem Bericht der Regierung, den das Wirtschaftsministerium veröffentlichte. Bei 17 Prozent der Maßnahmen seien bereits konkrete Vorbereitungen unternommen worden. Nur zwei Prozent der Vorhaben seien bislang nicht umgesetzt. Zum Beispiel wurde noch kein Dialog mit der Branche zur betrieblichen Mitbestimmung eingeleitet.
Die Bundesregierung hat für den heutigen Dienstag zu einem Startup-Kongress nach Berlin eingeladen, mit vermutlich rund 900 Teilnehmenden. Ziel ist es, dass neu gegründete und stark wachsende Unternehmen milliardenschwere Zusagen aus der Finanzbranche bekommen, um sich ihre Finanzierung nicht im Ausland suchen zu müssen. Insider gehen davon aus, dass eine zweistellige Milliardensumme zusammenkommen sollte. Neben hochrangigen Vertretern aus der Finanzbranche wie Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing werden auch Bundeskanzler Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner sprechen.
Im Umfeld des FDP-geführten Finanzministeriums hieß es, in späteren Finanzierungsphasen würden größere Startups oft in andere Länder gelockt. Die USA, aber auch Frankreich seien deutlich voraus. Dies solle nun geändert werden. Der Markt für Wagniskapital in den USA sei beispielsweise im Verhältnis zur jeweiligen Wirtschaftskraft drei Mal größer, in Frankreich 70 Prozent größer.
"Im ersten Halbjahr 2024 wurden 1384 Startups in Deutschland neu gegründet - 15 Prozent mehr als im zweiten Halbjahr 2023", sagte Habeck. "Aktuell sind über 520.000 Mitarbeitende bei Startups beschäftigt - und 80 Prozent der jungen Unternehmen wollen dieses Jahr weitere Mitarbeitende einstellen." 31 sogenannte Einhörner gebe es in Deutschland - Startups mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde Dollar. Laut Wirtschaftsministerium siedeln sich Startups häufig im Umfeld von Hochschulen und Forschungseinrichtungen an. Große Zuwächse gab es 2023 im Bereich Künstlicher Intelligenz, mit einem Plus von 67 Prozent bei den Neugründungen.
Fortschritte bei der Förderung gab es laut Wirtschaftsministerium zuletzt vor allem im Bereich der Finanzierung. Der neue High-Tech-Gründerfonds stelle beispielsweise zusätzliches Wagniskapital zur Verfügung. Startups finanzieren sich in der Regel nicht über Banken, sondern Investoren, weil sie oft noch Verluste schreiben und erst Strukturen aufbauen.
Das Finanzministerium arbeitet derzeit auch an einem zweiten "Zukunftsfinanzierungsgesetz". Dieses soll die steuerlichen Bedingungen für Wagniskapital verbessern, vor allem für Investmentfonds. Außerdem sollen die Voraussetzungen für Börsengänge verbessert werden.
(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)