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11.09.2024 /13:57:48
FOKUS 1-Türkei - Akw-Bau verzögert sich durch fehlende Siemens-Teile

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Energieminister: Rosatom sucht in China nach Alternativen

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Siemens Energy: Müssen die Exportbestimmungen einhalten
 
(mit Reaktion Siemens Energy, weitere Details)
Ankara/Frankfurt, 11. Sep (Reuters) - Der Bau des ersten
türkischen Kernkraftwerks durch den russischen Staatskonzern
Rosatom verzögert sich nach Regierungsangaben durch fehlende
Teile von Siemens Energy <ENR1n.DE>. Rosatom sehe sich deshalb in
China nach Alternativen um, sagte Energieminister Alparslan
Bayraktar am Mittwoch nach Angaben der staatlichen Agentur
Anadolu. Die ausbleibenden Lieferungen von Siemens Energy
dürften den Start des ersten Reaktors um einige Monate
verzögern. "Es gibt Alternativen", sagte der Minister. "Rosatom
hat bereits alternative Teile bei chinesischen Firmen bestellt,
und sie werden aus China kommen."
Die Türkei erwäge Geldstrafen gegen Siemens Energy,
obwohl sie seit Jahren mit dem deutschen Unternehmen
zusammenarbeitet. "Diese Haltung wird uns dazu veranlassen, ihre
Position bei zukünftigen Projekten in Frage zu stellen", fügte
Bayraktar hinzu. Ein Siemens-Energy-Sprecher sagte, dass einige
Teile schon vor langer Zeit geliefert worden seien. Seit einem
guten Jahr aber nicht mehr, weil die Export-/Zollgenehmigungen
noch fehlten. "Wir müssen natürlich die Exportbestimmungen
einhalten", erklärte der Sprecher. Die türkische Regierung gehe
davon aus, dass die ausbleibenden Lieferungen mit den westlichen
Sanktionen gegen Russland wegen des Ukraine-Kriegs
zusammenhängen könnten, sagte Bayraktar.
 
Rosatom, das staatliche russische
Kernenergieunternehmen, baut das Atomkraftwerk Akkuyu in der
türkischen Mittelmeerprovinz Mersin im Rahmen einer Vereinbarung
mit Ankara. Das Nato-Mitglied Türkei hatte ursprünglich geplant,
seinen ersten Reaktor schon 2023 in Betrieb zu nehmen. Im
vergangenen Jahr wurden erstmals Kernbrennstäbe in den
Reaktorblock am Standort geladen.

Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte im Juli, dass Deutschland die Ausfuhr einiger für die Akkuyu-Anlage benötigten Teile nicht zulasse. "Dies hat uns ernsthaft beunruhigt. Ich habe den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz bei unserem bilateralen Treffen daran erinnert", sagte Erdogan damals auf dem Rückflug von einem Nato-Gipfel in Washington zu Reportern.

(Bericht von Huseyin Hayatsever, Can Sezer und Christoph Steitz, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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