01. Nov (Reuters) - Am 5. November wird in den USA nicht nur ein neuer Präsident gewählt, sondern auch ein Drittel des Senats und das gesamte Repräsentantenhaus. Die Demokraten von Präsident Joe Biden kämpfen insbesondere darum, im Senat ihre knappe Mehrheit von 51 zu 49 Stimmen zu verteidigen. Gleich mehrere Sitze in der Kongresskammer hängen von knappen Abstimmungen in den zugehörigen Bundesstaaten ab. Es folgen wichtige Duelle.
Amtsinhaber Jon Tester (Demokrat, 68 Jahre) hat in dem Bundesstaat mit 1,1 Millionen Einwohnern - etwa so viele wie Köln - wohl eine der größten Herausforderung vor sich, wie eine Auswertung von drei unabhängigen Wahlanalysen durch die Nachrichtenagentur Reuters ergibt. Der Landwirt will eine vierte sechsjährige Amtszeit gegen Tim Sheehy (Republikaner, 38 Jahre) durchsetzen. Der ehemalige Soldat der Eliteeinheit Navy Seals wird vom Präsidentschaftsbewerber Donald Trump unterstützt. Tester hat noch nie eine Wahl mit mehr als 51 Prozent der Stimmen gewonnen.
Amtsinhaber Sherrod Brown (Demokrat, 71 Jahre) sieht sich in dem Bundesstaat mit 11,8 Millionen Einwohnern - etwa so viele wie Baden-Württemberg - ebenfalls mit einer schweren Aufgabe konfrontiert: Der Vorsitzende des Bankenausschusses im Senat tritt gegen den Autohändler Bernie Moreno (Republikaner, 57 Jahre) an. Browns Siege in den vergangenen drei Senatsabstimmungen seit 2006 sind zunehmend knapper ausgefallen.
Hier wird der Sitz frei, weil die Demokratin Debbie Stabenow in den Ruhestand geht. Es wird ein enges Rennen zwischen der ehemaligen CIA-Analystin Elissa Slotkin (Demokratin, 48 Jahre) und dem ehemaligen Abgeordneten im Repräsentantenhaus Mike Rogers (Republikaner, 61 Jahre) erwartet. Michigan ist mit zehn Millionen Einwohnern etwas kleiner als Baden-Württemberg.
Auch hier wird ein Sitz frei, da die Unabhängige Kyrsten Sinema in den Ruhestand tritt, und auch hier wird ein knappes Rennen erwartet. Der Afghanistan-Veteran Ruben Gallego (Demokrat, 44 Jahre) tritt gegen die frühere TV-Journalistin Kari Lake (Republikanerin, 55 Jahre) an. Im Grand Canyon State leben 7,4 Millionen Menschen, etwas weniger als in Niedersachsen.
In dem Bundesstaat wird nicht nur um die Präsidentschaft ein knappes - und möglicherweise wahlentscheidendes - Duell erwartet. Amtsinhaber Bob Casey Jr. (Demokrat, 64 Jahre) muss sich für eine vierte Amtszeit im Senat gegen den Republikaner Dave McCormick (59 Jahre) durchsetzen, einen ehemaligen Hedgefonds-Manager. Pennsylvania hat 12,9 Millionen Einwohner, etwas weniger als Bayern.
Die Republikaner haben wohl kaum einem anderen Senatssitz so viel Priorität eingeräumt wie dem der demokratischen Amtsinhaberin Jacky Rosen (67 Jahre). Gegen sie geht der dekorierte Afghanistan-Veteran Sam Brown (Republikaner, 40 Jahre) ins Rennen. Die 3,2 Millionen Einwohner von Nevada - weniger als Berlin - kämpfen immer noch gegen die Folgen der Corona-Pandemie für ihre stark vom Tourismus abhängige Wirtschaft.
Die zwei Millionen Einwohner des Bundesstaates - das entspricht etwa Hamburg - sorgen bislang nicht nur für die größte Überraschung im Senatswahlkampf, sondern könnten die Mehrheitsverhältnisse in der Kammer kompliziert machen. Eigentlich galt Amtsinhaberin Deb Fischer (Republikanerin, 73 Jahre) als gesetzt. In jüngsten Umfragen hat jedoch der parteiunabhängige Gewerkschaftsführer Dan Osborn (49 Jahre) mächtig aufgeholt. Im Gegensatz zu den beiden Unabhängigen im gegenwärtigen Senat will Osborn im Fall eines Wahlsieges nicht mit den Demokraten stimmen. Der Populist vertritt zudem eine Politik, die sich aus Elementen beider großen Parteien speist. In den USA gibt es keinen Fraktionszwang.
(Zusammengestellt von Makini Brice und Moira Warburton geschrieben von Scot W. Stevenson, redigiert von Kerstin Dörr Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)