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18.09.2024 /11:51:30
FOKUS 1-Bund will sich 2024 zwei Milliarden Euro weniger leihen

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Finanzagentur-Geschäftsführer: Minimale Anpassung

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Bislang bereits 336,5 Milliarden Euro eingefahren

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Citadel Securities nimmt künftig an Auktionen teil
 
(neu: Details, Finanzagentur-Geschäftsführer)
Berlin, 18. Sep (Reuters) - Der deutsche Staat muss sich
in diesem Jahr weniger Geld von Investoren leihen als bislang
angestrebt. Insgesamt sollen Bundeswertpapiere im Volumen von
rund 438 Milliarden Euro begeben werden, wie die für das
Schuldenmanagement des Bundes zuständige Agentur am Mittwoch
mitteilte. Das sind zwei Milliarden Euro weniger als bislang
angestrebt. Dazu wird im Oktober und November die Aufstockung
von Schatzanweisungen um jeweils eine Milliarde Euro reduziert.

Finanzagentur-Geschäftsführer Tammo Diemer sprach von einer "minimalen Anpassung". Diese ergebe sich aus einem geringeren Volumen der Darlehensfinanzierung über die Sondervermögen des Bundes. Das geplante Volumen ist das niedrigste seit 2020, liegt aber immer noch gut doppelt so hoch wie in den Jahren vor der Corona- und der Energiekrise. 2023 war mit einer halben Billion Euro ein Rekordniveau erreicht worden.

Einen Großteil der Summe hat die Finanzagentur bereits eingefahren. 94 Auktionen und drei Syndikatsverfahren spülten bislang 336,5 Milliarden Euro in die Kassen. Die durchschnittliche Emissionsrendite lag mit 2,84 Prozent in etwa auf dem Niveau des Vorjahres, wie Diemer betonte. Die Nachfrage nach den Papieren habe das Angebot um das 1,8-Fache überschritten. 2023 lag das Verhältnis nur bei 1,5.



CITADEL NEU DABEI

Der überwiegende Teil der Emissionserlöse wird benötigt, um Geld an Investoren zurückzuzahlen. So müssen 2024 rund 343 Milliarden Euro an Tilgungszahlungen für bereits bestehende Schulden des Bundes und seiner Sondervermögen geleistet werden. Dafür wird nun eine Refinanzierung benötigt.

Die Emissionen erfolgen in der Regel im Auktionsverfahren, an dem sich Finanzinstitute beteiligen können, die der Bietergruppe Bundesemissionen angehören. Diese zählte zuletzt 32 Mitglieder. Im vierten Quartal stößt die von der irischen Zentralbank regulierte Wertpapierfirma Citadel Securities hinzu, die nichts mit dem Hegdefonds Citadel zu tun habe. "Unser Ziel ist es natürlich, unsere Wertpapiere möglichst einem breiten Spektrum an potenziell Interessieren anzubieten", sagte Diemer. "Das wird durch Citadel aus unserer Sicht gut ergänzt."

Bundeswertpapiere stehen beispielsweise bei
Pensionskassen, Versicherern und Hedgefonds hoch im Kurs. Sie
kaufen Anleihen vom Bund und bekommen dafür zuvor festgelegte
Zinszahlungen, ehe sie am Laufzeitende ihr verliehenes Geld
zurückbekommen. Sie haben aber auch die Möglichkeiten, die
Papiere an der Börse zu verkaufen.

Das Risiko ist für die Geldgeber überschaubar: Die großen Ratingagenturen bewerten die Bonität Deutschlands jeweils mit der Bestnote AAA. Das signalisiert Anlegern ein extrem geringes Ausfallrisiko, wenn sie dem deutschen Staat Geld leihen. Dieser wiederum profitiert vom "Triple-A"-Status, da er sich deswegen zu vergleichsweise günstigen Konditionen frisches Geld leihen kann. Die Ratingagentur Fitch bestätigte erst vorige Woche die Bestnote für Deutschland, auch der Ausblick sei "stabil". Die Benotung reflektiere unter anderem Deutschlands breit aufgestellte Wirtschaft, einen robusten Bankensektor und solide Staatsfinanzen, hieß es.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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