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19.09.2024 /14:30:00
EXKLUSIV-Insider - Shell droht weitere Hängepartie bei Schwedt-Deal

- von Riham Alkousaa und Christoph Steitz und Robert Harvey
Berlin/Frankfurt/London, 19. Sep (Reuters) - Dem
Ölkonzern Shell drohen Insidern zufolge bei den Plänen
zum Verkauf seiner Beteiligung an der staatlich kontrollierten
Raffinerie Schwedt in Ostdeutschland weitere Verzögerungen. Der
noch nicht abgeschlossene Verkauf des Shell-Anteils von 37,5
Prozent an die Prax-Gruppe aus Großbritannien habe eine Frist
bis Mitte September überschritten, nach der die Unternehmen die
Frist verlängern oder den Deal nachverhandeln müssten, sagten am
Donnerstag zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der
Nachrichtenagentur Reuters. Shell erklärte, der Konzern arbeite
mit Prax weiter an einem Abschluss des Verkaufs. Prax betonte,
sich nicht zu dem Fall zu äußern, bevor dieser abgeschlossen
sei. Von Rosneft war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Ein Grund für die Verzögerungen seien noch offene Rechtsstreitigkeiten, sagte einer der Insider. Dazu gehöre ein Verfahren des russischen Schwedt-Mehrheitseigentümers Rosneft <ROSN.MM>. Der Moskauer Ölkonzern will den Verkauf an Prax verhindern. Das Oberlandesgericht Düsseldorf hatte allerdings am Mittwoch erklärt, dass die Erfolgsaussichten Rosnefts gering seien.

Die Pläne zum Verkauf des Shell-Anteils an Prax waren im Dezember vergangenen Jahres bekannt geworden. Shell hatte damals erklärt, mit einem Abschluss der Transaktion in der ersten Jahreshälfte 2024 zu rechnen, sofern alle Partnerrechte und Vorgaben der Regulierung geklärt seien. Der Wert des Pakets war laut Insidern und von Reuters eingesehenen Dokumenten auf 155 bis 190 Millionen Euro beziffert worden.

RAFFINERIE SEIT UKRAINE-KRIEG UNTER STAATLICHER KONTROLLE

Die Raffinerie im ostdeutschen Schwedt steht seit 2022 unter Kontrolle des deutschen Staates. Die Bundesregierung hatte angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine die Treuhandschaft über die Mehrheitsanteile der russischen Rosneft an der PCK-Öl-Raffinerie in Schwedt übernommen. Zuletzt wurde diese bis zum 10. März 2025 verlängert. Bei der Treuhand werden die Anteile zwar staatlich verwaltet, gehören rechtlich aber weiterhin Rosneft. Die Bundesnetzagentur, die die Bundesrepublik nun bei der Raffinerie vertritt, hat aber ihren Anwälten zufolge grünes Licht für den Verkauf des Shell-Anteils an Prax gegeben.

Shell will seine Beteiligung an der Raffinerie Schwedt
seit Jahren abstoßen. 2021 hatte der Konzern sein Paket an das
österreichische Unternehmen Alcmene verkaufen wollen. Diese
Pläne hatte Rosneft mit Verweis auf sein Vorkaufsrecht
durchkreuzt. Allerdings hatte im November 2023 das
Verwaltungsgericht Berlin entschieden, dass Alcmene die
Beteiligung doch hätte erwerben dürfen. Dadurch sei der jetzige
Fall noch komplizierter geworden, sagte ein Insider.

(Bericht von Riham Alkousaa, Christoph Steitz, Robert Harvey, Mitarbeit Matthias Inverardi, bearbeitet von Tom Käckenhoff, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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