Berlin, 13. Nov (Reuters) - Die Europäische Union kann dem Ifo-Institut zufolge ihre Wirtschaftskraft mit dem Ausbau ihres Binnenmarktes für Dienstleistungen gegen Handelskonflikte unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump rüsten. Durch den Wegfall von Bürokratie, die Angleichung von Regelwerken und anderen Maßnahmen ließe sich die Bruttowertschöpfung in Europa dauerhaft um 2,3 Prozent oder 353 Milliarden Euro erhöhen, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung. "Die Wahl von Trump zum US-Präsidenten verlangt Antworten von Europa", sagte die Leiterin des Ifo-Zentrums für Außenwirtschaft, Lisandra Flach. "Eine Vertiefung des Binnenmarktes, vor allem bei den Dienstleistungen, könnte das wirtschaftliche Gewicht der EU erhöhen und die EU attraktiver für US-amerikanische Unternehmen machen."
Demnach würde der Abbau von Barrieren im EU-Binnenmarkt für Dienstleistungen die Bruttowertschöpfung von allen Mitgliedstaaten erhöhen. In absoluten Zahlen wären die Zuwächse in Deutschland (plus 67,8 Milliarden Euro), Frankreich (plus 37,8 Milliarden Euro) und Irland (plus 29,9 Milliarden Euro) am größten. Im Verhältnis zu ihrer Wirtschaftskraft würden Luxemburg (plus 8,6 Prozent), Malta (plus 7,8 Prozent) und Irland (plus 6,2 Prozent) besonders starke Zuwächse verzeichnen. Die Berechnungen beruhen auf einem Abbau der Handelsbarrieren um 25 Prozent. Bereits ein Abbau um zehn Prozent könnte die Bruttowertschöpfung in der EU um 0,5 Prozent oder 77 Milliarden Euro erhöhen. Die Berechnungen zu den dauerhaften Wirtschaftseffekten beziehen sich auf eine Zeitspanne von zehn bis 15 Jahren.
Trump ist vergangene Woche zum neuen US-Präsidenten gewählt worden. Er hat im Wahlkampf angekündigt, hohe Zölle auf Warenimporte aus der EU zu erheben. Da die EU-Kommission darauf mit Gegenmaßnehmen reagieren dürfte, besteht die Gefahr eines Handelskrieges.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)