Nachricht


15.10.2024 /13:56:42
FOKUS 2-Metall-Tarifparteien liegen noch "weit" auseinander

(Neu: Weitere Zitate, Details)

*

Zweistufige Erhöhung nach neun Null-Monaten

*

IG Metall fordert sieben Prozent mehr

*

Arbeitgeber hoffen auf zügigen Tarifabschluss
 
- von Ilona Wissenbach und Alexander Hübner
Frankfurt/Nürnberg, 15. Okt (Reuters) - Im Tarifstreit
der Metall- und Elektroindustrie haben die Arbeitgeber ein
Angebot auf den Tisch gelegt und hoffen auf eine schnelle
Einigung: Die als erstes im norddeutschen Bezirk Küste
vorgelegte Offerte sieht eine Lohnerhöhung über insgesamt 3,6
Prozent mit 27 Monaten Laufzeit vor. Dabei gebe es zum 1. Juli
2025 eine Anhebung um 1,7 Prozent und ein Jahr später weitere
1,9 Prozent, erklärte die Verhandlungsführerin des
Arbeitgeberverbandes Nordmetall, Lena Ströbele, am Dienstag nach
der zweiten Tarifrunde in Bremen. Es herrsche Einigkeit mit der
IG Metall, dass die Lage der Branche bei steigenden
Insolvenzzahlen ausgesprochen kritisch sei. "Wir müssen erst mal
den freien Fall stoppen", ergänzte sie.

Die IG Metall wies das Angebot zurück. Sie fordert für die 3,9 Millionen Beschäftigten der wichtigsten deutschen Industrie sieben Prozent mehr Geld bei zwölf Monaten Laufzeit ab 1. Oktober. "Die Laufzeit zu lang, die Erhöhung zu niedrig und zu spät - das Angebot enttäuscht und gleicht nicht mal die erwartete Inflation der nächsten Jahre aus", sagte Daniel Friedrich, Verhandlungsführer und Chef der IG Metall Küste. "So wird es schwierig, schnell zu einer guten Lösung zu kommen." Die Vorstellungen lägen noch weit auseinander. Die Gewerkschaft argumentiert mit Aufholbedarf nach Reallohnverlust in den vergangenen Jahren und der wichtigen Rolle, die der private Konsum als Konjunkturmotor spiele.

"DEUTLICH VONEINANDER ENTFERNT"

Neben dem norddeutschen Tarifbezirk verhandelten am Dienstag auch die Tarifparteien in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen mit gleichlautenden Angeboten der Arbeitgeber. Begleitet wurde die Verhandlung in Bayern von 3500 demonstrierenden Beschäftigten. In Bremen waren es laut IG Metall 500 junge Beschäftigte, die Druck für ihre Forderungen machten, wozu auch 170 Euro pro Monat mehr Ausbildungsvergütung gehören. Darüber sind die Arbeitgeber gesprächsbereit.

Insidern zufolge gibt es Überlegungen, welcher der elf Tarifbezirke den Pilotabschluss ausverhandeln soll. Baden-Württemberg, wo die Branche mit vielen Autozulieferern derzeit besonders angeschlagen ist, kommt dieses Mal nicht infrage. Neben dem Bezirk Küste, für den das eine Premiere wäre, ist Bayern in der engeren Wahl. "Wir sind noch deutlich voneinander entfernt. Gewünscht hätte ich mir sieben Prozent - und zwar jetzt", sagte Bayerns IG-Metall-Chef Horst Ott in Nürnberg.

Die Verhandlungsführerin der bayerischen Arbeitgeber, Angelique Renkhoff-Mücke, warnte mit Blick auf die IG-Metall-Forderung: "Der Schaden wäre enorm." Die Industrie sei in einer strukturellen Krise, die Auftragseingänge gingen dramatisch zurück. Vor allem die Autoindustrie als wichtigste Branche hat damit zu kämpfen. "Wir müssen ganz schnell gegensteuern, damit die Unternehmen überleben und Deutschland als Standort eine Zukunft hat." Dazu müssten alle einen Beitrag leisten.

ARBEITGEBER: BITTE KEINE WARNSTREIKS

Die Arbeitgeber fordern außerdem, eine Regel aus der Corona-Zeit zu verlängern, die schwachen Unternehmen automatisch bei Unterschreiten einer bestimmten Nettoumsatzrendite ein Abweichen nach unten ermöglicht. IG-Metall-Verhandler Friedrich wies das zurück, weil es genügend andere Differenzierungsmöglichkeiten für Betriebe in Schwierigkeiten gebe.

Die Verhandlungen in Norddeutschland werden am 29. Oktober in Kiel fortgesetzt. Ab diesem Tag sind nach Ende der Friedenspflicht Warnstreiks möglich. Arbeitgeber-Chefin Renkhoff-Mücke sagte, sie hoffe, dass eine Einigung ohne Warnstreiks gelinge. Die Firmen bräuchten Planungssicherheit. "Wir würden gerne sehr, sehr schnell zu einem Ergebnis kommen."

(Bericht von Alexander Hübner und Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.