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07.07.2025 /14:07:54
FOKUS 1-Europas Anleger vor Fristablauf für Zölle verhalten

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Trump nennt 1. August als neues Zoll-Datum

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Warten auf Zoll-Drohbriefe und Abkommen

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Gefallener Ölpreis setzt Energiekonzernen zu

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China kündigt Beschränkungen für EU-Medizinprodukte an
 
(Neu: Europäische Börsen)
Freitag, 07. Jul (Reuters) - Der Countdown zum
Fristablauf für die Einführung von Zöllen durch US-Präsident
Donald Trump zehrt an den Nerven der Anleger in Europa.
Dax <.GDAXI> und EuroStoxx50 <.STOXX50E> zogen am Montag jeweils
um rund ein halbes Prozent auf 23.935 beziehungsweise 5310
Punkte an. "Die Zölle stehen wieder einmal im Zentrum des
Börsengeschehens", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim
Vermögensverwalter QC Partners. "Die Börsenwelt spekuliert
aktuell, an wen die ersten zwölf Zoll-Drohbriefe adressiert sein
werden." Auch die EU könne darunter sein, was für die
exportorientierten europäischen Volkswirtschaften eine immense
Belastung wäre.

Als neues Datum für die Einführung der US-Zölle hat Trump den 1. August genannt. Trump sagte am Sonntag, die USA stünden kurz davor, in den kommenden Tagen mehrere Handelsabkommen abzuschließen und würden andere Länder bis zum 9. Juli über höhere Zollsätze informieren. Trump hatte die 90-Tage-Schonfrist zunächst bis zum 9. Juli gewährt, damit Länder ein Abkommen aushandeln können. "Davon ist am Ende allerdings nicht viel übrig geblieben, außer einem Rahmenvertrag mit dem Vereinigten Königreich, bei dem viele Details noch immer unklar sind, einem Deal mit China, der mehr als Waffenstillstand zu werten ist und einem Abkommen ohne Details mit Vietnam", sagte Commerzbank-Analyst Volkmar Baur.

POSITIVE KONJUNKTURSIGNALE

Positive Impulse lieferten unterdessen Wirtschaftsdaten. Statt der erwarteten Stagnation hatten deutsche Unternehmen ihre Produktion im Mai dank kräftiger Zuwächse in der Auto- und Pharmaindustrie hochgefahren. Der Handelsverband Deutschland (HDE) blickte dagegen trotz verbesserter Konsumlaune zurückhaltend auf das Jahr 2025. "Auch wenn die Industrieproduktion im zweiten Quartal per Saldo auf Erholungskurs bleibt, ist dennoch von keinem starken Wachstum auszugehen, hierfür waren auf der anderen Seite die Einzelhandelsumsätze zu schwach", konstatierte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank.

Bei den Einzelwerten setzten niedrigere Ölpreise europäische Energieaktien unter Druck. Der entsprechende Branchenindex <.SXEP> gab gut ein Prozent nach. Shell <SHEL.AS>-Aktien büßten in London rund drei Prozent ein, nachdem der Energieriese seinen Ausblick für die Gas- und LNG-Produktion im zweiten Quartal gesenkt und vor der Veröffentlichung der vollständigen Ergebnisse schwächere Handelsresultate prognostiziert hatte.

Ein milliardenschwerer Zukauf setzte zudem Capgemini <CAPP.PA> zu. Die Aktien des französischen Beratungs- und IT-Dienstleisters fielen in Paris um mehr als fünf Prozent, nachdem der Konzern angekündigt hatte, WNS <WNS.N> für 3,3 Milliarden Dollar zu kaufen. Mit der Übernahme des Dienstleisters, der Firmen bei Technologie-Outsourcing unterstützt, möchte Capgemini einen Beratungsdienst schaffen, der Firmen bei der Reform ihrer Betriebsabläufe durch Künstliche Intelligenz unterstützt.

Die von China beschlossene Beschränkung der Einfuhr von Medizintechnik aus der Europäischen Union belastete zum Teil Unternehmen aus der Branche in Deutschland. Die Aktien von Carl Zeiss Meditec <AFXG.DE> und Merck <MRCG.DE> fielen um jeweils rund zwei Prozent. Die Anteilsscheine von Siemens Healthineers <SHLG.DE> verbilligten sich vorübergehend um mehr als zwei Prozent. Wie das Finanzministerium in Peking am Sonntag mitteilte, sind Einfuhren von Medizintechnik aus der EU betroffen, deren Wert 45 Millionen Yuan (5,3 Millionen Euro) übersteigt.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)



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