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14.09.2024 /19:03:05
FOKUS 1-300 Firmen klagen über schleppende Visavergabe für chinesische Mitarbeiter

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AHL Greater China klagt: Visa in Shanghai dauert etwa drei Monate



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Unternehmen sehen Wettbewerbsnachteile

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Auswärtige Amt: Versuchen gegenzusteuern
 
(Neu: Reaktion Auswärtiges Amt)
Berlin, 14. Sep (Reuters) - 300 deutsche Unternehmen in
China haben in einem Brief an Außenministerin Annalena Baerbock
(Grüne) eine schleppende Visavergabe für chinesische Mitarbeiter
beklagt. Für den Erfolg deutscher Firmen sei die Qualifizierung
der chinesischen Mitarbeiter in Deutschland und die gemeinsame
Projektentwicklung entscheidend, heißt es in einem der
Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Brief der
Außenhandelskammer Greater China und ihres Geschäftsführers für
Shanghai, Maximilian Butek, der von den Firmen unterzeichnet
wurde. "Deswegen sehen wir mit Sorge, dass nach wie vor
Schwierigkeiten bestehen, chinesische Mitarbeiter deutscher
Unternehmen rechtzeitig mit Visa für Deutschland zu versorgen."
Die Beantragungszeiten seien zu lang, das Verfahren
komplizierter als früher. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es in
einer Reaktion am Samstag, dass man die nötigen Visumverfahren
"so zügig wie möglich durchführen und bestehende Wartezeiten so
rasch wie möglich abbauen" wolle.
Als Beispiel wird der Großraum Shanghai genannt, in dem
zwei Drittel der deutschen Unternehmen sitzen. Dort soll die
Bearbeitungszeit von Visa mittlerweile etwa drei Monate
betragen. Das früher bestehende schlankere Visaverfahren sei
abgeschafft worden und sollte wieder eingeführt werden, fordern
die deutschen Firmen. Nun würden Termine zu unregelmäßigen
Zeiten online eingestellt und seien innerhalb weniger Minuten
vergeben. Die Website des Anbieters sei zudem schwer zugänglich
und melde häufig Fehler bei der Terminvergabe.

"Der Erfolg in China ist in hohem Maße ausschlaggebend für den Gesamterfolg der Unternehmen", wird in dem Brief betont. Das betreffe nicht nur den Geschäftserfolg, sondern auch das Vorantreiben von Innovationen. "Insbesondere in diesem Jahr zeigen unsere Umfragen, dass deutsche Unternehmen in China unter einem besonderen Wettbewerbsdruck mit lokalen Unternehmen stehen." Um dem Wettbewerb standzuhalten, seien noch schnellere Anpassungen der Produkte und Geschäftsmodelle an den chinesischen Markt nötig. Deshalb brauche man einen intensiven Austausch zwischen den Stammhäusern in Deutschland und ihren Niederlassungen in China.

Im Auswärtigen Amt betonte man auf Nachfrage, dass man die große Bedeutung eines möglichst reibungslosen Reiseverkehrs sehe, insbesondere für die deutsche Wirtschaft. Die Wartezeiten könnten stark schwanken. An den Auslandsvertretungen in China seien die Wartezeiten für Geschäftsreisende, die ein Schengenvisum beantragen, im vergangenen Jahr sehr unterschiedlich, hätten aber insgesamt reduziert werden können.

Beim Generalkonsulat in Shanghai gebe es tatsächlich
deutlich mehr Nachfrage. "Das Auswärtige Amt hat angesichts
dieser Entwicklung organisatorische Maßnahmen ergriffen und die
Terminbuchung auf eine Terminwarteliste umgestellt", hieß es im
Außenministerium. Um die Wartezeiten so gering wie möglich zu
halten, sei die Auslandsvertretung personell unterstützt und
Verfahrensabläufe analysiert und effizienter gestaltet worden.

2023 war China nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mit einem Warenaustausch im Wert von 254,5 Milliarden Euro erneut wichtigster Handelspartner Deutschlands. Die Ampel-Regierung hat Firmen vor zu großen Abhängigkeiten von China gewarnt und will Investitionen in anderen Ländern vorantreiben.

(Bericht von Andreas Rinke redigiert von Scot W. Stevenson Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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