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25.09.2024 /16:30:17
FOKUS 1-Geheimdienstkreise - Russland lässt in China Kampf-Drohne bauen

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Insider: Erstmals komplettes Waffensystem für Russland



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China: Kennen das Projekt nicht, haben strenge Ausfuhr-Kontrolle



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Insider: Entwicklung mit Hilfe chinesischer Spezialisten

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Drohne soll 2000 Kilometer fliegen können

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USA: "Sind äußerst besorgt"
 
(Neu: Reaktion USA)
25. Sep (Reuters) - Russland treibt europäischen
Geheimdienstkreisen zufolge in China ein Waffenprogramm für
Langstrecken-Drohnen voran. Damit würden erstmals Drohnen für
den Einsatz in der Ukraine entwickelt und produziert, sagten
zwei Geheimdienstvertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Die
Firma IEMZ Kupol, eine Tochter des russischen Rüstungskonzerns
Almas-Antej, hat demnach eine Drohne des Typs Garpija-3 in China
mit der Hilfe chinesischer Spezialisten entwickelt und getestet.
Dies geht aus einem der Dokumente hervor, die Reuters einsehen
konnte. Kupol hatte diese Arbeitsbeschreibung in diesem Jahr an
das russische Verteidigungsministerium geschickt. In einem
weiteren Papier macht Kupol deutlich, dass man die Drohnen dort
in größerem Maßstab produzieren und in der "Spezialoperation"
einsetzen könne. Dies ist der offizielle russische Name für den
Krieg gegen die Ukraine.

Kupol, der Mutterkonzern Almas-Antej und das russische Verteidigungsministerium reagierten auf Reuters-Anfragen nicht. Das chinesische Außenministerium erklärte, ihnen sei das Projekt nicht bekannt. China habe strikte Kontrolle für den Export von Drohnen und ähnlichen Flugobjekten. Die ukrainische Regierung antwortete auf Reuters-Fragen nicht.

Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrat der USA sagte, man sei angesichts des Berichts über Lieferungen tödlicher Waffen an ein sanktioniertes russisches Unternehmen äußerst besorgt. Die US-Regierung habe zwar keine Hinweise, dass die chinesische Regierung über die Zusammenarbeit informiert sei. China sei aber verantwortlich dafür, dass Firmen Russland nicht mit tödlichen Waffen für das Militär unterstützten.

Dem Dokument zufolge kann die Garpija-3 (G3) rund 2000 Kilometer weit fliegen und 50 Kilogramm Sprengstoff transportieren. Zwei Probe-Exemplare der G3 und einige andere Drohnen-Typen, die ebenfalls in China produziert wurden, seien zur Kupol-Zentrale im russischen Ischewsk für weitere Tests geliefert worden. Auch daran seien chinesische Experten beteiligt, deren Identität jedoch nicht offengelegt ist. Dies geht aus Rechnungen von Kupol hervor, die Reuters einsehen konnte.

Den Geheimdienstkreisen zufolge ist die Lieferung der erste Beweis seit Kriegsbeginn, dass komplette, in China gefertigte Drohnen von China geliefert wurden. Die Dokumente liefern keine Hinweise darauf, wo genau produziert und ob die Serienproduktion freigegeben wurde. China hat wiederholt bestritten, dass das Land Russland mit Waffen für den Ukraine-Einsatz beliefert.

Fabian Hinz, Experte am Londoner "Institute for Strategic Studies", sprach von einer gravierenden Entwicklung, sollten sich die Lieferungen bestätigen. "Wenn man sich anschaut, was China bisher geliefert hat, waren es meistens sogenannte Dual-Use-Güter; also Komponenten, die für die Waffenproduktion genutzt werden könnten." Hier gehe es aber um komplette Waffensysteme.

Samuel Bendett vom "Center for a New American Security" in Washington, verwies darauf, dass China vorsichtig bei Hilfen für die russische Kriegsmaschinerie sein werde. Man könne sonst von internationalen Sanktionen getroffen werden. Es seien weitere Informationen nötig, um nachzuweisen, dass China tatsächlich Produktionsland für militärische, russische Drohne sei.

Drohnen haben sich im Krieg für beide Seiten als höchst effektiv erwiesen. Russlands Präsident Wladimir Putin sagte, die Armee habe 2023 rund 140.000 Stück geliefert bekommen.

(Weitere Reporter: Ryan Woo in Peking, Tom Balmforth in London, Max Hunder in Kiew, Jonathan Landay und Daphne Psaledakis in Washington; geschrieben von Markus Wacket; redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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