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KI-Paket von Trump beflügelt Tech-Sektor |
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P&G nach Zahlen gefragt - J&J trotz Wachstums unter Druck |
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Unklarheit über Zollpläne belastet Dollar |
(Neu: P&G, J&J, Anleihen, Dollar) |
Frankfurt, 22. Jan (Reuters) - Starke |
Netflix <NFLX.O>-Zahlen und die jüngsten Investitionspläne des |
neuen US-Präsidenten haben dem S&P 500 <.SPX> ein neues |
Allzeithoch beschert. Der breit gefasste US-Index stieg am |
Mittwoch um bis zu 0,9 Prozent auf 6100,81 Punkte und notierte |
damit so hoch wie nie. Der Index der Technologiebörse |
Nasdaq <.IXIC> kletterte um 1,5 Prozent auf 20.047 Zähler. Der |
Dow-Jones-Index der Standardwerte rückte um 0,3 Prozent |
auf 44.143 Punkte vor. |
Live-Sportübertragungen und die zweite Staffel der Erfolgsserie "Squid Game" bescherten Netflix im vierten Quartal den größten Kundenzuwachs der Firmengeschichte. Der Streaming-Anbieter gewann zum Jahresabschluss nach mehreren Quartalen mit einem schwächelnden Wachstum 19 Millionen Kunden hinzu. "Wir dachten, es sei ein Tippfehler", schrieben die Analysten von Bernstein. "Netflix hat die Kundenzahlen weit über die unvernünftigste Prognose hinaus gesteigert, die wir im Vorfeld der Veröffentlichung gehört hatten." Die Netflix-Aktie schnellte nach der Vorlage der Zahlen um 10,6 Prozent in die Höhe.
Gefragt waren auch die Aktien des Datenbank- und Cloud-Anbieters Oracle <ORCL.N>, die um gut sieben Prozent in die Höhe sprangen. Der neue US-Präsident Donald Trump hatte Milliardeninvestitionen in die Infrastruktur für Künstliche Intelligenz (KI) angekündigt. Der SAP <SAPG.DE>-Rivale Oracle, der Microsoft <MSFT.O>-Partner OpenAI und der japanische Technologieinvestor SoftBank würden in das Stargate Project zunächst 100 Milliarden Dollar investieren, gab Trump am Dienstag zusammen mit Firmenchefs im Weißen Haus bekannt.
Die Investoren griffen auch bei Procter & Gamble <PG.N> zu. Die Papiere des Konsumgüterkonzerns rückten um fast drei Prozent vor. Das Unternehmen aus Ohio hatte mit neuen Produktversionen in verschiedenen Preisklassen mehr Kunden angelockt und so die Umsatzerwartungen des Marktes übertroffen.
Aus den Depots flogen dagegen die Titel des US-Pharma- und Medizintechnikkonzerns Johnson & Johnson <JNJ.N>, die um gut drei Prozent abrutschten. Umsatz und Gewinn übertrafen im vierten Quartal zwar dank eines starken Geschäfts mit Krebsmedikamenten die Erwartungen von Analysten. Die Experten des Brokers Evercore ISI weisen jedoch auf Marktanteilverluste von J&J in bestimmten medizintechnischen Segmenten hin. Händler sprachen zudem von einem überraschend starken Einfluss des teuren Dollars auf die Prognose des Unternehmens für das laufende Jahr.
Die Sorgen der Anleger über Trumps in Aussicht gestellte Strafzölle für China-Importe und erneuerte Drohungen gegen die EU hielten sich indes in Grenzen. "Es ist die Hoffnung, dass am Ende alles nicht so schlimm kommt wie befürchtet", sagte Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Unterstützung komme auch von den sinkenden Renditen am Anleihemarkt, wo die Verzinsung der zehnjährigen US-Papiere mittlerweile deutlich unter fünf Prozent liege. "Auch die Zinssenkungshoffnungen leben weiter und bilden mit der Aussicht auf wirtschaftlich prosperierende USA in den kommenden Jahren ein stabiles Fundament für die laufende Rally", sagte Molnar.
Am Devisenmarkt drückte die mangelnde Klarheit über die Zollpläne von Trump den Greenback. Der Dollar-Index <=USD>, der die Devise zu anderen wichtigen Währungen misst, gab bis zu 0,4 Prozent auf 107,75 Punkte ab. Danach pendelte er sich nahe der Null-Marke ein. Der von Trump in Aussicht gestellte Strafzoll auf China-Importe in Höhe von zehn Prozent würde weit hinter den im Wahlkampf angedrohten 60 Prozent liegen. "Hinzu kommt der allgemeine Eindruck, dass Trump in seinen ersten Maßnahmen keinen maximalistischen Handelsprotektionismus verfolgt, sondern sich offenbar auf Handelsverhandlungen vorbereitet", sagte Alvin Tan, Chefstratege bei der Royal Bank of Canada. "Alles in allem deutet dies darauf hin, dass der US-Dollar weiter fallen könnte."
(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)