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18.10.2024 /14:06:36
TOP-THEMA-Scholz und Biden beschwören Zusammenarbeit bei Ukraine und Nahost

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US-Präsident wird für transatlantische Zusammenarbeit geehrt



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Biden warnt vor hartem Kriegswinter für Ukraine

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Treffen auch mit Macron und Starmer

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Steinmeier: Biden ist Politiker mit Anstand
 
(Durchgehend neu)
- von Andreas Rinke und Jeff Mason
Berlin, 18. Okt (Reuters) - Bundeskanzler Olaf Scholz
und US-Präsident Joe Biden haben am Freitag in Berlin die enge
Zusammenarbeit beider Länder in der Ukraine- und Nahost-Politik
beschworen. "Wir stehen an der Seite der Ukraine, solange wie
das nötig ist. Putin hat sich verrechnet. Er kann diesen Krieg
nicht aussitzen", sagte Scholz mit Blick auf den russischen
Präsidenten Wladimir Putin. Biden dankte dem Kanzler für seine
Entschlossenheit in der Unterstützung der Ukraine. Zuvor hatte
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die transatlantischen
Beziehungen beschworen, die unter Biden ein neues Niveau
erreicht hätten.

Er wisse, dass der Preis für die Ukraine-Politik sehr hoch sei, sagte Biden. Aber der Preis sei noch viel höher, falls Russland sich durchsetzen sollte. Der US-Präsident ermutigte Deutschland, daran festzuhalten, zwei Prozent seiner Wirtschaftskraft für Verteidigung auszugeben. Biden hatte zuvor gemahnt, dass der Westen in der Unterstützung der Ukraine nicht nachlassen dürfe. "Vor uns liegt ein schwieriger Winter, und wir dürfen nicht nachlassen, dürfen nicht ermüden", sagte er. "Wir müssen unsere Unterstützung aufrechterhalten. Wir müssen so lange weitermachen, bis die Ukraine einen fairen und nachhaltigen Frieden bekommt."

Beide begrüßten den Tod von Hamas-Führer Jahja Sinwar, der bei einem Einsatz des israelischen Militärs im Gazastreifen starb. Er hoffe, dass sich nun ein Fenster für eine Waffenruhe und die Freilassung der von der Hamas festgehaltenen israelischen Geiseln öffne, sagte Scholz. Biden sprach von einem Zeichen der Gerechtigkeit. Mit Blick auf das anschließende Treffen mit dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron und dem britischen Premierminister Keir Starmer sagte Scholz, dass es solche Gespräche auf höchster Ebene brauche, um in wichtigen Fragen Fortschritte zu erzielen. An dem Gespräch nehmen auch US-Außenminister Antony Blinken und Außenministerin Annalena Baerbock teil.

Biden, der in seiner Amtszeit ein enges Verhältnis zu Scholz hatte, betonte, dass Deutschland zudem unterstützt habe, dass der Iran für seine Destabilisierungsversuche in der Region zur Rechenschaft gezogen werde.

STEINMEIER WÜRDIGT BIDEN - UND HEBT IHN VON TRUMP AB

Allerdings ist die Aussagekraft von Absprachen mit dem 81- jährigen Biden begrenzt, weil am 5. November in den USA ein neuer Präsident gewählt wird. Der Besuch des US-Präsidenten, der vergangene Woche zunächst wegen des über Florida wütenden Hurrikans Milton abgesagt worden war, ist vor allem ein Zeichen für die transatlantische Verbundenheit, die Biden zum Abschluss seiner Karriere bewusst setzen wollte.

Bundespräsident Steinmeier hatte ihm zuvor mit der Sonderstufe des Großkreuzes des Bundesverdienstordens ausgezeichnet. "Unter Ihrer Führung ist die transatlantische Allianz stärker und unsere Partnerschaft enger als je zuvor", sagte er in seiner Laudatio. "Für Deutschland war, ist und bleibt die Freundschaft zu den Vereinigten Staaten existenziell wichtig ? existenziell sowohl für unsere Sicherheit als auch für unsere Demokratie." Biden habe vor allem das Verdienst, die transatlantischen Beziehungen nach der Präsidentschaft von Donald Trump wieder repariert zu haben, betonte Steinmeier, ohne Trumps Namen zu nennen, der erneut bei der US-Präsidentschaftswahl antritt. "Als Sie zum Präsidenten gewählt wurden, haben Sie Europas Hoffnung in die transatlantische Allianz buchstäblich über Nacht wiederhergestellt", sagte Steinmeier zu Biden.

Dass der US-Demokrat Präsident gewesen sei, als Russlands Präsident Wladimir Putin die Ukraine überfallen habe, sei ein Glücksfall. "Uns hier in Europa haben die vergangenen beiden Jahre einmal mehr gezeigt: Amerika ist die 'unverzichtbare Nation'", sagte Steinmeier. Die Nato sei ein unverzichtbares Bündnis.

Der Bundespräsident hob zudem Bidens Persönlichkeit hervor. "Anstand ist vermutlich die Eigenschaft, die am stärksten vom Untergang bedroht ist. Ihr Anstand jedoch ist ein Licht, das weithin strahlt." Als Verweis zitierte er aus einer Rede Bidens dessen Worte: "Demokratien sterben nicht immer im Feuer der Gewehre. Demokratien können sterben, wenn Menschen schweigen. Wenn sie (...) bereit sind, das Wertvollste aufzugeben, weil sie frustriert sind, erschöpft oder entfremdet."

(redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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