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17.09.2024 /12:01:52
FOKUS 1-Deutscher Wirtschaft droht Herbstblues - ZEW-Barometer bricht ein

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ZEW: Lage wird so schlecht bewertet wie seit Mai 2020 nicht mehr



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Erwartungen brechen erneut ein

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"Hoffnung auf baldige Besserung der Lage schwindet"
 
(neu: mit Ökonomen)
Berlin, 17. Sep (Reuters) - Börsenprofis bewerten die
deutsche Konjunkturlage so schlecht wie seit der
Corona-Rezession vor über vier Jahren nicht mehr. Das Barometer
für die aktuelle Situation gab im September um 7,2 Punkte auf
minus 84,5 Zähler nach, wie das Mannheimer Zentrum für
Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner
Umfrage unter 162 Analysten mitteilte. Das ist der schlechteste
Wert seit Mai 2020, als die Corona-Pandemie zu einem Einbruch
führte. Das Barometer für die Aussichten in den kommenden
Monaten sank um 15,6 Punkte auf 3,6 Zähler. Das ist bereits der
dritte Rückgang in Folge und der niedrigste Wert seit fast einem
Jahr. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen
hatten nur mit einem Rückgang auf 17,0 Punkte gerechnet.

"Die Hoffnung auf eine baldige Besserung der wirtschaftlichen Lage schwindet zusehends", kommentierte ZEW-Chef Achim Wambach die Entwicklung. Ähnlich sehen das Banken-Ökonomen. "Der Optimismus aus dem Frühjahr ist verschwunden", sagte der Deutschland-Chefvolkswirt von Deutsche Bank Research, Robin Winkler. "Es zeichnet sich ein trüber Herbst ab."



EZB-ZINSSENKUNGEN HELFEN NOCH NICHT
 
Die Anzahl der Optimisten und Pessimisten für die
Konjunkturaussichten halte sich mittlerweile die Waage, sagte
ZEW-Chef Wambach. Daran habe auch die gelockerte Geldpolitik der
Europäischen Zentralbank (EZB) nichts geändert, die ihren
Leitzins im Juni und im September gesenkt hat. "Den
Zinsentscheid der EZB scheinen die meisten Befragten bei ihrer
Erwartungsbildung bereits eingepreist zu haben", sagte Wambach
dazu.

Die deutsche Wirtschaft steckt aktuell mit einem Bein in der Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im zweiten Quartal um 0,1 Prozent, nachdem es in den ersten drei Monaten des Jahres noch zu einem Wachstum von 0,2 Prozent gereicht hatte. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von einer technischen Rezession gesprochen. "Für einen nachhaltigen Aufschwung müssten sich die Auftragsbücher der deutschen Unternehmen wieder füllen", sagt der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Doch genau daran hapert es im Moment."

Schwer tut sich vor allem die im internationalen Wettbewerb stehende Industrie. "Besonders aus der Automobilbranche und der Stahlindustrie gibt es schlechte Nachrichten", sagte der Konjunkturanalyst der DZ Bank, Christoph Swonke. "Entlassungen sind nicht mehr ausgeschlossen." Das verunsichere auch die Verbraucher.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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