Berlin, 12. Nov (Reuters) - Die 3,9 Millionen Beschäftigten in der deutschen Metall- und Elektroindustrie bekommen in den nächsten gut zwei Jahren nach Berechnungen der IG Metall im Schnitt insgesamt 5,5 Prozent mehr Entgelt. Die Löhne und Gehälter werden zum 1. April 2025 um 2,0 Prozent, ein Jahr später dann um weitere 3,1 Prozent erhöht, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Daniel Friedrich am Dienstag in Hamburg. Spätestens im Februar 2025 sollen die Arbeitnehmer zudem eine Einmalzahlung von 600 Euro erhalten. Der Tarifvertrag läuft über 25 Monate. Ökonomen sagten dazu in ersten Reaktionen:
"Das hört sich nach einem vernünftigen Abschluss an. Die IG-Metall ist offensichtlich unter dem Eindruck der anhaltenden Rezession in der Industrie und den ausgeprägten Problemen in der Automobilindustrie von ihren ursprünglich hohen Forderungen abgerückt. Eine Rolle dabei dürfte auch der Wahlsieg von Donald Trump in den USA gespielt haben, denn hohe Zölle auf deutsche Autos und Maschinen werden den Sektor zusätzlich unter Druck bringen."
"Dieser Abschluss signalisiert eine deutliche Kehrtwende: weg von starken Lohnerhöhungen zum Ausgleich von Kaufkraftverlusten, hin zu Arbeitsplatzsicherung. Es ist ein Abschluss, der die EZB glücklich machen wird, da von ihm wenig Inflationsgefahr ausgehen wird. Es ist aber auch ein Abschluss, der der aktuellen Entwicklung in der deutschen Industrie ganz deutlich Tribut zollt. Die Hiobsbotschaften aus Wolfsburg, aber auch aus anderen Industriestandorten haben ihre Spuren hinterlassen. Ob man mit dieser wieder eingekehrten Lohnzurückhaltung langfristig wirklich Arbeitsplätze sichern kann, steht aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung allerdings in den Sternen."
"Das ist ein sehr maßvoller Abschluss. Die Tariflohnerhöhungen werden der schwierigen Situation im Verarbeitenden Gewerbe gerecht. Die Arbeitgeber werden die Tariflohnerhöhung stemmen können. Ein stärkerer Lohnanstieg wäre in Anbetracht von Entlassungen nicht gerechtfertigt gewesen."
(Bericht von Klaus Lauer und Rene Wagner - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)