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26.09.2024 /17:03:06
STICHWORT-Schenker und Covestro hübschen deutsche M&A-Bilanz auf

(freizur Veröffentlichung - auch online - ab 30. September)
26. Sep (Reuters) - Eine Handvoll Mega-Deals haben im
Sommerdie Bilanz von Bankern, Beratern und Wirtschaftsjuristen
bei Fusionen und Übernahmen (M&A) in Deutschland deutlich
aufgehübscht. In den ersten neun Monaten des Jahres hatten
deutsche Unternehmen - als Käufer oder als Verkäufer - bei
Transaktionen im Wert von 111,2 Milliarden Dollar die Finger im
Spiel,wie aus den vierteljährlichen "League Tables" des
Börsenbetreibers und Finanzdatenanbieters LSEG
hervorgeht. Das Volumen ist damit 39 Prozent höher als ein Jahr
zuvor.

"Im Sommer haben sich einige Transaktionen materialisiert, an denen schon lange gearbeitet wurde. Das passt ins Bild, dass zurzeit viele Prozesse komplexer sind und nach wie vor länger dauern", sagt Investmentbanker Tibor Kossa von der US-Bank Goldman Sachs <GS.N>, die die Rangliste der aktivsten Berater in Deutschland weiter anführt. "Bei großen Unternehmen zeigt sich immer mehr Handlungsdruck, der sich weiter beschleunigen wird" - sowohl, was strategische Zukäufe als auch Bereinigungen in der Unternehmensstruktur betreffe. Lukas Poensgen, M&A-Chef der Bank of America (BofA Securities) erwartet noch mehr Geschäft bis zum Jahresende. Einige größere Transaktionen befänden sich kurz vor dem Abschluss.

Was noch fehlt, seien mittelgroße Transaktionen, sagt sein Goldman-Sachs-Kollege Christopher Droege. Auch Finanzinvestoren hielten sich zurück, weil die Vorstellungen über die Kaufpreise noch immer auseinanderklafften. Private Equity kaufte in diesem Jahr bisher deutsche Unternehmen für 21,1 Milliarden Dollar, 16 Prozent mehr als 2023.

DIE GRÖSSTEN ÜBERNAHMEN:

* Mit einem Volumen von 15,8 Milliarden Dollar ist der Verkauf der Spedition SCHENKER die bisher größte Transaktion des Jahres. Die Deutsche Bahn hat dem dänischen Konkurrenten DSV den Zuschlag erteilt, der den Finanzinvestor CVC <CVC.AS> ausstach.

* Das Tauziehen um den Kunststoff-Konzern COVESTRO <1COV.DE> zieht sich seit mehr als einem Jahr hin. Ende Juni stellte der Öl-Riese Adnoc aus Abu Dhabi endlich ein konkretes Angebot über 62 Euro je Aktie in Aussicht, das Covestro mit 14,8 Milliarden Dollar bewertet. Doch noch läuft die eingehende Prüfung der Bücher.

* Auf Platz drei der League Tables gerutscht ist die 4,95 Milliarden Dollar schwere Übernahme des börsennotierten Hamburger Wind- und Solarparkbetreibers ENCAVIS <ECVG.DE> durch den US-Finanzinvestor KKR <KKR.N>. Die Familie Viessmann tritt dabei als Co-Investor auf.

* Die US-Tochter der DEUTSCHEN TELEKOM <DTEGn.DE>, T-Mobile US <TMUS.O>, kommt gleich mit zwei Übernahmen in der Rangliste vor. Für 4,5 Milliarden Dollar übernimmt sie fast das gesamte Geschäft des Rivalen US Cellular <USM.N> einschließlich Kunden und Handy-Frequenzen. Dazu kommt der Kauf des Glasfasernetz-Betreibers Metronet für 4,7 Milliarden Dollar, für den sich T-Mobile mit dem Investor KKR <KKR.N> verbündet hat.

* Auch ROBERT BOSCH taucht in der Rangliste gleich zweimal auf - mit zwei Teilen einer Übernahme: Der Stuttgarter Konzern zahlt 8,1 Milliarden Dollar für das Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen-Geschäft des US-Gebäudetechnik-Konzerns Johnson Controls <JCI.N>. Dazu gehört auch das Klimatechnik-Joint-Venture der Amerikaner mit der japanischen Hitachi. Die Japaner halten 40 Prozent an der 2015 gegründeten Gemeinschaftsfirma, die allein mit 3,5 Milliarden Dollar bewertet wird.

* Die Aufspaltung von AXEL SPRINGER ist in der Rangliste noch nicht enthalten, weil sie erst nach dem Stichtag (17. September) bekanntgegeben wurde. Das Mediengeschäft geht in den Besitz der Familie und von Vorstandschef Mathias Döpfner über, der Finanzinvestor KKR und der kanadische Pensionsfonds CPPIB übernehmen die Mehrheit am Anzeigen- und Internet-Geschäft. Der Berliner Medienkonzern wird dabei mit 13,5 Milliarden Euro bewertet.

DIE ERFOLGREICHSTEN BERATER:

* Die größten Transaktionen bestimmen auch die Rangliste der Investmentbanken. Goldman Sachs stand sowohl bei Schenker als auch bei Covestro auf der Seite des Übernahmeziels, Morgan Stanley beriet ebenfalls Schenker und unterstützt bei Covestro den Kaufinteressenten vom Golf. Damit führt Goldman Sachs mit einem Volumen von 61,2 Milliarden Dollar die Rangliste an vor Morgan Stanley mit 56,0 Milliarden. BNP Paribas <BNP.PA> hat auf Platz drei schon großen Rückstand. JPMorgan <JPM.N>, vor einem Jahr noch die Nummer eins, muss sich in diesem Jahr bisher mit Platz zwölf begnügen.

* Im Geschäft mit Eigenkapital-Emissionen und -Platzierungen (ECM) führte Mitte September die Deutsche Bank  <DBKGn.DE>(2,07 Milliarden Dollar) knapp vor JP Morgan <JPM.N> (1,85 Milliarden) und Morgan Stanley (1,39 Milliarden). Die 700 Millionen Euro schwere Platzierung von Commerzbank <CBKG.DE>-Aktien, die an die italienische UniCredit gingen, dürfte aber JPMorgan vorrücken lassen. Am laufenden Börsengang des Wissenschaftsverlags Springer Nature sind alle drei beteiligt.

* Bei Fremdkapital-Transaktionen baut die Deutsche Bank mit 114 Emissionen im Volumen von 27,3 Milliarden Dollar ihren Vorsprung noch aus. Auf Rang zwei vorgeschoben hat sich BofA Securities mit 50 Emissionen über 15,4 Milliarden Dollar, die JPMorgan (14,7 Milliarden) knapp auf Platz drei verdrängt.

(Zusammengestellt von Alexander Hübner in München Redigiert von Olaf Brenner Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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