Berlin, 16. Jan (Reuters) - Die Unternehmen in Deutschland wollen ihre Preise wieder vermehrt anheben. Das Barometer für deren Preiserwartungen stieg im Dezember deutlich auf 19,7 Punkte und damit auf den höchsten Wert seit April 2023, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner Umfrage mitteilte. Im November lag der Wert noch bei 15,8 Zählern. Zu diesem Anstieg haben alle Wirtschaftsbereiche beigetragen. "In den kommenden Monaten dürfte sich die Inflationsrate bei etwa 2,5 Prozent und damit über dem Ziel der Europäischen Zentralbank einpendeln", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Die EZB strebt einen Wert von zwei Prozent an.
Bei den konsumnahen Dienstleistern inklusive der Einzelhändler zogen die Preiserwartungen auf 27,1 Punkte an, von 25,8 im November. Auch im Verarbeitenden Gewerbe und bei den unternehmensnahen Dienstleistern (inklusive Großhändler) kam es zu einem Anstieg. "Im Bauhauptgewerbe wollen zwar weiterhin mehr Unternehmen ihre Preise senken als erhöhen", so die Münchner Forscher. "Aber auch hier stieg der Indikator deutlich."
Ökonomen zufolge dürfte die EZB trotz der Inflationsrisiken ihren Leitzins in diesem Jahr weiter senken. Der nächste Schritt wird bereits für Ende Januar erwartet. Die schwächelnde Konjunktur kann frische Impulse durch günstigere Finanzierungsbedingungen gut gebrauchen. Deutschland als Europas Wirtschaftsmacht Nummer eins hat zwei Rezessionsjahre hinter sich. Im vergangenen Jahr hatten die Währungshüter ihren Leitzins wegen der nachlassenden Inflation viermal gesenkt.
Die Punkte bei den Ifo-Preiserwartungen geben an, wie viel Prozent der Unternehmen per saldo ihre Preise erhöhen wollen. Der Saldo ergibt sich, indem man vom prozentualen Anteil der Unternehmen, die ihre Preise anheben wollen, den prozentualen Anteil derer abzieht, die ihre Preise senken wollen.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)