Stockholm/Brüssel, 16. Jan (Reuters) - Wegen des angeblich illegalen Transfers von Nutzerdaten haben Datenschützer Beschwerde gegen die Video-Plattform Tiktok, den Modehändler Shein und weitere chinesische Firmen eingereicht. Es seien sechs Verfahren in vier verschiedenen EU-Staaten angestoßen worden, teilte die Gruppe None Of Your Business (NOYB, "Geht Dich Nichts An") des Bürgerrechtsaktivisten Max Schrems am Donnerstag mit. Es sei das erste Vorgehen der Organisation gegen chinesische Firmen. NOYB hatte sich bislang vor allem US-Technologiekonzerne wie die Facebook-Mutter Meta <META.O> oder den Kurznachrichtendienst X des Milliardärs Elon Musk vorgeknöpft.
Die Datenschützer monieren den Informationstransfer auch beim chinesischen Smartphone-Anbieter Xiaomi <1810.HK>, bei den Online-Händlern AliExpress und Temu sowie beim Messengerdienst WeChat des Technologie-Konzerns Tencent <0700.HK>. NOYB wolle mit der Beschwerde den Datentransfer unterbinden und die Unternehmen zu Strafzahlungen verurteilen lassen. Diese können bis zu vier Prozent des jährlichen weltweiten Jahresumsatzes betragen.
Der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zufolge dürfen Nutzerdaten nur dann in Staaten außerhalb der Europäischen Union (EU) transferiert werden, wenn dort der Datenschutz gewährleistet ist. "Da China ein autoritärer Überwachungsstaat ist, ist glasklar, dass China nicht das gleiche Maß an Datenschutz bietet wie die EU", sagte NOYB-Datenschutzanwältin Kleanthi Sardeli.
(Bericht von Supantha Mukherjee und Foo Yun Chee; geschrieben von Hakan Ersen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)